Städtliwerkstatt – gemeinsam die Gemeinde gestalten

18.07.2019 Schweizer Städte schrumpfen und doch wird immer weitergebaut. So der Fall in Huttwil. Der hohe Wohnungsleerstand hat jedoch negative volkswirtschaftliche und kulturelle Folgen. Mit dem Projekt «Städtliwerkstatt» der Berner Fachhochschule werden nun Massnahmen ergriffen für ein attraktiveres Städtli, welche die Bevölkerung aktiv miteinbeziehen.

Städtliwerkstatt Huttwil
Huttwil

In der Schweiz schrumpfen die Städte, doch wird diese Tatsache bei raumplanerischen Massnahmen oft stark ausgeblendet. Vielmehr gilt Wachstum seit der Industrialisierung als das universale Muster der Stadtentwicklung – so auch in Huttwil. «Investoren bauen heute Häuser und Wohnungen zum Parkieren ihres Kapitals, und nicht für die Menschen, welche die Wohnungen nutzen», bringt Prof. Christine Seidler von der Berner Fachhochschule BFH und Leiterin des Projekts Städtliwerkstatt, auf den Punkt. Doch der hohe Wohnungsleerbestand in der Gemeinde zieht volkswirtschaftliche und kulturelle Effekte nach sich. Das grosse Wohnungsangebot drückt auf die Immobilienpreise und die sinkenden Mieten ziehen Personen mit wenig Ressourcen an. Für Huttwil bedeutet dies: sinkende Steuerkraft und höhere Ausgaben. Ein negativer Strukturwandel setzt sich ein.

Es sind daher ganzheitliche raumplanerische Lösungsansätze gefragt, welche sowohl das Thema Identität sowie auch langfristige Perspektiven miteinbeziehen. Dieser Ansatz wird nun in Huttwil mit dem Projekt Städtliwerkstatt verfolgt und umgesetzt. «Das Ziel ist die Planung von entsprechenden Massnahmen zur Stärkung der Identität sowie der Steigerung der Attraktivität von Huttwil», so Prof. Seidler. Leerstand und Schrumpfung als Ausgangslage bietet der Stadtentwicklung neue Chancen, wie beispielsweise weniger Dichte, mehr Grünraum und Lebensqualität sowie mehr Raum für kulturelle, soziale oder gesellschaftliche Nutzungen.  

Jugendliche prägen ihre Zukunft mit

Auch junge Menschen können sich als «Expertinnen und Experten in eigener Sache» aktiv im Gemeinde-Projekt einbringen und sich dadurch mit dem Ort positiv identifizieren. Eine weitere Massnahme ist zudem die Untersuchung und Stärkung des Stadtkerns und die Erarbeitung von Vorschlägen für anderweitige Nutzungen. Weiter soll schnellstmöglich ein Spielplatzkonzept erarbeitet werden, dass dem dringenden Bedürfnis nach mehr Spielplätzen entgegenkommt. Weitere Brennpunkte in Huttwil stellen die Durchführung der Jahrmärkte dar sowie die Nutzung des Brunnenplatzes. Zwischen September und November sind zu diesen Themen Workshops geplant.

Die Bevölkerung als Stadtmacher

Der Kompetenzbereich Dencity am Institut für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ISI der BFH hat für einen optimalen Austausch mit der Bevölkerung von Huttwil die Website www.stedtliwerkstatt.ch eingerichtet. Die Menschen von Huttwil können ihre Ideen auf der Webseite eingeben und diese zusammen diskutieren sowie weiterentwickeln. Anschliessend werden die Vorschläge von Experten der BFH aufbereitet und zu Projektentwürfen ausgearbeitet. So besteht eine Plattform, auf der die Ideen und Wünsche der Bevölkerung Ausgangspunkt sind für eine neue Form der Stadtentwicklung.