Nachbericht 4. Burgdorfer Brückenbautag

03.10.2022 Nachdem der Burgdorfer Brückenbautag erst 2019 aus der Taufe gehoben wurde, fand am 15. September 2022 bereits die vierte Veranstaltung statt. Die Tagungsreihe wurde durch die Termine im September relativ wenig durch Corona beeinflusst. Trotzdem freuten sich viele Brückenbauingenieur*innen, an der Tagung wieder in Präsenz teilzunehmen: Von den über 120 Besuchenden nahmen nur ca. 15 Personen online teil.

In der Einleitung verwies Prof. Dr. Dirk Proske darauf, dass in den vergangenen Monaten verschiedene Preise an Schweizer Brückenbauingenieure verliehen wurden oder die Ingenieure an den Preisen beteiligt waren. Dies ist ein grosser Erfolg.

Im ersten Fachvortrag sprach Dr. Armand Fürst über die Forschungsaktivitäten beim ASTRA. Das ASTRA verwaltet ca. 4’500 Brücken und legt damit neben der SBB die wichtigsten praxisrelevanten Forschungsthemen fest. Dr. Armand Fürst ging sehr ausführlich auf die Geschichte des Autobahnbrückenbaus und die sich daraus für die heutigen Ingenieur*innen ergebenden Forschungsthemen ein.

Prof. Dr. Aurelio Muttoni von der EPFL berichtete über den Neubau zweier Brücken mit unterspanntem Betonüberbau im Calancatal. Er zeigte eindrucksvoll, wie man mit wenigen Rechnungen die Vorbemessung einer solchen Brücke durchführen kann. Darüber hinaus sprach er über verschiedene Details.

Dr. Oliver Bruckermann befasste sich mit der überaus komplexen Überbauung der A1 in St. Gallen. Diese Bauwerke erforderte eine Vielzahl von Sonderlösungen. So wurde jeder der über 140 Spannbetonbinder individuell bemessen und ausgeführt.

Nach der Kaffeepause sprach Gianfranco Bronzini über den Wiederaufbau in Bondo. Dieser Ort war in den letzten Jahren von mehreren Murenabgängen betroffen, die unter anderem auch Brücken zerstörten. Die Brücken mussten sowohl Sicherheitsaspekten genügen als auch gestalterisch in die Landschaft passen.

Vor dem Mittagessen sprachen Dimian Lüthi und Dr. Martin Bimschas über die Nachrechnung der Tössbrücke in Wilda. Dabei handelt es sich um eine Spannbetonbrücke mit offenen Bügeln. Dies erforderte die Entwicklung neuer ingenieurtechnischer Modelle. Ausserdem wurde moderne Finite Elemente Software zur Nachrechnung verwendet. Gleichwohl wiesen die Referierenden darauf hin, dass solch eine Software ein ausreichendes Verständnis erfordern.

Nach dem Mittagessen sprach Fabian Graber über die Erfahrungen im Brückenbau mit Seil- und Seilnetzstrukturen. Auch wenn es sich bisher um kleine Brücken handelte, so wurden die Möglichkeiten sichtbar. Darüber hinaus wurden sowohl im Vortrag als auch in der Diskussion konkrete technische Fragestellungen diskutiert.

Im Anschluss berichteten Dr. Simon Hoffmann und Max Haschenz über die Reglementierung von Fahrbahnübergangskonstruktionen in Europa und der Schweiz. Es wurde deutlich, dass die Anforderungen in der Schweiz teilweise deutlich höher sind als in anderen Ländern. Dadurch kann aber eine verbesserte Lebens- und Nutzungsdauer erreicht werden.

Im letzten Vortrag der Veranstaltung sprach Prof. Dr. Dirk Proske über miniaturisierte Murenanprallversuche gegen Brücken. Diese Versuche werden zurzeit in Wien am Institut für Alpine Naturgefahren an der Universität für Bodenkultur durchgeführt. Brücken werden im Alpinen Raum häufig durch Muren zerstört oder beschädigt.

talter danken recht herzlich dem Organisationsteam, den Referierenden und den Teilnehmenden. Die Veranstaltung war durch eine offene und herzliche Atmosphäre geprägt, welches sich auch durch die grosse Anzahl Teilnehmer am Apéro widerspiegelte.

Der 5. Burgdorfer Brückenbautag findet am 14. September 2023 statt.

Wir freuen uns bereits heute auf Ihre Teilnahme!