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«Eine Baumaschine von 30 Tonnen zu bedienen, war etwas ganz anderes, als einen kleinen Schreibstift in der Hand zu haben!»
19.05.2023 Vergangene Woche begaben sich die Studierenden im 2. Semester des Bachelors Bauingenieurwesen in die Baupraxiswoche. Während einer Woche erhielten die Studierenden einen praxisbezogenen Einblick in die Tätigkeiten und Funktion einer Bauunternehmung: Sie lernten mehr über den Einsatz von Maschinen und Geräten, deren Umgang, Einsatzmöglichkeiten sowie die wichtigsten Sicherheitsaspekte.
Die Studierenden besuchten die Betriebe Uetendorf, den Werkhof der Frutiger Gruppe und deren Baustellen und erarbeiteten in einer Fallstudie in Kleingruppe Aufgabenstellungen zu Bauabläufen, Baustelleninstallationen, Logistik, den Einsatz von Maschinen etc.
Unsere beiden Studierenden, Dominik Keller und Ruben Wagner, teilen ihre Eindrücke im gemeinsamen Erfahrungsbericht.
Montag | Erste praktische Erfahrung mit «BIM»
Am Montagmorgen konnten wir die Sicherheitsausrüstung von Frutiger für die ganze Woche ausleihen. Danach wurden wir über den Wochenablauf informiert, klare Regeln (Sicherheit geht vor!) wurden aufgestellt und die Firma Frutiger vorgestellt. Es war interessant, welchen Ursprung die Firma hat: Die Frutiger AG war zuerst eine Zimmerei und ist heute ein Grossunternehmen. Nach diesem interessanten Theorieteil konnten wir den Werkhof (Uetendorf) besichtigen. Dies war sehr spannend, da es dort sehr viele verschiedene Bereiche gibt (vom Lagerplatz der Kranteile bis zur Schalungsreinigungsanlage). Der Werkstattleiter konnte uns anhand der Teile die Funktion erklären. So konnte er beispielsweise das neue Schalungssystem vorstellen und die Unterschiede aufzeigen.
Am Nachmittag gingen wir auf die Baustelle in Bolligen – dies war das erste grössere BIM-Projekt (BIM = Building Information Modelling). Ich habe immer nur von BIM gehört, aber bisher noch nie eine Baustelle gesehen, wo dies angewendet wird. Ich war überrascht, wie es die Arbeiten des Poliers vereinfacht. Der Polier zeigte uns im Detail, wie er das 3D-Modell täglich verwendet.
Dienstag | Strassenbau und Maschinen-Parcours
Der Dienstagmorgen begann mit einem Theorieblock im Strassenbau. Das war spannend, da die meisten der Klasse nie im Strassenbau gearbeitet haben. Strassenbau ist echt eine Wissenschaft! Vieles war neu und ich konnte sehr vieles lernen und verstehen. Danach gingen wir auf einen kleine Werkhofanlage in Allmendingen. Dort wurde extra für unsere BFH-Klasse ein Strassenbelag eingebaut. Dieser war unglaublich heiss und man spürte das Material viel besser als es nur im Theorieraum erzählt zu bekommen. Wir konnten sehr nahe an dieser Maschine stehen und den ganzen Arbeitsablauf beobachten; dazu gab es noch eine kleine Fragerunde.
Am Nachmittag konnten wir verschiedene Kräne und Hebebühnen ausprobieren: Man musste meistens einen Parcours mit dem Kran bewältigen. Das war eines der Highlights der Woche!
Mittwoch | Tunnelbau und Fallstudie
Am Morgen ging es schon früh los in Richtung Gampel. Wir bildeten eine Fahrgemeinschaft, das Zusammenunterwegssein war sehr lustig. Auf der Baustelle empfing uns Stefan, der uns herzlich empfing. Da es eine kleine Gruppe war, konnte man viele Fragen zum Projekt und den Arbeitsprozessen stellen. Stefan hat sich sehr viel zeit genommen, uns diese Fragen im Detail zu beantworten. Die Arbeitsschritte und das Projekt waren sehr komplex – umso schöner, dass wir am Schluss das Ganze verstanden haben, nachdem es uns ausführlich erklärt worden war. Danach gingen wir auf die Baustelle und sahen die ganze Theorie vor Ort im Tunnel. Wir waren alle sprachlos, wie technisch und spannend diese Baustelle war.
Am Nachmittag bearbeiteten wir unseren Arbeitsauftrag (Fallstudie), in dem wir ein Bauprogramm zusammenstellen mussten. Zuerst mussten wir herausfinden, wie viele Arbeitsstunden die jeweiligen Arbeitsprozesse benötigen. Danach mussten wir schauen, welche Maschinen es bei welchem Arbeitsprozess benötigt, denn es gibt auch Maschinen, die es gleichzeitig braucht. Dadurch fanden wir heraus, dass es bestimmte Maschinen doppelt braucht. Erst jetzt waren wir so weit, dass wir einen Terminplan aufstellen konnten. Das Bauprogramm mussten wir dann am Freitag unseren Mitstudierenden vorstellen. Dieser Tag war definitiv ein Highlight.
Donnerstag | Labor und schwere Maschinen
Dieser Morgen begann mit einer Präsentation im Labor. Nach dem Labor hatten wir Zeit, um an unserer Fallstudie weiterzuarbeiten. Wir verteilten die Aufgaben in unserer Gruppe auf. Ich (Anm. Ruben Wagner) habe zum Beispiel das Bauprogramm fertiggestellt. Zum Mittagessen wurden wir von der Frutiger AG in der Kantine der Tochterfirma Balmholz am Thunersee eingeladen.
Der Nachmittag war wieder sehr abwechslungsreich und interessant. Wir konnten vom grossen Bagger bis zum kleinen Radlader alles selbst ausprobieren, herumfahren und bedienen. Wir haben uns über das Vertrauen, das uns bei der Bedienung der Maschinen entgegengebracht wurde, sehr gefreut (selbstverständlich gab es eine Einweisung durch die Instrukteure). Eine Baumaschine von 30 Tonnen zu bedienen, war etwas ganz anderes, als einen kleinen Schreibstift in der Hand zu haben.
Freitag | Brückenwettbewerb, Teamwork, Stahlbau und ein gelungener Abschluss
Der Freitag begann mit einer Gruppenaufgabe. Wir durften in 40 Minuten eine Brücke aus Papier bauen. Dabei gab es verschiedene Rahmenbedingungen, die die Brücke erfüllen musste. Jede Gruppe war sehr motiviert, diesen Wettbewerb zu gewinnen. Unsere Brücke hatte zu viel Leim, der bis zum Test nicht trocknete. Daher war unsere Brücke leider nicht so stabil. Es ging jedoch nicht um die Brücke, sondern um die Struktur und das Verhalten in der Gruppe – es war also richtig Teamarbeit!
In einem weiteren Teil hörten wir einen Vortrag zum Thema Stahlbau. Als krönenden Abschluss dieser hochspannenden und praktischen Woche konnten wir den Abend bei einem gemeinsamen Apéro ausklingen lassen.