Elena Nedelkoska – «Mein Tipp an alle Jungen: Probiert etwas aus!»

«Obwohl es im ersten Anlauf noch nicht geklappt hat, habe ich wertvolle Erfahrungen gemacht», sagt Elena Nedelkoska. Die Holzingenieurin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der BFH konnte ihre Vision eines Start-ups vorerst nicht umsetzen. Aber sie ist einen grossen Schritt weitergekommen.

Elena Nedelkoska, Sie sind vor fünf Jahren in die Schweiz gekommen, um an der BFH den Masterstudiengang in Wood Technology zu absolvieren. Was hat Sie dazu motiviert?

Ich hatte in meiner Heimat Nord-Mazedonien einen Bachelor «Interieur und Möbeldesign» gemacht und war dann fünf Jahre als Innenarchitektin tätig. Dann fand ich, dass es Zeit ist für etwas Neues. Mich interessierte die andere Seite der Objekte, mit denen ich bis dahin gearbeitet hatte: das Material an sich. Da war ein Studium in Holztechnologie an der BFH genau das Richtige. Schon im Studium habe ich zu 50 Prozent als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Thema Holzverdichtung gearbeitet und dann meine Master-Thesis dazu geschrieben. Die BFH forscht schon eine Weile an der Technologie, wie man einheimisches Holz so bearbeiten kann, dass es praktisch die Eigenschaft von Tropenholz annimmt.

Die Erfahrung auf dem Gebiet der Holzverdichtung ist dann in Ihr Projekt WoDens Technology eingeflossen. Welche Idee steckt dahinter?

Als ich in unseren Labors zum ersten Mal verdichtetes Holz sah und berührte, war es um mich geschehen – ich habe mich in das Material verliebt! Von da an habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich daraus Möbelstücke oder Schmuck herstellen könnte. Speziell interessiert hat mich die Frage, wie man das Holz beim Verdichtungsprozess mit beliebigen Farben einfärben könnte. Das Ziel ist eigentlich, die Wertigkeit von Schweizer Holz zu erhöhen – und zwar mit umweltverträglichen Methoden.

Wie wichtig ist Ihnen der ökologische Aspekt?

Wenn wir einheimische Rohstoffe und Produkte verwenden, ist das gut für die Umwelt, denn damit vermeiden wir Warentransporte. Wir können sicher nicht auf alle Importe verzichten, aber wir sollten uns in diese Richtung bewegen.

Wie schwierig war es, ein Produkt für den Markt zu entwickeln?

Es war mein Chef, der mir vorschlug, mit der Technologie der Holzverdichtung ein Start-up zu gründen. Ich dachte mir: Ok, das tönt interessant. Ich hatte mir ja schon als Kind immer vorgestellt, wie ich später einmal zusammen mit einem Team kreativ tätig sein und Dinge entwerfen würde, die für andere Menschen nützlich sind. Hier bot sich nun eine Möglichkeit. Aber wir standen erst ganz am Anfang. Die Technologie musste weiterentwickelt werden. Und um ein Unternehmen zu gründen, muss man sich zuerst einmal über das Geschäftsmodell im Klaren sein.

Wie sah Ihr Geschäftsmodell aus?

Es war ein B2B-Konzept: WoDens Technology sollte Holzwerkstoffe mit spezifischen Eigenschaften für Hersteller zum Beispiel von Möbeln oder von Schmuck produzieren. Es ging also nicht darum, eigene Objekte zu designen. Das möchte ich dann schon irgendwann tun, aber man muss Schritt für Schritt vorwärtsgehen. Als erstes beschlossen wir, am Programm «First Ventures» der Gebert Rüf Stiftung teilzunehmen. Diese unterstützt Studierende, die eine innovative Geschäftsidee entwickeln und diese mit einem Spin-off nach dem Studium umsetzen wollen.

Sie mussten also eine Projekteingabe verfassen.

Ja, und zwar eine, die das Geschäftsmodell genau beschreibt. Das war für mich etwas Neues, ich musste recherchieren und Marktforschung betreiben. Dabei wurde ich von meinen Kollegen, den Dozenten, aber auch von Studierenden des Departements Wirtschaft der BFH unterstützt. Daraus entstand praktisch ein interdisziplinäres Team von Experten, in dem alle vom Wissen der anderen profitierten. Hilfreich waren für mich auch die Erfahrungen aus meiner beruflichen Tätigkeit als Innendesignerin. Damals betreute ich Kunden von der ersten Idee bis zum Abschluss der Projekte. Dieser Austausch war mir immer sehr wichtig. Das kam mir zugute, als ich für meine Marktforschung Unternehmen in verschiedenen Branchen besuchte, um ihre Bedürfnisse abzuklären.

Obschon Sie einen «First Ventures»-Unterstützungsbeitrag gewonnen haben, wurde dann doch nichts aus dem Spin-off WoDens Technology. Warum?

WoDens Technology ist noch nicht reif für ein Unternehmen, aber wir werden im Rahmen von Innosuisse-Projekten und zusammen mit industriellen Partnern weiter daran arbeiten. Wir wissen jetzt, was noch fehlt zu einem Produkt mit guten Marktchancen. Wir müssen noch einige technische Herausforderungen meistern und die Kosten unseres Verfahrens senken. Daran arbeiten wir jetzt.

Sind Sie zuversichtlich, dass aus Ihrer Vision einmal Realität wird?

Auf dem Weg zu einem Unternehmen muss man flexibel und offen sein. Ich möchte natürlich, dass das Konzept irgendwann funktioniert.

Sie sind aber nicht enttäuscht, dass es nicht sofort geklappt hat?

Überhaupt nicht. Das ist Teil der Reise und keine Tragödie, wenn sich die Dinge anders entwickeln als geplant. Niemand fällt gerne an einer Prüfung durch. Und mit einer Geschäftsidee und einem Unternehmen ist es dasselbe: Niemand möchte scheitern. Obwohl es im ersten Anlauf noch nicht geklappt hat, habe ich trotzdem wertvolle Erfahrungen gemacht. Und jede Erfahrung wird mir irgendwann nützen. Wer kein Risiko eingeht, kann zwar auch nicht scheitern. Aber er verzichtet auf wertvolle Erfahrungen. Das ist mein Tipp an alle Jungen: Probiert etwas aus! Wenn es nicht funktioniert, habt ihr etwas gelernt und werdet davon profitieren. Wer weiss, wohin euch euer Weg noch führen wird…

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Elena Nedelkoska, Projekt WoDens Technology

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