3 Fragen an Dr. Diana Romano und Andrea Eggli, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der BFH

08.03.2021 Belastende Gespräche, konfrontative Situationen und aufreibende Abklärungen gehören zum Alltag von Sozialarbeitenden. Was braucht es, damit dies nicht ihr Wohlbefinden beeinträchtigt? Die Arbeits- und Organisationspsychologinnen Diana Romano und Andrea Eggli erforschen wie Sozialarbeitende besser mit Stress umgehen können. Ihre Erkenntnisse sind in den Fachkurs «Organisationen gestalten und entwickeln: gesund statt ausgebrannt» eingeflossen.

Corona hat den Bürostress ins Homeoffice verlegt. Welche Strategien dagegen sind im Homeoffice-Alltag hilfreich?

Wer mit Homeoffice Mühe hat, sollte versuchen, die regulären Arbeitszeiten einzuhalten und sich einen möglichst ruhigen und ergonomischen Arbeitsbereich einzurichten. Während des Arbeitstages ist es wichtig, regelmässig Pausen einzulegen, sich zu bewegen und auch mal vor die Tür zu gehen, um den Kopf durchzulüften. Damit sozialer Austausch und Team-Spirit nicht zu kurz kommen, ist es wichtig, den Kontakt mit Arbeitskolleg*innen zu pflegen. Im Homeoffice läuft man Gefahr, dass sich die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit vermischen. Daher sollte man sich Auszeiten einplanen und gönnen. Hilfreich ist es ausserdem, den Arbeitsbereich vom Rest der Wohnung abzugrenzen, damit man sich nach Feierabend auch tatsächlich erholen kann. Um sich gedanklich von der Arbeit zu distanzieren, hilft es, wenn man nach Arbeitsende keine E-Mails mehr liest oder bearbeitet.

Die momentane Situation ist für Führungspersonen ungewöhnlich. Was hilft ihnen, um bei ihren Mitarbeitenden Stress zu erkennen – und wie können sie die Betroffenen unterstützen?

Vorgesetzte sollten im regelmässigen Kontakt zu ihren Mitarbeitenden stehen, damit Probleme und Sorgen schnell erkannt und offen angesprochen werden können. Hierfür ist eine wertschätzende Vertrauensbasis von grosser Bedeutung. Mitarbeitende sollen offen über Probleme und Schwierigkeiten sprechen können, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Führungskräfte sollen das Feedback der Mitarbeitenden und ihre Sorgen ernst nehmen. Es kann vorkommen, dass Mitarbeitende nicht völlig offen kommunizieren. Umso wichtiger ist es, dass Führungspersonen genau hinschauen und -hören. So können sie Änderungen im Verhalten wahrnehmen, etwa dass ein Mitarbeitender genervt, wütend oder traurig ist oder sich im Homeoffice verschanzt und sich kaum mit anderen austauscht. Man sollte sich auch nicht scheuen, Tipps und Tricks für den Homeoffice-Alltag im Team zu teilen. Aber vor allem sollten Vorgesetzte in dieser schwierigen Zeit nicht vergessen, Wertschätzung und Lob gegenüber Mitarbeitenden zu äussern und nicht etwa implizit das Gefühl des «Kontrolliert-Werdens» vermitteln.

Was kann man in Ihrem Fachkurs lernen? Und gelingt es danach, Stress besser zu bewältigen?

Im Fachkurs «Organisationen gestalten und entwickeln: gesund statt ausgebrannt» lernen Führungskräfte Stress zu erkennen, zu vermeiden und zu bekämpfen. Sie wissen danach über typische Stress-Symptomatiken Bescheid und können diese mit ihren Mitarbeitenden in angemessener Weise ansprechen. Die gemeinsame Entwicklung von Bewältigungsstrategien mit den Mitarbeitenden, ist eine weitere Kompetenz, welche die Teilnehmenden erlangen können. Der Fachkurs bietet zudem Gelegenheit gesundheitsfördernde Bedingungen der eigenen Organisation zu evaluieren, mögliche Schwachstellen zu identifizieren und angemessene Optimierungen zu entwickeln. Man kriegt verschiedene Stressentstehungsmodelle und Analyseverfahren vorgestellt und lernt, diese in der eigenen Organisation einzusetzen. Ausserdem werden vorhandene Ressourcen gestärkt und man kann Resilienz, also eine gewisse Widerstandsfähigkeit einüben. 

Romano und Eggli
Rubrik: Weiterbildung