«fagus noir» – Ästhetische dunkle Möbel aus Schweizer Buchenholz

18.08.2021 Am Institut für Werkstoffe und Holztechnologie IWH der Berner Fachhochschule BFH forschten zwei Produktdesign-Masterstudenten der FHNW an einem natürlichen Färbeverfahren für Schweizer Buchenholz. Das Ziel der ehemaligen BFH Holztechnik Studenten: Durch dunkle und intensive Farben den Wert des lokalen Laubholzes erhöhen. Mit dem entwickelten «fagus noir» wurde bereits ein von den beiden entworfenes Design Ensemble produziert sowie ein Stuhlmodell des Möbelherstellers horgenglarus.

Im Möbeldesign und in der Innenarchitektur sind dunkle und ausdrucksstarke Holzarten wie Eichen-, Nuss- oder Kirschenholz beliebt. Dieses Holz kommt in europäischen Wäldern aber nur in geringem Umfang vor und wird daher oft aus dem Ausland importiert. Die Rotbuche dagegen ist der am meisten verbreitete Laubbaum in Europa. Schon nur in der Schweiz ist jeder fünfte Baum eine Buche. Sie endet jedoch aufgrund der geringen Nachfrage grösstenteils als Brennholz oder wird billig ins Ausland exportiert.  

Die Buche in anderer Farbe «wachsen lassen»

Am Institut für Werkstoffe und Holztechnologie IWH der Berner Fachhochschule BFH wird seit 2015 an einem Verfahren mit natürlichen Inhaltsstoffen geforscht, dass dem Schweizer Buchenholz einen dunkleren Farbton verleiht. Der Prozess basiert auf einer natürlichen Reaktion der Stoffe Tannin und Eisen im Holz, wobei sich letzteres dunkel und gräulich verfärbt. Nach der chemischen Reaktion vermittelt das Buchenholz den Eindruck, bereits in dieser Farbe gewachsen zu sein.

Gabriel Köferli und Lars Zinniker, zwei Holztechnik-Alumni der BFH und jetzige Produktdesign Studenten der Fachhochschule Nordwestschweiz, haben sich das Ziel gesetzt die Attraktivität der Schweizer Buche zu erhöhen. Die zwei Designer und Holzingenieure verbrachten im Rahmen ihrer Masterthesis mehr als ein halbes Jahr im Forschungslabor des Instituts für Werkstoffe und Holztechnologie IWH. Aufbauend auf den grundlegenden Ergebnissen vorangegangener Forschungsarbeiten wurden Prozesse optimiert und das natürliche Farbgebungsverfahren weiterentwickelt. «In dieser Zeit konnten wir die Einstellung von Lösungskonzentrationen sowie die Dauer und Reihenfolge der Imprägnierung optimieren», sagt Gabriel Köferli. «Weiter funktioniert das Verfahren nun auch in grösserem Massstab, ist aber weiterhin ressourcensparend», so Köferli. Am Ende der intensiven Forschungszeit resultierten zwei Buchenholz-Farben unter dem Namen «fagus noir»: Ein homogen eingefärbtes und ein aufgrund der Kernholzbildung meliert eingefärbtes Buchenholz.

Die natürliche Wirkung der Farbe im Fokus

Aus dem «fagus noir»-Material produzierten die angehenden Produktdesigner ein Design Ensemble, bestehend aus einem Stuhl, einem Hocker und einer Bank. Es sind Möbel mit klaren Linien und simplen Formen. «Der Fokus liegt auf dem Material und dessen Modifizierungstechnik», sagt Lars Zinniker. «Traditionelle Holzverbindungen mit sichtbarem Stirnholz geben Einblick ins Holzinnere und zeigen die Vorteile des Färbeverfahrens», so Zinniker. Das Möbel Ensemble präsentiert sich in einer homogenen, minimalistischen sowie organischen Designsprache und kommt ohne Fremdkörper wie Schraubenverbindungen aus. Eingesetzt wurde zudem nicht nur das verfärbte Buchenholz, sondern auch das Holz in seiner natürlichen Erscheinung – so ist ein direkter Vergleich möglich. Das Design Ensemble betrachten Köferli und Zinniker weniger als Möbel für den alltäglichen Gebrauch, sondern vielmehr als Artefakt für das Material «fagus noir».

Das «fagus noir» wurde vom Möbelhersteller horgenglarus bereits auf seine Industrietauglichkeit getestet. Das natürlich modifizierte Buchenholz wurde im Praxistest für die Herstellung eines Stuhlmodells verwendet und bewies sowohl beim Dampfbiegen, Fräsen als auch beim Verleimen sein Potential. Beeindruckend bleibt jedoch primär die natürliche Wirkung der Farbe, weshalb horgenglarus eine Sonderedition des Stuhls mit «fagus noir» in Betracht zieht. «Bis das Material jedoch in diesem Massstab eingesetzt werden kann, muss noch viel Energie in Forschung und Entwicklung gesteckt werden», so Köferli und Zinniker.

Mehr erfahren