Mobiles Forum für Schweizer Beitrag an Architekturbiennale

08.04.2021 Architekturstudent*innen der Berner Fachhochschule BFH haben ein mobiles Forum entworfen, das von Architektur- und Kunstschaffenden im Rahmen der Architekturbiennale Venedig eingesetzt wurde. Die Architektur- und Kunstschaffenden sind mit dem Forum in fünf verschiedene Grenzregionen der Schweiz gereist und haben dort mit den Bewohner*innen über deren Wahrnehmung der nahe gelegenen Grenze gesprochen, dem Thema des Schweizer Beitrags in Venedig. Das mobile Forum ist von der BFH mit Unterstützung von Partnern aus der Holz- und Bauwirtschaft realisiert worden.

Zu vermieten

Mobiles Forum als Veranstaltungsort

Ab sofort vermieten wir diesen architektonischen Wanderraum an Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen:

  • LKW/Anhänger-Kombination (Kat. D1E)
  • Leichte, temporäre Konstruktion, vorwiegend aus Holz und Membranen (Lastwagenblachen)
  • Einfacher Transport, einfaches Handling
  • Verschiedene Nutzungsvarianten: geschlossener Workshopraum, offenes Forum, gedeckter Party-/Veranstaltungsort
  • Vermietung tageweise
  • Preis ab 500.00

Ein mobiler Raum in experimenteller Architektur, aus dem nachhaltigen Baumaterial Holz. Eine temporäre Konstruktion, leicht und vielfältig einsetzbar, mit einmaliger Atmosphäre für Feste, Veranstaltungen und Workshops. Das kulturelle Leben nimmt wieder Fahrt auf. Die Geschichte des Mobilen Forums geht weiter.

Kontakt und ausführliche Dokumentation

Schweizer Beitrag an der Architekturbiennale Venedig

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat die Ausstellung im Schweizer Pavillon an der 17. Internationalen Architekturausstellung – La Biennale di Venezia (22. Mai – 21. November 2021) einem Genfer Team von Architektur- und Kunstschaffenden anvertraut: Mounir Ayoub und Vanessa Lacaille vom Laboratoire d’architecture, dem Filmemacher Fabrice Aragno und dem Bildhauer Pierre Szczepski. Mit ihrem Projekt «Oræ – Experiences on the Border» (oræ = lateinisch für «Grenzen») untersucht das Team das Thema der Grenze sowohl unter Berücksichtigung ihrer politischen und räumlichen Dimension wie auch ihrer sensorischen und sozialen Wahrnehmung.

Mobiler Ausstellungspavillon als Studierendenprojekt

Das Genfer Team von Architektur- und Kunstschaffenden hat bei der BFH Unterstützung für die Realisierung einer temporären und mobilen Architektur gesucht. Teil ihres Projekts war nämlich eine Wanderausstellung, die mit nach Venedig reisen und danach auf eine Tour entlang der Schweizer Grenze gehen sollte. Gefragt war ein leichtes Gefährt, das problemlos in ein Forum verwandelt werden kann und nachhaltigen Produktionsmethoden Rechnung trägt.

Der Fachbereich Architektur der BFH und der Kompetenzbereich Dencity des Instituts für Siedlungsentwicklung und Infrastruktur ISI haben im Projekt Potenzial gesehen – einerseits zu Fragen der Architektur, andererseits zu einer lebenswerten Umwelt. Gemeinsam organisierten sie im Februar 2020 eine Springschool für den Studiengang Bachelor Architektur. Ziel war das Entwerfen und Planen eines mobilen Ausstellungspavillons sowie der Bau eines Prototyps.

Von der vagen Aufgabenstellung zur robusten Idee

Während zwei intensiven Wochen haben rund 15 Architekturstudierende der BFH an der speziellen Aufgabenstellung gearbeitet. Dabei befassten sie sich mit den Themen Ausstellungsarchitektur, temporäre Architektur, mobile Architektur, Prototypenbau, Planung und Fertigung, Fahrzeug- und Holzbau.

Die Aufgabenstellung der Architektur- und Kunstschaffenden war zunächst vage. Das mobile Forum sollte eine starke Beziehung zur Landschaft ermöglichen, flexibel, verspielt, grosszügig und leicht sein, einen Orientierungspunkt darstellen und als Observatorium funktionieren. In einem Wort, es musste «experimentell» sein.

Das Team der Architektur- und Kunstschaffenden war im Prozess durch den Architekten Mounir Ayoub vertreten. Mit ihm haben die Studierenden unterschiedliche architektonische Ansätze geprüft, teilweise verworfen und immer wieder von vorne begonnen. Die divergierenden Ideen und Entwürfe führten dazu, dass die Aufgabenstellung immer mehr geschärft werden konnte. Das Konzept eines grossen, leichten Daches über einem flexiblen Versammlungsort, der sich zur Landschaft hin öffnet und Teil des öffentlichen Raums wird, entstand schliesslich aus der interdisziplinären Zusammenarbeit der Studierenden mit Architekten, Holzbauern und Fahrzeugbauern.

Wegen der plötzlich aufgetretenen Corona-Situation hat das Konzept nachträglich eine ausklappbare Plattform und transparente Vorhänge sowie eine einfache Beheizung erhalten. Auf das starke architektonische Konzept hatten die Ergänzungen nur geringen Einfluss. Gefragt war Raum für Workshops mit Kleingruppen, der auch in einer kälteren Jahreszeit nutzbar ist. Ursprünglich geplant war eine Sommertournee mit viel Publikum.

Impressionen der Springschool Bachelor Architektur

Mobiles Forum: Entfalte dich!

Ambivalent und einladend

Entstanden ist ein mobiles Forum, bei dem sich das Prozesshafte im Entwurf widerspiegelt. Eine ambivalente Struktur, die auf die unterschiedliche Gegebenheiten reagiert. Das Forum lässt sich auf drei Arten aufzustellen: als geschlossener Workshopraum, als offener Diskussionsort oder als gedeckter Veranstaltungspavillon.

Als Fahrgestell kam ein gebrauchter Anhänger zum Einsatz, vom dem viele Bauteile weiterverwendet werden konnten. Für den Aufbau wurden nur die vertikalen Pfosten des Verdecks entfernt und mit einer Konstruktion aus Schweizer Holz ersetzt. Diese kommt dank biegesteifen Rahmenecken ohne Streben aus. Die Gesamtkonstruktion ist ein Zusammenspiel aus starren und flexiblen Elementen. Fichten- und Eschenholz nehmen die Druckkräfte auf, Membrane und Seile die Zugkräfte.

Die farbigen Membranen fallen sofort auf und sind eine Anspielung auf Flaggen verschiedener Nationen. Der rote Boden repräsentiert einen neutralen Grund. Das Dach kann mit Eschenholzstreben in verschiedene Positionen ausgeklappt werden. So verdreifacht sich die gedeckte Fläche innert Kürze. Die Bodenkonstruktion kann sich auch einem unebenen Terrain anpassen und umfasst im Workshop-Zustand eine Fläche von rund 60 Quadratmetern. Im komplett ausgefalteten Zustand und mit zusätzlichen Streben verdoppelt sich die Fläche sogar.

Flexiber Versammlungsort und Blickfang

Bereits bei der ersten Benutzung des mobilen Forums haben sich die Stärken des architektonischen Entwurfs gezeigt: Das Forum fällt durch seinen leichten und spielerischen Auftritt auf ohne dabei verspielt oder zufällig zu wirken. Die Kombination von Farbe und Material schafft eine Atmosphäre, die mitten im öffentlichen Raum zum Diskutieren, Arbeiten oder Beobachten einlädt. Mit dem schützenden Dach und seinen möglichen Ein- und Ausblicken ist das Forum ein intimer Ort im öffentlichen Raum.

Starke Partner ermöglichten Realisierung

Nach dem Entwurfsprozess der Studierenden war viele Wochen lang nicht klar, ob das mobile Forum je gebaut werden kann. Wegen Corona wurde die Architekturbiennale mehrmals verschoben. Mitten im Werkprozess mussten alle Beteiligten ihre Pläne ändern. Davon betroffen waren auch Unternehmen und Organisationen aus der Holz- und Bauwirtschaft, die sich als Partner für die Realisierung des mobilen Forums zur Verfügung gestellt hatten und allen Schwierigkeiten zum Trotz ihr Engagement aufrecht hielten.

Letztendlich konnte das mobile Forum von Dezember 2020 bis Februar 2021 gebaut werden. Zahlreiche Partner aus der Holz- und Bauwirtschaft leisteten Unterstützung bei der Beschaffung und Bearbeitung von Holz- und Konstruktionsmaterial, statischen Berechnungen, der Konfektion der Membranen, der Einleimung von Gewindestangen sowie mit ihrer Arbeitsleistung oder einem finanziellen Beitrag.

Besuch in fünf Schweizer Grenzregionen

Wegen Corona mussten auch die Einsatzpläne des mobilen Forums geändert werden. Die Architektur- und Kunstschaffenden beschlossen, Anfang März 2021 in fünf Schweizer Grenzregionen zu reisen, die sie bereits ein Jahr zuvor besucht hatten. Ihre Reise führte sie nach Bourg-Saint-Pierre, Chiasso, Kreuzlingen, Basel und Genf. Dort arbeiteten sie mit den Bewohner*innen in Workshops an deren inzwischen veränderten Wahrnehmung der nahe gelegenen Grenze. Es war zu erwarten, dass Corona dem Thema eine zusätzliche Bedeutung verlieh. Die Erkenntnisse und das Gesamtprojekt «Oræ – Experiences on the Border» werden vom 22. Mai bis 21. November 2021 im Rahmen der Architekturbiennale Venedig zu sehen und zu erleben sein.

Mobiles Forum für besondere Anlässe

Inzwischen ist sehr ungewiss, ob das mobile Forum die Reise nach Venedig wie geplant antritt. Sicher ist aber, dass das mobile Forum noch viele Reisen und Anlässe vor sich hat. Es wird nämlich von der BFH und den Projektpartnern für weitere Events eingesetzt und kann auch gemietet werden.

Partner der Holz- und Bauwirtschaft

Die Umsetzung des Studierendenentwurfs in ein gebautes mobiles Forum war nur dank der Unterstützung und dem Engagement von Unternehmen und Organisationen der Holz- und Bauwirtschaft möglich.

Partner:

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