BFH-Studierende erkunden niederländische Radverkehrsinfrastruktur

01.12.2022 Was braucht es, um Radfahren unwiderstehlich zu machen? Sieben Bachelor-Studierende Bauingenieurwesen der BFH Architektur, Holz und Bau suchten unter Anleitung von Marion Doerfel, Professorin für Verkehrswegebau, in den Niederlanden Antworten auf diese Frage.

Der 11. Internationale Verkehrsworkshop vom 15. bis 20. Mai 2022 wurde von der Bergischen Universität Wuppertal (D) mit Unterstützung der Breda University of Applied Sciences BUAS (NL) und der BFH AHB organisiert und durchgeführt. Sowohl die Schweizer Delegation als auch die sieben deutschen Studierenden wollten erfahren, warum die Niederlande mit ihrer Radverkehrspolitik einen solch überzeugenden Erfolg haben.

Vielseitiges Studien-Programm

Im Workshop studierten die Teilnehmenden das Erfolgskonzept: das Zusammenspiel aus Software, Orgware und Hardware. Sie besuchten an der BUAS Vorträge über Entwicklungen und Herausforderungen im Radverkehr, unter anderem von Ir. Ineke Spapé (Director SOAB Adviseurs Breda, em. Professor Integrated Sustainable Urban and Mobility Planning) und Professor Paul van de Coevering (PhD Urban Intelligence). Die verschiedenen Formen der Radinfrastruktur konnten zudem unter Leitung von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Jürgen Gerlach und Prof. Marion Doerfel in Theorie und Praxis diskutiert und erlebt werden.

Von Breda aus unternahmen die Studierenden während der ersten fünf Tage vor allem Exkursionen nach Eindhoven, Utrecht, Houten und Rotterdam – selbstverständlich mit dem Rad. Sie erhielten Informationen von Experten vor Ort und studierten Best-Practice Beispiele:

  • In Utrecht besichtigten sie unter anderem das grösste Fahrrad-Parkhaus der Welt mit 12'500 Abstellplätzen und erfuhren, dass Utrecht als erste Stadt weltweit auch ein digitales Parkleitsystem für Fahrradfahrer*innen hat und bei Bedarf kurzfristig «Pop-Up Fahrradparkplätze» geschaffen werden können.
  • In Houten führte André Botermans, Vertreter der Gemeinde Houten und internationaler Botschafter für den Radverkehr, durch «seine» Fahrradstadt. Dank der Umsetzung eines konsequent auf Fahrräder ausgelegten Verkehrskonzepts beträgt der Veloanteil am Modalsplit – bezüglich Transportmittelwahl zum Stadtzentrum - beeindruckende 61%.
  • In Rotterdam fuhren die Studierenden durch den Maastunnel. Dieser 550 Meter lange, dreiteilige Tunnel wurde von 1937 bis 1942 gebaut. Die Architekten damals waren innovativ: Sie planten nicht nur einen Tunnel für den motorisierten Verkehr, sie bauten auch zwei weitere Tunnel, die über dem Autotunnel liegen: einen für den Rad- und einen für den Fussverkehr.

Die neu gewonnenen Erkenntnisse verarbeiteten die Studierenden in thematischen Gruppenarbeiten, verglichen sie mit dem Status quo in Deutschland und der Schweiz und präsentierten die Resultate am letzten Tag. Die den Präsentationen folgenden Diskussionen waren anregend und wurden sehr engagiert geführt.  

Erkenntnisse des Verkehrsworkshops

Im Verlaufe dieser Woche haben die Studierenden gelernt, dass das Fahrradfahren im urbanen Raum dann interessant ist, wenn

  • der Netzgedanke konsequent umgesetzt wird.
  • die Radwege in hervorragendem Zustand sind und durch zahlreiche Fahrradabstellplätze ergänzt werden.
  • die Anbindung an den öffentlichen Verkehr gewährleistet ist.
  • das Miteinander aller Verkehrsteilnehmenden gezielt gefördert wird.
  • das Fahrradfahren als ökologische und praktische Verkehrsart beworben wird.

Gleichzeitig bestehen Herausforderungen für die Zukunft, zum Beispiel bei der Einbindung der E-Bikes.

Marion Doerfel: «Die Studierenden haben einen anspruchsvollen, reich befrachteten Workshop erlebt, der sie feststellen liess: ja, Radfahren kann unwiderstehlich sein.»

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