Köpfe der Forschung: Katharina Scheller

27.03.2023 Die Forscherin spricht über die Verantwortung des Designs in Zeiten von ökologischen und sozialen Krisen. Und berichtet, woran sie im Projekt «Mapping for Green Cities» forscht.

Nach ihrem Bachelor in visueller Kommunikation an der FHNW in Basel hat Katharina Scheller den Master Design an der HKB absolviert. Heute ist sie als selbständige Kommunikationsdesignerin tätig, unterrichtet und forscht zudem an der HKB im Institute of Design Research.

Katharina Scheller, den Master Design hast du deinem Bachelor erst nach ein paar Jahren in der Praxis angehängt. Weshalb war die Berufserfahrung als selbständige Kommunikationsdesignerin so wichtig für diesen Schritt?

Nach Abschluss meines Bachelorstudiums wollte ich möglichst rasch den Schritt in die Praxis und Selbständigkeit machen, um eigene Erfahrungen zu sammeln und auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Masterstudium stand lange nicht auf meiner Agenda. Doch nach mehreren Jahren begann ich, die eigene Praxis als Kommunikationsdesignerin stärker zu hinterfragen. Mich beschäftigte, welche Rolle und Verantwortung ich als Designerin habe in einer Welt, in der sich ökologische und soziale Krisen zuspitzen. Weshalb wird im Grafikdesign beispielsweise der Ressourcenverbrauch noch kaum kritisch thematisiert, obschon wir viele Wegwerfprodukte in Form von kurzlebigen Drucksachen produzieren? 

Diese Fragen trieben mich um und liessen sich innerhalb meines Berufsalltags nicht beantworten. Deshalb suchte und fand ich im Masterstudium den Raum, die soziale und ökologische Verantwortung von Design zu reflektieren und zu adressieren. Dies eröffnete mir neue Perspektiven, hat mein Mindset als Designerin stark geprägt und mich in die Forschung geführt.

Du bist gegenwärtig daran, deine Masterthesis in einem anwendungsorientierten Forschungsprojekt weiterzuentwickeln. Wie ist die forschende Perspektive dabei entscheidend?

Mein Berufsalltag als Kommunikationsdesignerin ist geprägt von Aufträgen, bei denen die Rahmenbedingungen wie auch das Endprodukt klar vorgegeben sind. Im Prozess ist variantenreiches Erproben erwünscht, wobei das Ziel ist, einem Produkt oder einer Information eine angemessene Form zu geben. Es bleibt keine Zeit und Möglichkeit, um grundsätzlichere und tiefergehende Fragen zu stellen wie: Was bewirkt das Designprodukt bei den Nutzer*innen, wie wird es verstanden, wen schliesse ich mit der Gestaltung aus, trägt das Produkt gar zu Problemen bei, könnte es entsprechend anders umgesetzt werden?
Die forschende Perspektive ermöglicht es mir, solchen Fragen gezielt nachzugehen und mich einem Forschungsgegenstand ganz anzunehmen. Gerade in einem interdisziplinär angelegten Projekt bedeutet dies, über die eigenen Disziplingrenzen hinweg in andere Themengebiete und deren Praktiken einzutauchen. Dieses vernetzte Denken und Handeln, das in der Designforschung zentral ist, eröffnet neue Denk- und Handlungsräume.

Am HKB-Forschungsapéro 2023 wirst du über dein Projekt «Mapping for Green Cities» sprechen. Erzähl uns mehr darüber.

Das Forschungsprojekt «Mapping for Green Cities» untersucht, wie Kartografien helfen können, die komplexen ökologischen Funktionen von Stadtbäumen zu vermitteln. Bäume sind im urbanen Raum enorm wichtig, denn sie tragen einerseits zur Hitzeminderung und damit zur Qualität des Stadtklimas bei, andererseits sind sie von zentraler Bedeutung für die städtische Biodiversität. Diese Funktionen werden in der städtischen Planung zunehmend wichtig. Wie meine bisherige Forschung gezeigt hat, werden Bäume zu Planungs- und Verwaltungszwecken zwar kartografisch erfasst. Faktoren, die für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung von Relevanz sind, wie beispielsweise die ökologischen Funktionen von Bäumen oder deren artspezifische Anforderungen, werden in diesen Karten jedoch nicht ersichtlich. Das Projekt hat daher zum Ziel, solche Kartenvisualisierungen weiterzuentwickeln und damit den Wissenstransfer für die Entscheidungsfindung in der Stadtplanung zu verbessern.

Vielen Dank für dieses Gespräch.

Das Gespräch führte Nathalie Pernet.

Portrait der braunhaarigen Frau. Sie lächelt in die Kamera, trägt die schulterlangen Haare offen und einen blauen Pullover. Die Sonne scheint von rechts oben.

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