Bilder kippen - Aspektsehen in der künstlerischen Praxis und Lehre

In der künstlerischen Praxis und Lehre spielt im Diskurs über die Bedeutung und Interpretation von Bildern das kognitive Instrument «Aspektsehen» eine zentrale Rolle. Um Aspektsehen als aktives diskursives Mittel in den Künsten zu etablieren, führt das Forschungsprojekt Bilder kippen! diesen wichtigen Begriff in die künstlerische Arbeit und Reflexion ein. Auch bündelt es philosophische, wahrnehmungstheoretische und experimentelle Vorgehensweisen. Relevante Wort-Bild-Interaktionen, praxisbezogene Experimente, Artikel und interdisziplinäre Kollaborationen werden abschliessend in einem Handbuch publiziert.

Steckbrief

  • Lead-Departement Hochschule der Künste Bern
  • Institut Institut Praktiken und Theorien der Künste
  • Forschungseinheit Kunst als Forschung
  • Förderorganisation Hochschule der Künste Bern, HKB
  • Laufzeit (geplant) 01.07.2017 - 30.04.2018
  • Projektverantwortung Tine Melzer
  • Projektleitung Tine Melzer
  • Projektmitarbeitende Dorothea Franck (ehem. UVA)
    Priska Gisler
    Frans Oosterhof (GRA)
    Anika Reidt (HfG)
    Egon Stemle (EURAC)
  • Partner EURAC, Bozen
    Gerrit Rietveld Academie, Amsterdam (GRA)
    Staatliche Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe (HfG)
    Instituut Houtappel, Dieren (IH)
    Universiteit van Amsterdam (UVA)

Einführung

Aspektwechsel lassen sich überall dort ausmachen, wo linguistische oder visuelle Informationen oder eine Verschiebung der Perspektive die Bedeutung eines Bildes oder Werkes erschliessen, verändern oder vielschichtiger machen. Aspektsehen legt die Konstruktion eines Bildes bloss und adressiert, wie ein Bild gemacht ist, nicht nur, was es darstellt. Das Forschungsprojekt untersucht daher folgende Fragen: Wie können Bilder kippen? Welche Prozesse sind beim Bilder Kippen beteiligt? Welches Anschauungsmaterial und welche philosophischen Werkzeuge eignen sich zur produktiven Erschliessung von Aspektsehen für die künstlerische Praxis und Lehre?

Methoden

Der Begriff Aspektsehen ist von der Sprachphilosophie Ludwig Wittgensteins übernommen. Im Abgleich mit dem heutigen Stand der Forschung wird dieses Phänomen auf aktuelle transdisziplinäre Ansätze bezogen. Dabei sind etwa verschiedene Ansichten zum Bildbegriff, zu Bedeutungsambiguität und Perspektive oder zur Sagen-Zeigen-Dichotomie zentral. Demnach wird untersucht, wie Wechselwirkungen zwischen Wort und Bild – also zwischen dem, was gesagt, und dem, was gezeigt werden kann – künstlerische Reflexion er-weitern kann. In enger Zusammenarbeit mit Frans Oosterhof von der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam und der Linguistin Dorothea Franck werden Verfahren gesammelt und erarbeitet, die demonstrieren, wie sich in der künstlerischen oder gestalterischen Praxis Bilder zum Kippen bringen lassen. Dazu wurde die Lehrveranstaltung Y-Experimental Bilder kippen! im Y Institut der HKB entwickelt und durchgeführt die die Recherche unmittelbar an künstlerische Praxis und Lehre koppelt. Das Forschungsprojekt und das Y-Seminar profitieren vom Werk des niederländischen Künstlers Lambertus Lambregts und dem Instituut Houtappel, dessen Archiv für diese Re-cherche zur Verfügung steht.

Ergebnisse

Im Verlauf des Forschungsprojekts untersuchen Tandems aus verschiedenen Disziplinen wie der Bildenden Kunst, Philosophie, Literaturwissenschaft, Linguistik,  Kognitionswissenschaft, Kunstwissenschaft das Bedeutungsspektrum und präzisieren es mit Text- und Bildbeiträgen. Das Bildmaterial wird verschiedenen ExpertInnen im Rahmen von Elizitationen vorgelegt und dokumentiert. Diese Methode des Herauslockens von Interpretationen erweitert den künstlerischen und poetischen Prozess des Bilder Kippens auf öffentliche, mediale und gesellschaftliche Kontexte. Das Material mündet in einen ersten Band für die Lehre, der danach zu einem Handbuch ausgearbeitet wird.