Nachhaltigkeit erleben

Ziel bis 2023

Nachhaltigkeit wird an der BFH gemeinsam gelebt und ist an den verschiedenen Standorten spürbar und erlebbar.

Wieso dieses Thema für die BFH relevant ist

Der ganzheitliche Ansatz eines nachhaltigen Betriebs umfasst nicht nur Themen wie Ressourcenverbrauch, Treibhausgas-Emissionen oder Abfall, sondern auch das Erleben von Nachhaltigkeit an den verschiedenen Standorten der BFH. BFH-Standorte sollen für Hochschulangehörige wie auch Besucher*innen Lern- und Erlebnisorte für Nachhaltigkeit bilden.

Eine explizite Erlebbarkeit von Nachhaltigkeit und die partizipative Auseinandersetzung damit sensibilisiert und inspiriert Hochschulangehörige und Besucher*innen. Gleichermassen wird ein Raum zum Dialog und Experimentieren geschaffen und die Hürde für den ersten Schritt zum persönlichen Engagement für nachhaltige Entwicklung genommen. Der eigene Betrieb wird somit zum Reallabor.

Interview: Wie der neue Chefkoch an der Mensa der BFH-HAFL das Menüangebot umkrempelt

Jeremiah, was hast du als Erstes umgesetzt, als du im September 2021 bei der HAFL-Mensa als Küchenchef begonnen hast?  

Bereits beim Vorstellungsgespräch wurde mir schnell klar, dass sehr viele Mitarbeiter*innen an der HAFL Fleisch konsumieren. Ich wollte diese Zahlen unbedingt runterbringen. Bei der Beschaffung wurde zwar sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Fleisch aus der Schweiz stammt. Dabei ging aber vergessen, dass beispielsweise auch viel Gemüse aus dem Ausland geliefert wird. Mein erstes Ziel war es also, die Zahl der Fleisch-Menüs zu reduzieren, möglichst nur einheimische Zutaten zu verwenden und gleichzeitig das Vegi-Angebot auszubauen.

An welchen Stellen achtest du sonst auf Nachhaltigkeit?

Ich wollte auch bei der Lieferung darauf achten, dass diese möglichst effizient geschieht. Mittlerweile haben wir nur eine Lieferung pro Woche. Dann kommt ein 3-Zonen-Lastwagen, der sowohl das Gemüse, Fleisch aber auch Milchprodukte gleichzeitig vorbeibringen kann. Zudem ist es mir wichtig, dass die Zutaten aus dem nahen Umfeld stammen. So können wir bereits beim Lieferweg einsparen. Ein wichtiger Punkt sind auch Mehrweg-Gebinde: Ein Nüsslisalat kann ich vor Ort noch waschen, der muss nicht extra in Plastik eingepackt werden. Einzig beim Fleisch sind wir noch auf der Suche nach mehrmals verwendbaren Verpackungsmaterialien.

Jeremiah Omara in Küche
«Viele Leute kommen vorbei und bedanken sich für die tollen Vegi-Angebote», sagt Jeremiah Omara. Er ist seit September 2021 an der HAFL als Chefkoch für die Mensa tätig.

Was hat sich seit deiner Ankunft im Menü-Angebot der HAFL geändert?

Wir bieten mittlerweile pro Tag mindestens zwei vollwertige Vegi-Menüs an. Und die Rückmeldungen sind sehr positiv. Viele Leute kommen auch vorbei und bedanken sich für die tollen Vegi-Angebote. Beim Fleisch-Menü habe ich darauf geachtet, die Portionengrösse zu reduzieren. Wir bieten zwar allen an, dass sie nochmals nachschöpfen können – meistens reicht die erste Portion aber bereits aus. Damit können wir gleichzeitig auch Food Waste entgegenwirken.

Welche Pläne hast du noch für die Zukunft?

Im Büro möchte ich möglichst auf papierlos umstellen, zum Beispiel bitte ich alle Lieferant*innen, dass sie die Lieferscheine online zustellen. An der HAFL bin ich zudem, was Landwirtschaft und Ernährung angeht, mit vielen Forscher*innen in Kontakt, da sehe ich auch viel Potenzial für Zusammenarbeit. Im Frühling ist beispielsweise der gesamte Bärlauch, den wir in der Küche verwenden, aus dem Garten auf dem HAFL-Gelände. Interessant wäre auch, weiter zu verfolgen, welchen Ausstoss an Treibhausgasen gewisse Menüs aufweisen. Dazu möchte ich noch mehr in Erfahrung bringen.

Nachhaltigkeit erleben an den Standorten der BFH-AHB

Die BFH bemüht sich stark, die Nachhaltigkeit an allen Departementen erlebbar zu machen. Die BFH-AHB startete im November 2021 gemeinsam mit externen Partnern das Projekt «Campus4Biodiversity», das mit transformativen Lehrprojekten der Vermittlung und Etablierung von Biodiversitätsförderung an Fachhochschulen und Universitäten dient.

Ende 2021 wurde am besagten Departement zudem eine Lebensraumkarte des Campus aufgenommen, anhand derer ein dreijähriger Etappenplan für die Umsetzung erstellt wurde. Aufwertungsmassnahmen werden in den folgenden Jahren Schritt für Schritt implementiert. So ist beispielsweise für das Frühlingssemester 2022 ein Umweltaktionstag geplant, an dem unter anderem Hecken und Kräuter gepflanzt sowie Fledermausunterkünfte und Insektenhotels gebaut werden.

Campus4Biodiversity Bild vergrössern

Wie die BFH dieses Thema angeht

Aktuell verfügt die BFH über 33 Standorte in den Regionen Bern, Biel und Burgdorf. Die Verantwortung für die verschiedenen Standorte liegt bei den entsprechenden Departementsleiter*innen. Unterstützt werden sie vom Immobilienmanagement der BFH. Da jedoch einige Standorte gemietet sind und von Externen verwaltet werden, ist die mögliche Einflussnahme auf den eigenen Energiebedarf, barrierefreie Zugänge oder andere bauliche Massnahmen oft eingeschränkt. Beispielsweise verhinderte im Jahr 2021 der zu berücksichtigende Denkmalschutz grösser angelegte Projektideen wie einen Permakulturgarten am Standort der BFH-W.

Zur Förderung der Biodiversität und der Nutzung von Umgebungsflächen für erlebte Nachhaltigkeit wurden in einzelnen Departementen bereits erste Schritte unternommen. So geht die BFH-HAFL mit gutem Beispiel voran und hat im Rahmen ihres Erweiterungsbaus eine Biodiversitätsanalyse vollzogen und eine Arbeitsgruppe «Ökologische Umgebungsgestaltung HAFL» ins Leben gerufen. Als Resultat wurde am Departement eine umfassende ökologische Umgebungsgestaltung nach modernsten Prinzipien umgesetzt. Es wurden unter anderem artenreiche Extensivwiesen angesät, Hecken gepflanzt, Ast- und Steinhaufen installiert, Trockenmauern gebaut, ein Wildbienenparadies sowie ein Garten mit essbaren Wildpflanzen erstellt. Zudem wurden bereits ab 2017 eine Permakulturfläche und ein Waldgarten aufgebaut, die ebenfalls Biodiversität fördern und dieselbe für Hochschulangehörige und Besucher*innen physisch erlebbar machen.

Am Standort der BFH-AHB sind seit 2019 mittels Freiwilligenleistung und Unterstützung des Facility Managements einige biodiversitätsfördernde Kleinstrukturen entstanden (beispielsweise Insektengarten, Lesesteinhaufen oder Asthaufen) und die Bewirtschaftung der Grünflächen wurde leicht angepasst (Wiesenflächen mit langem Gras und Wildblumen). Zudem sollen zukünftig die Auswirkungen dieser biodiversitätsfördernden Massnahmen dokumentiert werden.

Kleinere Projekte, die Nachhaltigkeit an den einzelnen Standorten stärker erleb- und lebbar machen sollen, gibt es an allen grösseren Standorten der BFH. So werden beispielsweise in mehreren Mensen konsequent auch vegetarische Menüs angeboten oder Mehrweggeschirr zur Verfügung gestellt. Auch existieren verschiedene Varianten von Abfallkonzepten oder es werden rezyklierbare Kaffeepads angeboten.

Im Alltag der Student*innen und Mitarbeiter*innen regen verschiedene Angebote dazu an, Nachhaltigkeit zu leben und selbst einen ersten Schritt zu nachhaltigem Engagement zu machen. So bieten beispielsweise die BFH-W und -HAFL sowie die Services Abonnemente für das Veloverleihsystem Publibike an. Weiter wurden im Berichtsjahr an der BFH-W ein Kleidertausch und eine Bücherbörse organisiert. An der BFH-AHB werden für besondere Student*innenprojekte mit Nachhaltigkeitsfokus publikumswirksam die AHB-Awards im Rahmen des jährlichen AHB-Nachhaltigkeitstags verliehen. Über viele Nachhaltigkeitsprojekte und -aktivitäten kommuniziert die BFH auch aktiv über die Webseite, Social Media oder im Rahmen von Veranstaltungen.

Bestrebungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung an den eigenen Standorten können noch aktiver gelebt und entsprechend erlebt werden. Eine bessere Abstimmung zwischen den verschiedenen Aktivitäten, die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen und Synergien zu nutzen, würde einen grossen Mehrwert schaffen. Ein erster Schritt für eine partizipative Gestaltung der BFH-Standorte soll 2022 im Rahmen einer fachhochschulweiten Ausschreibung erfolgen. Student*innen und Mitarbeiter*innen sollen aufgefordert werden, Ideen einzureichen, wie die Campusse der BFH nachhaltiger gestaltet werden können. Die besten Ideen daraus sollen anschliessend ausgewählt und umgesetzt werden.