Salutogenese, Diversität und psychische Gesundheit: die professionsspezifischen Module im Master-Studium Hebamme

Sie sind der Kern Ihres Master-Studiums Hebamme und machen Sie fit für erweiterte Rollen in der Geburtshilfe: die professionsspezifischen Module. Die Module knüpfen an drängenden Herausforderungen und aktuellen Fragen der integrierten, geburtshilflichen Versorgung an. In den drei Modulen analysieren Sie Betreuungssituationen und diskutieren Konzepte und Strategien, die die gesunden Anteile stärken und auf eine verbesserte Versorgung bei komplexen Verläufen in der Perinatalzeit abzielen.

Salutogenese in komplexen geburtshilflichen Situationen (5 ECTS-Credits)

Modulbeschreibung

Eine Schwangerschaft erfordert von der Frau und ihrem Umfeld eine physische, emotionale und soziale Neuorientierung. Kommen Stressoren wie chronische Erkrankungen, vorangegangene Traumatisierungen oder psychosoziale Mehrfachbelastungen hinzu, sind Hebammen mit komplexen Betreuungssituationen konfrontiert. Die Salutogenese ermöglicht, trotz Stressoren die individuellen Ressourcen in den Fokus zu stellen. In diesem Modul vertiefen Sie die Prinzipien der Salutogenese auf unterschiedlichen Ebenen und machen diese für die Praxis umsetzbar. Grundlagen zum Modell der Salutogenese sowie Kenntnisse der aktuellen Evidenzlage runden Ihr Wissen ab. Sie bearbeiten den Ansatz der Salutophysiologie fundiert und erfahren diesen selbst anhand von Körperarbeit. Zudem tauschen Sie sich mit Expertinnen aus der Praxis über deren Erfahrungen bei der Implementierung von innovativen, an der Salutogenese orientierten Praxisprojekten, aus. Die Arbeit mit realen Fallsituationen unterstützt die Reflexion und den Transfer in die Praxis. Durch das Kommunikationstraining werden Sie befähigt, die Prinzipien der Salutogenese in der bindungsbasierten Interaktion mit Klientinnen oder im interdisziplinären Team anzuwenden.

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Katrin Krähenbühl, Modulverantwortliche

«Als Hebammen sind wir täglich mit komplexen Betreuungssituationen konfrontiert: Psychosoziale Mehrfachbelastungen, vorangegangene Gewalterfahrungen oder chronische Erkrankungen unserer Klientinnen fordern uns stark. Die Orientierung an der Salutogenese unterstützt uns, gerade auch in Situationen mit erhöhter Komplexität, bindungsbasiert zu begleiten und gemeinsam mit der Klientin einen Rahmen zu schaffen, in dem sie ihre Ressourcen nutzen kann und ihr Kohärenzgefühl gestärkt wird. Im Modul vertiefen und verinnerlichen Sie die Salutophysiologie und die Prinzipien der Salutogenese auf unterschiedlichen Ebenen und entwickeln konkrete Instrumente für den Transfer in die individuellen Praxissettings.»

«Nicht ich bestimme, was bedeutsam ist, sondern die Klientin»

Als praktizierende Hebamme begleitet Carole Lüscher-Gysi tagtäglich werdende Eltern während der Schwangerschaft, einer der wohl grössten Veränderungen im Leben. Welch entscheidenden Beitrag Salutogenese zur erfolgreichen Bewältigung dieser Herausforderung leistet, erklärt sie im Interview.

Diversität in der perinatalen Versorgung (5 ECTS-Credits)

Modulbeschreibung

Angebote der Gesundheitsversorgung sollen auf eine diverse Bevölke­rung ausgerichtet sein und das Recht auf Teilhabe und Chancengleichheit ermöglichen. Gegenstand des Moduls ist die Versorgung von Frauen, Familien und Neugeborenen, die von sozialer Benachteiligung betroffen sind, beispielsweise durch Armut, Migration oder Flucht. Im Modul betrachten Sie Folgen für die bio-psycho-soziale Gesundheit auf der Makro-, Meso- und Mikroebene. Sie diskutieren, entwickeln und evaluieren frauen- und familienzentrierte sowie interprofessionelle Ansätze für innovative Betreuungs- und Versorgungskonzepte im Bereich der Geburtshilfe; dies im Kontext einer systemischen Public-Health-Perspektive. Hauptziel ist, Diversität und ihre Auswirkungen sowohl in der Hebammentätigkeit als auch in der Gesundheitsvorsorge und Forschung zu identifizieren, zu untersuchen und mögliche Strategien und Lösungsansätze zu entwickeln.

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Paola Origlia Ikhilor, Modulverantwortliche

«Nicht alle Mütter und Neugeborene in der Schweiz haben gleiche Gesundheitschancen, obschon eine gesunde Mutterschaft und ein gesunder Start ins Leben zentral sind für die Prävention von Krankheiten im späteren Leben. In diesem Modul analysieren Sie die Versorgung von Frauen und Familien, die von sozialer Benachteiligung betroffen sind, z. B. durch Armut, Migration oder Flucht. Ziel ist, die Mechanismen von gesundheitlicher Chancenungleichheit zu verstehen und bedürfnisorientierte Versorgungsansätze für die eigene Praxis zu entwerfen.»

Perinatale psychische Gesundheit (5 ECTS-Credits)

Modulbeschreibung

Das Modul greift das relevante Thema der Gesundheitsversorgung von Frauen mit perinatalen psychischen Erkrankungen auf. Die Leitidee ist, die wichtige Rolle, die Hebammen in diesem Kontext innehaben, zu profilieren. Sie werden darauf vorbereitet, verantwortliche AMP-Rollen in der interdisziplinären Versorgung betroffener Frauen zu entwickeln. Hebammen mit Fachkompetenz in perinataler psychischer Gesundheit sorgen durch frühes und effektives Handeln dafür, das Leiden von betroffenen Frauen und ihren Familien rechtzeitig zu erkennen und zu lindern und die Risiken für die Kinder zu reduzieren.

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Lena Sutter, Modulverantwortliche

«In der Schweiz ist etwa jede sechste Frau während der Perinatalzeit von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die frühe Erkennung und Behandlung ist für den weiteren Verlauf von hoher Wichtigkeit. Durch Ihre enge Beziehung zu den Frauen und Familien haben Sie eine Schlüsselrolle. Im Modul lernen Sie, Frühzeichen von perinatalen psychischen Erkrankungen zu erkennen, Frauen mit psychischen Erkrankungen feinfühlig zu beraten. Darüber hinaus setzen Sie sich vertieft mit neuen Versorgungsmodellen auseinander.»

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