Im Gemüsegarten angekommen

28.01.2021 Im Sommer 2020 bezog Camille Minguely den ersten HAFL-Arbeitsplatz am INFORAMA Seeland in Ins. Dort forscht sie zu ressourcenschonenden Anbauverfahren für den Gemüsebau. Ihre Tätigkeiten sind Teil eines neuen HAFL-Forschungsprogramms, das von der Wyss Academy for Nature finanziert wird.

Gemüse spielt in einer gesunden und nachhaltigen Ernährung eine zentrale Rolle. In der Schweiz trägt die Inlandproduktion einen beträchtlichen Teil zur Versorgung bei. Das Frischgemüse etwa stammt während der Vegetationsperiode fast zu 100 Prozent aus inländischer Produktion. Und heimisches Lagergemüse ist auch in den kalten Jahreszeiten verfügbar.

Die Schweizer Gemüsebranche selbst steht vor grossen Herausforderungen. Zentrale Themen sind neben dem Pflanzenschutz die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und Biodiversität sowie die effiziente Nutzung von Wasser. Besonders betroffen sind die organischen Böden. Die wichtigen Anbaugebiete – nicht zuletzt die rund 3700 Hektaren im Seeland, dem «Gemüsegarten der Schweiz» – verfügen alle über einen hohen Anteil solcher Böden. Einerseits setzen diese das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid frei. Der Klimawandel wiederum führt zu mehr trockenen Jahren. Zusätzlich bieten die steigenden Temperaturen ideale Bedingungen für neue oder mehr Unkräuter, Schädlinge – insbesondere Insekten – und Krankheiten, welche eine hohe Flexibilität und schnelle Reaktionszeit der Produktionstechnik erfordern.

Wyss Academy for Nature finanziert HAFL-Forschungsprogramm

Das Forschungsprogramm «Nachhaltiger Umgang mit den Ressourcen Wasser und Boden im Drei Seen-Gebiet» unter der Leitung von Dr. Andreas Keiser und Dr. Bernhard Streit der BFH-HAFL wird von der Wyss Academy for Nature finanziert. Die Forschungsaktivitäten der nächsten vier Jahre werden im engen Austausch mit dem sich im Aufbau befindenden Nationalen Kompetenzzentrum Gemüse Ins und dem Forum Forschung Gemüse durchgeführt.

Synergien schaffen

«Um die nachhaltige Gemüseproduktion in der Schweiz mittel- und langfristig sichern zu können, müssen die anstehenden Herausforderungen rasch und in einem effizient arbeitenden Verbund von Forschung, Bildung und Praxis angegangen werden» ist Peter Spring, Abteilungsleiter Agronomie an der BFH-HAFL, überzeugt. Seit dem Sommer 2020 ist die BFH-HAFL darum auch mit einer Dependance am INFORAMA Seeland in Ins präsent. Die beiden Institutionen unterstreichen damit ihre langjährige Kooperation im Ackerbau. Im Rahmen eines vierjährigen Forschungsprogramms etwa sollen Anbauverfahren für den Gemüsebau weiterentwickelt werden. In naher Zukunft sollen diese Aktivitäten durch das Agroscope-Team der geplanten «Dezentralen Versuchsstation Gemüse Ins» erweitert werden.

Innovationen entlang der Wertschöpfungskette

Die Nutzung von Synergien wird auch innerhalb der BFH-HAFL grossgeschrieben. So beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Abteilung Food Science and Management in unterschiedlichen Projekten mit Gemüse und der Verwertung von Nebenströmen aus der pflanzlichen Lebensmittelherstellung. Darunter etwa die Erforschung – in enger Zusammenarbeit mit Agroscope Liebefeld und der Universität Freiburg – mikrobieller Schutzkulturen gegen Bakterien, welche vor und nach der Ernte zu Fäule auf Gemüse oder Früchten führen können.

(Dieser Text ist erstmals im Magazin der BFH-HAFL infoHAFL 02/2020 erschienen.)

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