Raubmilbe soll Tomaten schützen

22.02.2023 Bei Agroscope in Conthey untersucht BFH-HAFL-Masterstudent Dylan Maret, ob eine Raubmilbe Tomaten vor Schädlingen schützen könnte.

Der Anbau von Tomaten ist alles andere als einfach. Schädlinge machen der Produktion zu schaffen, allen voran Tomatenblattschimmel und die Tomatenrostmilbe. Pestizide, die bei der Bekämpfung dieser Krankheiten wirksam sind, werden zunehmend verboten. Masterstudent Dylan Maret konzentriert sich in seiner Forschung daher auf die Suche nach wirksamen natürlichen Mitteln. Von Juni bis August 2022 führte er Versuche mit der Raubmilbe Pronematus ubiquitus durch, um herauszufinden, ob sie bei der Bekämpfung dieser Krankheiten helfen könnte. Wir trafen ihn zum Interview.
 

Dylan, welche Herausforderungen im Tomatenanbau möchtest du lösen?


Es gibt zwei Schädlinge, die ein grosses Problem für die Tomatenproduktion darstellen: Zum einen die Tomatenrostmilbe (TRM), Aculops lycopersici: Sie verursacht eine Krankheit, die zu braunen Tomatenblättern und -früchten führt. Wenn der Befall zu stark ist, verliert der Landwirt einen wichtigen Teil der Ernte. Zweitens haben wir den Tomatenblattschimmel (TLM), Passalora fulva. Dieser Pilz schwächt die Pflanze allmählich, verringert den Ertrag und tötet die Pflanze schliesslich ab. Beide Krankheiten sind derzeit mit den auf dem Markt erhältlichen Bekämpfungsmitteln nur schwer in den Griff zu bekommen. Vor allem im ökologischen Landbau fehlt es an biologischen Pestiziden. Mit der Raubmilbe Pronematus ubiquitus könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Sie verspricht, sowohl gegen TRM als auch TLM zu helfen, da sie sich sowohl von Milben als auch von Pilzen ernährt.
 

Prüfender Blick: Dylan Maret sucht die Pflanzen nach Symptomen eines Befalls der Tomatenrostmilbe ab. Bild vergrössern
Prüfender Blick: Dylan Maret sucht die Pflanzen nach Symptomen eines Befalls der Tomatenrostmilbe ab. (Bilder: Loredana Storno)


Was bedeuten die Ergebnisse deiner Forschung für die Praxis?


Die Raubmilbe ist in der Schweiz noch nicht als biologischer Schädlingsbekämpfer auf dem Markt. Mit diesem Projekt möchte ich dies ändern. Wenn die Ergebnisse die Wirksamkeit der Raubmilbe belegen, kann diese als natürliches Pestizid registriert werden und wird in Zukunft Produzierenden und Landwirt*innen zur Verfügung stehen.

Wie hast du deine Forschung durchgeführt?

 

Ich beobachtete Tomatenpflanzen in zwei verschiedenen Gewächshäusern, in einem impfte ich die TRM, im anderen die TLM. Ich untersuchte, ob sich die Raubmilbe Pronematus ubiquitus auf den befallenen Proben ausbreitet und ob sie gegen die Krankheiten wirksam ist. Ich konzentrierte mich auf die Anzahl Milben und nicht auf die Qualität der Ernte selbst. Um die Milben zu zählen, pflückte ich jede Woche einige Blätter der Tomatenpflanzen.

Was sind die Ergebnisse des ersten Versuchs?


Leider konnten wir die Pflanzen nicht mit dem Pilz (TLM) infizieren. Es ist immer schwierig, mit solchen Organismen zu arbeiten. Aber der Versuch mit dem TRM verlief gut: Ich konnte nachweisen, dass die Raubmilbe in der Lage ist, den Schädlingsbefall zu verhindern. Die Ergebnisse sind also vielversprechend, aber wir müssen das Management alternativer Nahrungsquellen (Pollen) für die Raubmilbe optimieren, denn die Population ging irgendwann zurück und die Schädlinge nahmen wieder zu. In der nächsten Saison werden wir weitere Versuche durchführen.

Wie bist du dazu gekommen, deine Masterarbeit bei Agroscope durchzuführen?


Ich arbeite schon seit mehreren Jahren bei Agroscope. Vor einiger Zeit machte mich Louis Sutter, mein Betreuer, auf das Thema aufmerksam. Mit der Idee im Hinterkopf begann ich an der BFH-HAFL mit dem Masterstudium. Für mich ist der Praxisbezug während der Masterarbeit sehr wichtig. Das wissenschaftliche Umfeld von Agroscope ist hierfür perfekt. Mein Ziel ist es, nach dem Studium bei Agroscope zu bleiben.
 

Braune Schicht: So sieht der Befall durch die Tomatenrostmilbe aus. Bild vergrössern
Braune Schicht: So sieht der Befall durch die Tomatenrostmilbe aus.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald
Rubrik: Studium, Forschung