Emissionsfreie SBB Baustellen

31.08.2020 Die SBB haben das Ziel bis 2040 zu 100% emissionsfrei unterwegs zu sein. Diese Ambition bringt grosse Auswirkungen mit sich, speziell in den Bereichen Dieseltraktion und Baustellen. Christian Vögtli, Projektleiter beim BFH-Zentrum Energiespeicherung, schreibt in der Schweizer Eisenbahn-Revue über die Herausforderungen und Chancen von emissionsfreien Baustellen.

Ambition Klimaneutrale SBB

Die SBB haben im Januar 2020 entschieden, ihre betrieblichen Emissionen gegenüber dem Basisjahr 2018 bis 2030 um 50 % und bis 2040 um 92 % zu senken. Der Einsatz von Dieseltriebfahrzeugen, wie den Lokomotiven Am 843 und den Traktoren Tm 234, verursacht beinahe 30 % der gesamten CO2-Emissionen der SBB. Damit das anspruchsvolle Ziel erreicht werden kann, werden im Grundsatz ab sofort sämtliche Neu- und Ersatzbeschaffungen auf das Ziel der Verwendung erneuerbarer Energie statt fossiler Brenn- und Treibstoffe ausgerichtet. Zudem bieten die neuen Vorgaben eine grosse Chance, bestehende Einsatzstrategien und Antriebskonzepte kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Zur Erreichung dieser Ambition bis 2040 werden Massnahmen, unter anderem Anpassungen von Strategien und Richtlinien, sowie technische Modifikationen in sechs Handlungsfeldern umgesetzt:

  • Gasweichenheizungen: Umrüstung von Gasweichenheizungen und Betrieb bestehender Weichenheizungen mit Biogas oder Biopropangas.
  • Gebäudeheizungen: Bei Sanierung oder Neubau von Gebäudeheizungen werden fossile Energieträger konsequent durch erneuerbare Energieträger ersetzt.
  • Dieseltraktion: Bei allen Neubeschaffungen von fahrdrahtunabhängigen Triebfahrzeugen muss ein erneuerbarer Antrieb gewählt werden. Bei hohen Anforderungen an die betriebliche Autonomie können ein batterieelektrischer Antrieb in einzelne Flotten eingebaut oder die Verwendung alternativer Kraftstoffe vorgesehen werden.
  • Strassen und Spezialfahrzeuge: Strassen und Spezialfahrzeuge werden aufgrund datenbasierter Nutzungsprofile sowie unter Installation von Ladeinfrastrukturen beschafft.
  • Miete und Dienstleistungen: Neue Anmietungen nur noch in fossilfrei beheizten Liegenschaften sowie sukzessive steigende Anforderungen für Mietobjekte und den Einkauf externer Dienstleistungen (Musskriterium in Ausschreibungen ab Jahr 2040).
  • Beschaffung von 16,7Hz-Schaltanlagen mit SF6-freier Technologie und Umrüstung von Kälteanlagen mit R134 auf Rollmaterial und in stationären Anwendungen auf klimafreundliche Alternativen.

Das Kompetenzcenter Energiespeicher der SBB führt das Handlungsfeld Dieseltraktion" und hat die Grundlagen für den Bereich Strassen- und Spezialfahrzeuge" gelegt. Der Bereich Baustellenversorgung ist die Schnittmenge zwischen Dieseltraktion" und Miete und externen Dienstleistungen", die hier vertieft wird. In einer der nächsten Ausgaben der Schweizer Eisenbahn-Revue wird der Stand bei der Dieseltraktion im Detail vorgestellt. 

Motivation emissionsfreie Baustelle

Die Motivation zur Vermeidung von CO2-Emissionen zwecks Entschärfung langfristiger Klimaauswirkungen ist bekannt. Es gilt aber auch, die zahlreichen unmittelbar schädlichen Emissionen wie Feinstaub, Stickoxide, Ozon und weitere Luftschadstoffe aus dem Verbrennungsprozess zu reduzieren. Damit werden in erster Linie die Mitarbeitenden entlastet, die im Freien bei jedem Wetter ohnehin bereits vielseitigen Belastungen ausgesetzt sind. Auch die Reduktion der Lärmbelastung ist im Fokus, wobei dies bei Bauarbeiten nur bedingt möglich ist, da die Lärmbelastung nicht nur von der Antriebsart, sondern auch von der vorgenommenen Arbeit ausgeht. Dennoch entlastet jegliche Reduktion von Lärmemissionen letztlich auch Anwohner und Natur im Umfeld der Baustellen, und so leistet auch hier die konsequente Elektrifizierung ihren Beitrag. Die SBB sind deshalb auch bemüht, wenn möglich den Lärm für die Natur und die Anwohner möglichst zu reduzieren. Unabhängig von der Energiezuführung - ob über das Stromnetz, mittels Batterien oder Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen - führt kein Weg an der Elektrifizierung der Antriebe vorbei, um die Ambition Klimaneutrale SBB 2040" zu erreichen. Mit der Elektrifizierung und Dekarbonisierung der Baustellen entsteht zwar einerseits ein beträchtlicher Investitionsbedarf. Andererseits resultiert eine grosse Chance in der Reduktion der Gesamtkosten. Die Elektrifizierung spielt dabei eine zentrale Rolle, um mit thermischen Geräten auf die immer strengeren und kostspieligeren Vorgaben an den Baustellenbetrieb zu reagieren.

Foto SBB BFH
Foto: SBB

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