Positive Stimmung gegenüber Gemeindefusion in Bern und Ostermundigen

16.12.2019 Die befragten Bürgerinnen und Bürger in den städtischen Gemeinden Bern und Ostermundigen stehen einer möglichen Grossfusion zur «Stadtregion Bern» mehrheitlich positiv gegenüber. Skeptischer wird die Idee in den ländlichen Gemeinden Frauenkappelen, Kehrsatz und Wohlen beurteilt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Berner Fachhochschule Wirtschaft.

Unter dem Titel «Zukunft Stadtregion Bern – Was denken die Bürgerinnen und Bürger?» hatte die BFH Wirtschaft im Herbst in fünf Gemeinden der Agglomeration Bern eine wissenschaftliche Bevölkerungsumfrage durchgeführt, an der sich 2.737 Stimmberechtigte beteiligt haben: Gemeindefusionen werden in den beiden städtischen Gemeinden mehrheitlich befürwortet, während sie in den drei ländlichen Gemeinden auf Ablehnung stossen. Die Aufschlüsselung nach Parteien zeigt, dass progressiv und liberal eingestellte Bürgerinnen und Bürger einer Fusion erwartungsgemäss deutlich positiver gegenüberstehen als die Wählerschaft konservativer Parteien.

Die Studienautoren betonen allerdings, dass die Haltung zu Gemeindefusionen nicht allein parteipolitischen Mustern folgt. So nehmen SVP-Wählerinnen und -wähler in Ostermundigen und Bern eine deutlich positivere Haltung gegenüber Fusionen ein als in den drei anderen Gemeinden. In Frauenkappelen, Kehrsatz und Wohlen hingegen sind FDP-Wählerinnen und -wähler deutlich skeptischer als in den beiden städtischen Gemeinden.

Positive Haltung in den Zentren – Skepsis in den ländlichen Gemeinden

Insgesamt interpretieren die Studienautoren die Ergebnisse als ermutigendes Resultat für eine Fusion der Gemeinden Bern und Ostermundigen. Als bevorzugte Fusionspartnerin nennen rund 85 Prozent der Stadtberner Befragten die Gemeinde Ostermundigen, während knapp 80 Prozent der Ostermundiger Befragten die Stadt Bern auf ihre Liste gesetzt haben.

Für eine Grossfusion aller zwölf Gemeinden der «Stadtregion Bern» sehen die Studienautoren allerdings nur mittel- bis langfristig eine Chance auf Umsetzung. Dies zeigt sich auch an der Frage nach bevorzugten Fusionspartnerinnen, bei der keine der drei Gemeinden Frauenkappelen, Kehrsatz und Wohlen die Stadt Bern mehrheitlich nannte.

Angst vor Identitätsverlust

Die wichtigsten Gründe gegen eine Fusion sind für die Befragten, dass sie ihre Eigenständigkeit und Identität verlieren könnten, dass die Anonymität zunehmen würde, die Behörden weniger bürgernah würden und sie grössere Distanzen zurücklegen müssten. Als Vorteile für eine Fusion werden Kosteneinsparungen und grössere finanzielle Spielräume, bessere Dienstleistungen, eine bessere Planung sowie das grössere politische Gewicht der fusionierten Gemeinde genannt.

Falls es zu einer Fusion der «Stadtregion Bern» käme, steht die Mehrheit der Befragten Reformen in der Gemeindeorganisation positiv gegenüber. Sie begrüssten die in der Studie vorgeschlagenen Reformen, wie dezentrale Behörden-Schalter, den Ausbau der digitalen Verwaltung, einen vergrösserten Gemeinderat und die Einführung mehrerer Wahlkreise.

Hintergrund

Die BFH Wirtschaft hatte im September in fünf Gemeinden der Agglomeration Bern eine wissenschaftliche Bevölkerungsumfrage durchgeführt mit dem Titel «Zukunft Stadtregion Bern – Was denken die Bürgerinnen und Bürger?» Dabei wurde eine Zufallsauswahl von insgesamt 17'649 Stimmberechtigten angeschrieben, wovon 2.737 Personen die 22 Fragen der Umfrage beantwortet haben.

Die Daten wurden vor der Auswertung nach Alter, Geschlecht und Parteilager gewichtet, um Verzerrungen in den Befragungsdaten auszugleichen. Die Studie wurde auf Initiative der BFH Wirtschaft in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Bern, Frauenkappelen, Kehrsatz, Ostermundigen, und Wohlen sowie mit Unterstützung des kantonalen Amts für Gemeinden und Raumordnung (AGR) und des Vereins «Bern NEU gründen» durchgeführt. Die fünf Gemeinden und der Verein kamen für die Versandkosten auf, die BFH und das AGR haben sich die übrigen Kosten zur Erstellung der Studie geteilt. Die wissenschaftliche Durchführung lag in der Verantwortung der BFH Wirtschaft.

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