Gesunde und ungesunde Ernährungsmustern bei veganen Erwachsenen in der Schweiz
Derzeit gibt es weder in der Schweiz noch auf internationaler Ebene einen Score für die Qualität der veganen Ernährung, obwohl ein solches Instrument für Forschungszwecke und die klinische Praxis dringend erforderlich ist.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Gesundheit
- Institut(e) Ernährung und Diätetik
- Förderorganisation Andere
- Laufzeit (geplant) 01.06.2021 - 31.05.2022
- Projektleitung Prof. Dr. Leonie-Helen Bogl
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Projektmitarbeitende
Dr. Joyce Haddad
Prof. Dr. Klazine Van der Horst
Natalie Sara Bez - Partner Fördergeber: Stiftung zur Förderung der Ernährungsforschung in der Schweiz
Ausgangslage
Veganismus hat in letzter Zeit in der Schweiz und im Ausland an Popularität gewonnen. Gesundheit, Klimawandel, Tierschutz und Religion sind die häufigsten Gründe für eine vegane Lebensweise. Die EAT-Lancet-Kommission schlug eine globale Umstellung auf eine nachhaltige und gesunde Ernährung vor, die auf einem Rückgang des Fleischkonsums und einer Zunahme des Gemüsekonsums beruht. Während jegliche Reduktion des Fleischkonsums dem Klima zugute kommt, ist die vegane Ernährung die ökologisch nachhaltigste, da sie die geringsten Treibhausgasemissionen aufweist.
Vorgehen
Unser Hauptziel ist es, die Heterogenität der veganen Ernährung in der Schweiz zu untersuchen, indem wir die Ernährungsmuster identifizieren, die die Unterschiede in den Hauptnährstoffen und im Ernährungszustand der Veganer erklären. Dieses übergeordnete Ziel soll mit Hilfe der folgenden zwei spezifischen Ziele erreicht werden: a) Entwicklung eines a priori definierten Ernährungsqualitätsscores für Veganer (DQS-V) mit Fokus auf potentiell kritische Nährstoffe unter Veganern. b) Anwendung einer reduzierte Rangregression (RRR), um Kombinationen von Lebensmittelgruppen zu identifizieren, die die Unterschiede in der Nährstoffzufuhr und bei den Biomarkern erklären. Für diese Studie greifen wir auf einen Datensatz zurück, der bereits vom Human Ernährungslabor der ETH Zürich gesammelt wurde, und arbeiten eng mit Dr. Isabelle Herter-Aeberli zusammen. Der Datensatz umfasst 206 gesunde erwachsene weibliche und männliche Probanden im Alter zwischen 18 und 50 Jahren, die sich vor der Studie mindestens ein Jahr lang vegan (n=53), ovo-lacto-vegetarisch (n=53) oder omnivor (n=100) ernährt haben.
Ergebnisse
Die Entwicklung des DQS-V basiert auf den erstmals veröffentlichten Schweizer Ernährungsempfehlungen für eine vegane Ernährung, die wir publiziert haben. In der Stichprobe von 52 Schweizer Erwachsenen lag der DQS-V zwischen 15 und 80 Punkten, mit einem Mittelwert von 48.9 bei insgesamt möglichen 100 Punkten. Viele Teilnehmende erreichten die empfohlenen Aufnahmen von Gemüse, vitamin-C-reichem Gemüse, Früchten, omega-3-reichen Nüssen, Fetten, Ölen und jodiertem Salz. Hingegen war der Konsum von grünen Blattgemüsen, vitamin-C-reichen Früchten, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen (einschliesslich selenreicher Nüsse), energiearmen Getränken sowie calciumangereicherten Lebensmitteln insgesamt eher niedrig. Süsse, salzige und frittierte Lebensmittel sowie Alkohol wurden häufiger konsumiert als empfohlen. Der DQS-V war positiv mit der Aufnahme von Nahrungsfasern, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Kalium, Zink und Phosphor assoziiert und negativ mit der Aufnahme von Vitamin B12 und Niacin. Die PCA identifizierte zwei Ernährungsmuster: ein Muster «raffinierte Getreide und Süsses», das sowohl mit dem DQS-V als auch mit dem Beta-Carotin- und Vitamin-C-Status negativ korreliert war, sowie ein Muster «Vollkornprodukte und Nüsse», das eine positive Korrelation mit dem DQS-V zeigte.