"Wir müssen parat sein"

25.02.2019 Der Weltkonzern WabcoAutomotive zieht nach Bern und will dort künftig ein Kompetenzzentrum für «autonomes Fahren» aufbauen. In Biel freut man sich ganz besonders auf den prominenten Zuzug.

So viel wie in der Presse über «autonomes Fahren» steht, könnte man meinen, die selbstfahrenden Autos werden bereits serienmässig produziert. Der Eindruck täusche gewaltig, meint Bernhard Gerster, Professor und Leiter der Abteilung Automobiltechnik an der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel. Es herrsche eine grosse Lücke zwischen dem, was publiziert wird und dem, was wirklich sei. Die vorgeführten Prototypen würden auf einstudierten Routen fahren. Das Ganze sei meist marketinggetrieben. Die Automatisierung von Fahrzeugen stecke aber, was die Serienreife betreffe, noch in den Kinderschuhen.
Gerster spricht denn auch lieber von hochautomatisierten Autos als von autonomen, denn die Autos seien ja in die Umgebung eingebunden und müssten darauf reagieren. Bis ein Auto das könne, werde es noch Jahre dauern. Dafür brauche es noch viel Forschung in verschiedensten Bereichen wie Sensorik, Antriebstechnik oder im Bereich der künstlichen Intelligenz –und damit noch viele Ressourcen und Geld.


Viel Know-how in Biel

Dass nun der international tätige Grosskonzern Wabco Automotive, ein namhafter Zulieferer der Automobilbranche mit einem Jahresumsatz von 3,8 Milliarden Dollar, sein Hauptquartier nach Bern verlegt und dazu noch grosse Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen in der Schweiz
beabsichtigt, freut Gerster daher ganz besonders. Denn die Bieler stehen quasi in der Poleposition, wenn es darum geht, sich als künftiger Forschungspartner von Wabco Automotive hervorzubringen. In Biel wird im Automobilbereich bereits seit 1930 geforscht und die BFH ist schweizweit die einzige Lehrstätte, die einen Studiengang in Automobiltechnik anbietet. Die jährlich rund 30 bis 50 Studierenden werden in den Disziplinen Mechanik, Elektronik und Informatik geschult und auf den Automobilbereich spezialisiert. Besonders in der Sensortechnik, der Aktorik (Erzeugung von Bewegung) und bei der Verknüpfung der Steuerung habe man in Biel viel Expertise aufbauen können. Für die Ruag etwa entwickelte die BFH
autonome Traktoren.
Und auch für Wabco selber habe die BFH schon kleinere Aufträge ausgeführt. Dazu gehörten laut Gerster die Entwicklung von Anhängerbremsen oder das Abgeben von Expertisen bei Problemen in der Fahrdynamik. Allerdings war die Zusammenarbeit bisher eher lose und sie ist schon ein paar Jahre her. Das könnte sich nun ändern.

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Rubrik: Bachelor