Innovationsprojekt «Interaktionsschulung für Angehörige und ihre demenzkranken Familienangehörigen» (ISAD)

31.08.2020 Im Zusammenleben mit demenzkranken Familienmitgliedern gehören Kommunikationsschwierigkeiten zu den wichtigsten Belastungsfaktoren für Angehörige und Demenzkranke. Im Rahmen des Innovationsprojekts ISAD entwickelt und evaluiert das Institut Alter der BFH zusammen mit Alzheimer Bern ein Programm zur Interaktionsschulung.

Das Programm schult Angehörige sowohl sprachlich als auch auf der Bewegungsebene, um gerade in emotional belastenden Alltagssituationen so zu kommunizieren, dass Vertrauen und gelingende Interaktionen gefördert werden. Das Projekt wird von Gesundheitsförderung Schweiz, der Beisheim Stiftung, der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern sowie Alzheimer Schweiz finanziert.

Zusammen mit Alzheimer Bern als Praxispartner wird in einer ersten Phase des Projekts eine den Bedürfnissen der Zielgruppe angepasste Interaktionsschulung für Angehörige und ihre demenzkranken Familienangehörigen (ISAD) entwickelt, durchgeführt und evaluiert. ISAD-Kurseinheiten finden sowohl nur mit den Angehörigen als auch gemeinsam mit Menschen mit einer Demenzerkrankung statt. Angehörige können jederzeit in die Schulungen einsteigen und diese auch unterbrechen. Damit soll ihren oft unsicheren organisatorischen Rahmenbedingungen bei der Betreuung und Alltagsgestaltung von demenzkranken Familienmitgliedern Rechnung getragen werden und ihre Teilnahme möglichst leicht gemacht werden. 

Das «Leibgedächtnis» bleibt

In den Schulungen lernen die betreuenden Angehörigen so zu kommunizieren, dass in emotional sowie in alltagspraktisch bedeutsamen Interaktionssituationen der demenzkranke Mensch an seine Sorgemotive und verankerten Ressourcen anknüpfen kann. Mit «Sorgemotiven» ist gemeint, dass ältere Menschen nicht nur Empfänger von Sorge und Pflege, sondern auch Gebende sein möchten. Dies ist in ihrem Leibgedächtnis noch abrufbar. Das «Leibgedächtnis» sind Erfahrungen und Gewohnheiten, die das Können und Wissen umfassen, das im gegenwärtigen Wahrnehmen und Verhalten wirksam werden, ohne dass man sich dabei an Vergangenes erinnern muss. 

Dieser Zugang ermöglicht dem Erkrankten einen erweiterten Handlungs- und Erlebensspielraum. Damit werden Vertrauen, Orientierung, Handlungssicherheit gestärkt und die Interaktionen zwischen Erkrankten und Angehörigen konstruktiver. Dies kann betreuende Angehörige psychosozial, körperlich und organisatorisch spürbar entlasten. Basierend auf der Evaluation der ersten Projektphase wird in einer zweiten Phase in Zusammenarbeit mit Alzheimer Bern eine Ausbildung für ISAD-Multiplikatorinnen und Multiplikatoren entwickelt, die in einem Pretest evaluiert wird.

Einem älteren Mann wird von jemandem freundlich an die Schulter gefasst. Der Mann lächelt.
Rubrik: Forschung, Dienstleistungen