Bienenfresser ziehen mit Rucksäckchen in den Süden

21.04.2021 Eine kleine Gruppe von Bienenfressern formiert sich und jagt in der Luft gemeinsam Grossinsekten. Und das notabene auf dem Weg ins Winterquartier in Afrika. Dank kleinster Elektronik ist es heute möglich detaillierte Vogelzugforschung zu betreiben. Die dafür benötigten Geodatenlogger wurden im Institut für Intelligente industrielle Systeme I3S unter der Leitung von Prof. Roger Weber entwickelt.

Noch bis vor kurzem wusste man über das Zugverhalten von kleinen Vögeln lediglich den ungefähren Abflugzeitpunkt, die grobe Flugroute, vielleicht den Ort des Winterquartiers im Süden und das Eintreffen der Rückkehrer zu Beginn unseres heimischen Frühlings. Die heutige Zugvogelforschung möchte die Lücken dazwischen nun schliessen. Welche Route fliegen die Zugvögel genau? Wie viele Stopps tätigen sie während der Reise und wo? Wo und wann sind sie den grössten Gefahren ausgesetzt?

Durch die Jahreszeiten, der Nahrung nach

Der Zug ist für Vögel eine Überlebensstrategie, um Zeiten mit Nahrungsknappheit zu umgehen. „Er birgt für die Zugvögel allerdings auch viele Risiken und ist äusserst energieaufwändig“, sagt Silke Bauer, Biologin und Forscherin an der Schweizerischen Vogelwarte im luzernischen Sempach. Schätzungsweise 50 Milliarden Vögel machen sich weltweit jährlich auf den Weg in ihre Winterquartiere. Mit dabei sind grosse Vögel wie zum Beispiel Gänse, aber auch kleinere Exemplare wie die in der Schweiz brütende Nachtigall.

„Die Schweizerische Vogelwarte Sempach konnte kürzlich aufzeigen, dass der Bienenfresser mit den immer gleichen Vogel-Freunden in den Süden zieht.“

Viele Vogelarten wählen meist Zugrouten mit für sie günstigen Windverhältnissen, sprich Rückenwind. Grosse Vögel, wie beispielsweise Störche oder Greifvögel, setzen zudem auf möglichst viel Thermik. Thermik findet man wenig bis gar nicht über Gewässern. Eine Hauptroute von Europa nach Afrika führt daher über Gibraltar. Eine andere, ebenfalls beliebte Route verläuft im Osten und führt über die Türkei und Israel. Nebst Wind und Thermik hat auch die Verfügbarkeit geeigneter Rastplätze Einfluss auf die Flugroute.

Sinn und Zweck der Zugvogelforschung ist nicht einzig das Analysieren des Zugverhaltens einer bestimmten Art. So suchen die ForscherInnen zum Beispiel auch nach Gesetzmässigkeiten des Vogelzugs über verschiedene Vogelarten hinweg. Der Forschungsansatz geht heute sogar so weit, dass auch das Migrationsverhalten anderer Tierarten mit in die Forschung einfliesst. So können grössere Zusammenhänge innerhalb von Ökosystemen aufgezeigt werden. Im Nachgang lassen sich dann im Idealfall auch Schlussfolgerungen zum Schutz einzelner Zugvogelarten ableiten.

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