Radikale Innovationen durch ältere Unternehmensgründer*innen

04.04.2023 Wer bringt radikale Innovationen auf den Markt? Prof. Dr. Martin Murmann vom Institut Innovation & Strategic Entrepreneurship zeigt in einer Studie mit Forschenden der Audencia Business School (Frankreich) und der Aalto-Universität (Finnland) auf: es sind die älteren Unternehmensgründer*innen mit finanziellen Ressourcen und Führungserfahrung.

Die Studie hat 2’903 Gründer*innen neuer Unternehmen in Deutschland in den Jahren 2008-2017 analysiert. Die Ergebnisse zeigen,   

  • dass Personen, welche bei der Unternehmensgründung 50 Jahre und älter sind, mit grösserer Wahrscheinlichkeit radikale Innovationen auf den Markt bringen als jüngere Gründende. Bei diesen radikalen Innovationen handelt es sich um Produkte und Dienstleistungen, die es vorher auf dem Markt nicht gab, und die daher das Potential haben Wirtschaft und Gesellschaft zu verändern. 
  • dass die Wahrscheinlichkeit eine Marktneuheit einzuführen bei zehn zusätzlichen Lebensjahren um 30% erhöht ist. Innovationsorientierte und führungserfahrene Spätgründer*innen führen also dreimal so häufig Marktneuheiten ein wie der Stichprobendurchschnitt. 
  • dass der Umsatz mit zehn zusätzlichen Lebensjahren um etwa 35.000 Euro höher ist als beim Stichprobendurchschnitt (ein Anstieg von 26%). Ältere Unternehmensgründer*innen haben das Potential sehr erfolgreiche Unternehmer*innen zu werden. 

Bemerkenswert ist, dass der positive Zusammenhang zwischen dem Alter der Gründenden und der Einführung neuer Produkte und Dienstleistungen bei Spätgründer*innen bis mindestens zum Rentenalter konstant bleibt. Im Gegensatz dazu führen jüngere Gründer*innen insgesamt zwar eine grössere Anzahl von Innovationen ein, aber diese Innovationen konzentrieren sich mehr auf die Optimierung von Prozessen und des Produktangebots ihrer Unternehmen. Erklärungen für den grossen Erfolg älterer Gründer*innen sind die höhere Bildung, grösserer persönlicher Wohlstand sowie zusätzliche Führungserfahrung. 

Die Studie unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Arten von Innovationen: solche, die Prozesse und Produkte auf Unternehmensebene optimieren und solche, die grundsätzlich neue Produkte auf den Markt bringen. Der vorherrschende Stereotyp, dass ältere Gründer*innen nicht innovativ sind konnte mit dieser Unterscheidung widerlegt werden. Alternde Industriegesellschaften können durchaus von älterem Unternehmer*innen profitieren: Dies erfordert jedoch Rentensysteme, welche die ein längeres Verbleiben im Arbeitsleben ermöglichen sowie eine Kultur der beruflichen Mobilität, in welcher Arbeitnehmende auch mit 50 Jahren und älter zum Unternehmenden werden können.  

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