Zwei Genfer Beispiele zeigen, wie unterschiedlich Generationenwohnen aussehen kann

27.07.2023 Das Centre intergénérationnel «Le Tilleul» in Meinier und das Ecoquartier «Les Vergers» in Meyrin sind zwei generationenübergreifende Wohnprojekte in Genf. Während das eine mit 59 Wohneinheiten ein eher kleines Projekt ist, handelt es sich beim anderen um ein ganzes Stadtviertel mit 1350 Wohneinheiten. Was sie gemein haben: Bei beiden wird die Partizipation grossgeschrieben.

Centre intergénérationnel «le Tilleul» in Meinier

Das Centre intergénérationnel «le Tilleul» in Meinier ist nicht nur Wohnraum für Menschen in ganz unterschiedlichen Lebenslagen, sondern gleichzeitig das Dorfzentrum der Gemeinde mit 2'116 Einwohnenden. So verbindet es Generationenwohnen mit verschiedenen öffentlichen Einrichtungen und Treffpunkten für das ganze Dorf. Es entstand auf der Basis einer Bedarfserhebung im Jahr 1991 und eines langen partizipativen Planungsverfahrens mit der Gemeindebevölkerung. Bezugsbereit war es schliesslich im Jahr 2012. Neben 59 Wohneinheiten bietet es u. a. Einrichtungen wie Kinderkrippe, Ludothek, Coiffure-Geschäft, Spitex, Gruppenpraxis, therapeutische Angebote und Restaurant. Eine Sozialkoordinatorin fördert das generationenübergreifende Leben im Quartier. Eine Besonderheit dieses Projektes bildet die «Charte», welche die Bewohner*innen vor Einzug unterschreiben. Diese verpflichtet im Rahmen der eigenen Möglichkeiten zu einem solidarischen Zusammenleben, zu Nachbarschaftshilfe und somit zur Aufrechterhaltung der Beziehungen. Dieses Extra des Mietvertrages verdeutlicht: eine gute Nachbarschaft hat hier einen hohen Stellenwert – und bedarf der Mitarbeit von allen.

Generationenwohnen
Centre intergénérationnel «Le Tilleul» in Meinier GE. Foto: BFH

Ecoquartier «Les Vergers» in Meyrin

Beim Ecoquartier «Les Vergers» in Meyrin handelt es sich um ein ganzes Stadtviertel, das 1350 Wohneinheiten auf 30 Gebäude verteilt. Das Projekt wurde durch verschiedene partizipative Wohnungsbaugenossenschaften und private Bauträger ins Leben gerufen und bietet Platz für rund 3000 Bewohner*innen. Das im Jahr 2023 fertig gestellte Ecoquartier «Les Vergers» basiert auf den drei Säulen der nachhaltigen Entwicklung: soziale Solidarität, Umweltverantwortung und wirtschaftliche Effizienz. So zeichnet es sich durch einen minimalen ökologischen Fussabdruck und maximale Energieeffizienz aus. Ebenso bilden soziale und generationenübergreifende Durchmischung, partizipative Organisation und viele Gemeinschaftsräume wichtige Grundpfeiler. Partizipation war in vielfacher Hinsicht in der Planung und Entwicklung zentral: Um die Einbindung der zukünftigen Bewohner*innen in die Gestaltung der öffentlichen Räume und in das Leben des Viertels zu fördern, wurden Baurechte vorzugsweise an partizipative Wohnbaugenossenschaften vergeben. Zudem prägten drei partizipative Verfahren die Planung und Entwicklung des Grossprojektes: eines mit allen Einwohner*innen der Gemeinde Meyrin zum Projekt allgemein, eines mit den zukünftigen Bewohner*innen des Quartiers zur Gestaltung der öffentlichen Räume und eines mit wichtigen Stakeholdern zur Belegung der Räume in den Erdgeschossen.

Generationenwohnen Meyrin Ecoquartier
Ecoquartier «Les Vergers» in Meyrin GE. Foto: Leonie Pock (Wohnforum ETH)

Wir stellen vor: Generationenwohnen in der Schweiz

Die Idee des Generationenwohnens hat Konjunktur. Generationenwohnenprojekte bilden wichtige Grundpfeiler des Lebens für die Gesellschaft. Sie führen zu Solidarität, Mithilfe, Beziehungspflege, aber auch zu Autonomie und Selbständigkeit.Mit dem gesellschaftlichen Interesse ist auch das Forschungsinteresse an diesen Projekten in den letzten Jahren gestiegen. So untersuchen das Kompetenzzentrum Partizipative Gesundheitsversorgung der BFH, das ETH Wohnforum und das interdisziplinäre Netzwerk Age-Research gemeinsam das Generationenwohnen in der langfristigen Perspektive. Ein Teil des Forschungsprojekts bilden Exkursionen zu verschiedenen Wohnprojekten. Sie bieten Einblicke in unterschiedliche Formen zeitgenössischen Generationenwohnens. Pro Exkursion wird je ein in den Fallstudien untersuchtes und ein im Forschungsprojekt dokumentiertes Projekt besucht. Die Erkenntnisse werden so vertieft und miteinander in Beziehung gebracht. Neben dem Einblick in verschiedene Wohnrealitäten vernetzen die Exkursionen interessierte Personen im Bereich des gemeinschaftlichen und intergenerationellen Wohnens.

In losen Abständen stellen wir Ihnen hier einige dieser Standorte vor und teilen die Erkenntnisse daraus.

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Fachgebiet: Gesundheit, Gesundheitstechnologien + Public Health, Partizipative Gesundheitsversorgung