Rekonstruktive Methoden in der Praxis
Die Standardisierung der Praxis nimmt aufgrund externer Vorgaben laufend zu. Das Forschungsprojekt zeigt mit dem Einsatz rekonstruktiver Methoden in der Praxis eine Alternative auf, um die Sozialhilfe zu professionalisieren.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Soziale Arbeit
- Institut(e) Institut Fachdidaktik, Professionsentwicklung und Digitalisierung
- Förderorganisation BFH
- Laufzeit 15.06.2022 - 30.04.2025
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Projektleitung
Prof. Dr. Eveline Ammann Dula
Prof. Dr. Nina Wyssen-Kaufmann -
Projektmitarbeitende
Daniel Flückiger
Denise Barriga Rodriguez - Schlüsselwörter Narrative Gesprächsführung, Rekonstruktive Methoden, Sozialhilfe
Ausgangslage
Bei der Standardisierung und Effizienzsteigerung wird in der Abklärung auf Sozialdiensten oft auf Leitfäden und standardisierte Fragen zurückgegriffen. In diesem Projekt wird ein alternatives Vorgehen ausgetestet, basierend auf einer bewährten Theorie der Sozialen Arbeit. Sogenannte «Stegreiferzählungen» dienen dazu, bei Klient*innen eine Erzählung über eigene Erfahrungen auszulösen. So erfahren Fachpersonen mehr über die Lebenswelt der Klient*innen, verstehen sie besser, um Hilfeleistungen gezielter anzusetzen und die Problemlösungskompetenzen der Betroffenen zu stärken. Dieses Vorgehen knüpft an die Tradition der rekonstruktiven Sozialen Arbeit an, die das Ziel einer Professionalisierung durch die Verwendung von Forschungsmethoden in der Praxis anstrebt (Kraimer, 2014; Schütze, 2000). Bisher gibt es schweizweit keine systematischen Erhebungen zur Frage, welche Auswirkungen der Einsatz rekonstruktiver Methoden auf die Fallarbeit in Sozialdiensten hat und welche Weiterentwicklungsperspektiven sich daraus für die Profession und für die Institutionen Sozialer Arbeit ergeben (Hüttemann, 2011).
Vorgehen
Im Rahmen des Forschungsprojekts wurde der Frage nachgegangen, wie Methoden aus der rekonstruktiven Sozialforschung in der Praxis auf einem ausgewählten polyvalenten Sozialdienst zum Zweck der Qualitätssicherung und der Professionsentwicklung eingesetzt werden können. Die dadurch gewonnen Erkenntnisse können im Verwaltungskontext die Beratung, die sich sonst insbesondere an Checklisten und Leitfäden orientiert, ergänzen. Zudem bietet die rekonstruktive Soziale Arbeit die Chance, dass das Fallverstehen die Perspektive der Klient*innen berücksichtigt und Ressourcen entdeckt werden, die durch die bisher gängige Betrachtungsweise ausgeblendet wurden. Dazu soll untersucht werden, inwiefern «Stegreiferzählungen» die Qualität und Weiterentwicklung der professionellen Sozialen Arbeit auf dem Sozialdienst fördern. Das Projekt wurde von Beginn an als kooperativer Prozess zwischen dem Forschungsteam der BFH und den Sozialarbeitenden des Sozialdienstes geplant und durchgeführt.
Ergebnisse
Das Forschungsprojekt hat aufgezeigt, dass rekonstruktive Methoden der Sozialen Arbeit als Beratungstechnik und insbesondere «Stegreiferzählungen» vielfältig verwendet werden können. Durch narrative Gesprächsführung erhält die Perspektive der Klient*innen Raum im Beratungsgespräch und kann als Grundlage für eine aufklärerische, autonomiefördernde Zusammenarbeit genutzt werden. Die Studie zeigt zudem, wann die «Stegreiferzählung» zielführend eingesetzt werden kann, um sie für eine Autonomie fördernde Zusammenarbeit zu nutzen. Damit könnte die «narrative Gesprächsführung unter Berücksichtigung der sozialarbeiterischen Indikation gewinnbringend eingesetzt werden. Das würde auch heissen, dass die «Stegreiferzählung» bewusst zur Gestaltung einer gelingenden Unterstützungsbeziehung eingesetzt werden kann. «Stegreiferzählungen» hätten dann einen Beziehungs- und einen Inhaltsaspekt.
Ausblick
Wir sahen im Rahmen des Projekts das Potenzial der narrativen Gesprächsführung, die inhärenten Spannungsverhältnisse kommunikativ zu thematisieren und dadurch eine kommunikative Grundlage zu schaffen, um diese zu bearbeiten.