(Un)changing gender relations (GenFam)
GenFam ist das erste umfassende Projekt, das sechs zentrale gesellschaftliche Herausforderungen zu Geschlechterverhältnissen in bezahlter und unbezahlter Arbeit, Familiendiversität und sinkender Geburtenrate in der Schweiz untersucht.
Steckbrief
- Beteiligte Departemente Wirtschaft
- Institut(e) Institut New Work (INW)
- Forschungseinheit(en) Diversity, Equity & Inclusion
- Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
- Förderorganisation SNF
- Laufzeit (geplant) 01.01.2026 - 31.12.2029
- Projektleitung Prof. Dr. Isabelle Zinn
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Projektmitarbeitende
Gesine Fuchs
Stephanie Steinmetz - Schlüsselwörter Familienvielfalt, geschlechtsspezifische Ungleichheiten, Unfruchtbarkeit, Sozialpolitik, soziale Nachhaltigkeit
Ausgangslage
In den letzten fünf Jahrzehnten hat sich das Familienleben in Europa tiefgreifend verändert. Ehe und Geburtenzahlen sind zurückgegangen, während Kinderlosigkeit, Trennungen sowie neue Formen von Partnerschaft und Elternschaft zugenommen haben. Familien sind nicht verschwunden, sondern vielfältiger geworden – im Zuge von Individualisierung, flexibleren Lebensverläufen und größerer Gleichstellung der Geschlechter. Diese „Gender-Revolution“ ist jedoch ins Stocken geraten: Während Bildung und Erwerbstätigkeit von Frauen stark gestiegen sind, bleiben Veränderungen im unbezahlten Engagement von Männern und in Führungspositionen begrenzt. Die Schweiz bietet einen besonderen Kontext zur Untersuchung dieser Entwicklungen. Der hybride Wohlfahrtsstaat, konservative Familienpolitik, föderale Fragmentierung und persistente Geschlechternormen erschweren die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Gleichstellung der Geschlechter. Trotz politischer Verbesserungen sind Kinderbetreuungsangebote weiterhin teuer und knapp, und traditionelle Arrangements prägen den Alltag. Mit der Einführung des internationalen Gender and Generations Survey (GGS) in der Schweiz liefert GenFam eine dringend benötigte empirische Grundlage, um zu beurteilen, wie gut das Land auf zunehmende Familiendiversität, anhaltende Geschlechterungleichheiten und sinkende Geburtenraten vorbereitet ist.
Vorgehen
In Zusammenarbeit mit zehn Partnern aus sieben Schweizer Universitäten nutzt das Projekt ein innovatives, international vergleichendes und multimethodisches Forschungsdesign, das quantitative Analysen mit vertiefender qualitativer Forschung verbindet. Das Projekt ist in vier Hauptarbeitspakete und acht Teilprojekte gegliedert, die eine lebensverlaufsbezogene, intersektionale und vergleichende Perspektive einnehmen. Aus einer Lebensverlaufsperspektive werden Herausforderungen wie Fertilität, Familiendiversifizierung und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung mit zentralen Übergängen – etwa Elternschaft oder Scheidung – verknüpft, in deren Verlauf sich Risiken kumulieren und Ungleichheiten im Zeitverlauf verstärken können. Aus intersektionaler Sicht variieren diese Dynamiken je nach Geschlecht, Kohorte, Bildungsniveau, sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund. Eine vergleichende Perspektive ermöglicht es, zu untersuchen, wie institutionelle Kontexte – etwa Regelungen und Politiken – sowie soziale Normen Unterschiede dieser Entwicklungen in der Schweiz und im europäischen Vergleich prägen. Das Projekt verfolgt einen multimethodischen Ansatz, um Hypothesen quantitativ zu prüfen und diese Ergebnisse durch vertiefende qualitative Forschung zu ergänzen.
Ergebnisse
GenFam will die Schweizer und internationale Wissenschaftsgemeinschaft durch die Publikation wissenschaftlicher und politikrelevanter Arbeiten voranbringen. Die GGS-Daten werden zudem eine wertvolle Lehrressource in der Familiensoziologie, Demografie und Sozialpolitik sowie für die Erhebung und Analyse von Längsschnittdaten sein. Das Projekt unterstützt die Ausbildung zukünftiger Generationen von Studierenden und Nachwuchsforschenden, die sich aus nationaler und vergleichender Perspektive mit diesen Themen befassen. Darüber hinaus wird die Verknüpfung der GGS-Daten mit einer strukturierten Politikdatenbank eine leistungsfähige Wissensgrundlage für künftige Forschungsprojekte schaffen.
Ausblick
Durch die Kombination von statistischer Analyse und Politikanalyse wird GenFam zudem einen wichtigen Beitrag zur sozialpolitischen Forschung leisten, indem bestehende Politiken und Programme evaluiert und bestehende Lücken identifiziert werden. Durch die Einbettung der Ergebnisse in den relevanten politikbezogenen Kontext können sowohl Wissenschaftler*innen als auch politische Entscheidungsträger*innen wirksamere Strategien zur Bewältigung dieser gesellschaftlichen Herausforderungen bewerten und entwickeln. Darüber hinaus bietet das Projekt eine Grundlage, um die Angemessenheit der Schweizer Politik im Umgang mit möglichen negativen Folgen dieser Herausforderungen zu beurteilen und gezielt Verbesserungsbedarf aufzuzeigen.