Storylink Überbrückung von Wissenslücken zwischen Kulturen durch kreatives biografisches Schreiben

In diesem partizipativen Projekt erzählen und schreiben ältere Menschen aus der Schweiz und Albanien persönliche Geschichten über das Älterwerden. Gemeinsam mit Forscher*innen erstellen sie ein Geschichtenbuch, das die Vielfalt der Pflege- und Betreuungserfahrungen aufzeigt und den interkulturellen Dialog fördert.

Steckbrief

  • Institut(e) Institut für partizipative Gesundheitsversorgung
  • Förderorganisation Schweizerischer Nationalfonds (SNF) - Agora Call
  • Laufzeit (geplant) 01.10.2024 - 30.11.2026
  • Projektleitung Prof. Dr. Heidi Kaspar
  • Projektmitarbeitende Shkumbin Gashi
    Franziska Eigenmann
    Hava Kurti
  • Schlüsselwörter Kultureller Dialog, Altern, Care, biografisches Schreiben, Storytelling, interkulturelle Kommunikation

Ausgangslage

Das Projekt Storylink stützt sich auf eine wichtige Erkenntnis aus dem partizipativen Forschungsprojekt Caring Community Living Labs (Nationales Forschungsprogramm 74): Die Reichweite von Caring Communities ist oft begrenzt, weil soziale Gruppen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund am Ort kaum Berührungspunkte haben. 

CareComLabs untersuchte, wie lokale Gemeinschaften in der Deutschschweiz ältere Erwachsene durch sorgende Gemeinschaften unterstützen können, erforschte den Nutzen partizipativer Forschung und Wege zur Integration verschiedener Wissenssysteme in einem partizipativen Prozess. Das Projekt Storylink baut sowohl methodisch als auch empirisch auf dieser Grundlage auf.

Methodisch wird der partizipative Ansatz fortgesetzt, indem nicht-akademische Gemeinschaften einbezogen werden, um in öffentlichen Foren gemeinsam Wissen zu entwickeln, zu teilen und zu diskutieren. Empirisch gesehen geht es um eine wichtige Einschränkung, die im vorherigen Projekt festgestellt worden ist: die begrenzte Interaktion und der begrenzte Wissensaustausch zwischen Schweizer Bürger*innen und Menschen mit Migrationshintergrund, einschliesslich Albaner*innen. Es wurde festgestellt, dass minimale Interaktion und schwache soziale Bindungen die Entwicklung von Betreuungsgemeinschaften behindern und die Möglichkeiten für gegenseitige Unterstützung und Betreuung verringern. Sprachbarrieren und andere Faktoren verschärfen diese Trennungen und verstärken Vorurteile zwischen den Gruppen.  

Ziele

Ziel des Projekts ist es, das gegenseitige Verständnis zu fördern, indem ein Dialog zwischen der schweizerischen und der albanischen Bevölkerung ermöglicht wird, der auf gemeinsamen Lebenserfahrungen basiert, die in einem kreativen biografischen Buchformat zusammengefasst werden.

Schreibmaschine

Vorgehen

Das Projekt besteht aus drei Phasen:

Phase I: Die Buchproduktion: Dokumentation von Alterserfahrungen und partizipatives Schreiben 

  • Sammlung von persönlichen Erfahrungen mit dem Altern und der Pflege durch narrative Interviews. 
  • Partizipative Analyse der Erfahrungen in drei Workshops: Ein Workshop für albanisch und deutschsprachige Interviews, jeweils zur Analyse der Erfahrungen. In einem dritten Workshop diskutieren wir alle Geschichten gemeinsam, um die unterschiedlichen Perspektiven besser zu verstehen, die Vielfalt zu würdigen und dabei das Konzept der kulturellen Demut anzuwenden, und Gemeinsamkeiten in der Vielfalt zu identifizieren. 
  • Ko-kreatives Erzählen und Schreiben von biografischen und/oder fiktiven Geschichten auf der Grundlage der Analyse der Interviewdaten. 
  • Professionelle Übersetzung und Buchbearbeitung, Buchproduktion. 

Phase II: Buchdissemination und interkultureller Dialog 

  • Organisation und Durchführung von fünf interkulturellen Lese- und Diskussionsforen zur Vorstellung und Diskussion des zweisprachigen Buches mit einem breiteren Publikum. 
  • Mögliche Orte sind öffentliche Bibliotheken, Cafés, Gemeindezentren, Pflegeheime, Allgemeinarztpraxen oder Wartebereiche von Krankenhäusern. 

Phase III: Produktion eines Handbuchs: Weiterentwicklung des angewendeten Vorgehens zu einer Methode des interkulturellen ko-kreativen Storytellings 

  • Dokumentation der Diskussionen in allen Sitzungen und Veranstaltungen (Phase I und II). 
  • Auswertung und (Selbst-)Reflexion des Verfahrens. 
  • Gemeinsame Erstellung eines Handbuchs, das es ermöglicht, die Methode in andere gesellschaftliche Kontexte zu übertragen. 

Alle Phasen werden von einem transdisziplinären Forschungsteam durchgeführt, das aus albanischen und einem deutschsprachigen Co-Forschenden und einem Wissenschaftler besteht. 

Ergebnisse

Das Projekt hat drei direkt messbare Ergebnisse:  

a) ein zweisprachiges Buch, das die Care Erfahrungen älterer Menschen aus Albanien und der Schweiz dokumentiert,  

b) fünf interkulturelle Lese- und Diskussionsforen in fünf verschiedenen Gemeinden, die Laien und verschiedene Interessengruppen zusammenbringen, um sich mit dem Inhalt des Buches auseinanderzusetzen, und  

c) einen umfassenden Leitfaden, der die Methodik des kreativen biografischen Erzählens auf der Grundlage partizipativer Aktionsforschungsparadigmen als Instrument zur Förderung des Dialogs und zur Verbreitung von Wissen beschreibt. 

Ausblick

Kunst und Geschichtenerzählen werden als Formen der Wissensproduktion und -verbreitung angesehen, bei denen Informationen mit einer empathischeren und authentischeren Stimme vermittelt werden als mit dem in Forschungs- und Politikberichten verwendeten Fachjargon. Aufgrund ihrer Fähigkeit, mit einer einfühlsamen Stimme zu kommunizieren, zahlreiche Interessengruppen gleichzeitig anzusprechen und das Verständnis zu fördern, erfreut sich diese Methode der Datenverbreitung zunehmender Beliebtheit und hat gezeigt, dass sie die Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen verbessern kann. Dies zeigt sich vor allem in der narrativen Medizin, die Patientengeschichten zur Unterstützung von Heilung einsetzt, oder in der Forschung, wie bei der Social-Fiction-Reihe, die Forschung zu Themen wie LGBTQI in literarischer Form darstellt. Wir testen und dokumentieren kreatives biografisches Schreiben, das in einem partizipativen Prozess entwickelt wurde, um den Dialog zwischen albanischen und schweizerischen Gemeinschaften zu fördern. Damit bieten wir eine praktische Anleitung für eine Methode der Wissenskommunikation, die sich auch auf andere Bevölkerungsgruppen und Themen übertragen lässt.  

Publikationen

  • Der erste Round Table zur Präsentation des STORYLINK-Projekts fand am 9. Dezember in der Botschaft der Republik Kosovo in Bern statt. Das Projekt wird im Rahmen der Arbeit der Fachhochschule Bern, namentlich des Departements Gesundheit, entwickelt. Im Interview, das Albiinfo.ch mit Herrn Gashi führte, spricht er über die Beweggründe, die ihn und die Umsetzungsgruppe dazu bewogen haben, dieses wichtige Projekt zu entwickeln, sowie über die Phase, in der es sich befindet.
  • Interview mit Shkumbin Gashi, Mitarbeiter der Fachhochschule Bern in der Schweiz, über das STORYLINK-Projekt, das sich auf die Betreuung und Unterstützung älterer albanischer und schweizerischer Menschen konzentriert. Shkumbin sprach im Radio-Interview über das Projekt, seine Ziele, die Methodik sowie mögliche langfristige Auswirkungen.