Oxidationsschutz

Die Erhaltung von Kunstwerken und Objekten aus Kunststoff stellt die Konservator/innen vor ungelöste Probleme. Die Machbarkeitsstudie strebt die Entwicklung einer möglichst sprühbaren, filmbildenden Rezeptur aus Polyolefinwachs an.

Fiche signalétique

Situation

Die im Zusammenhang mit Kunst- und Kulturgütern eher kurze Lebensdauer vieler Kunststoffe stellt für den Erhalt von Werken und Objekten aus diesem Werkstoff ein bisher in weiten Bereichen ungelöstes Problem dar. Der meist durch Oxidationsprozesse hervorgerufene Abbau der Kunststoffe kann zu optisch auffälligen Veränderungen in der Oberflächenschicht bis zum kompletten Materialversagen führen. Mikrokristalline Wachse haben sich in der Restaurierung bereits als beständiges Konservierungsmittel bewährt und erscheinen nach Beobachtungen in der Praxis prinzipiell auch als Oxidationsschutz für Kunststoffe wirksam. Aufgrund ihrer hohen Kriechneigung sind sie jedoch trotz ihrer Löslichkeit meist nicht vollumfänglich reversibel. Konservierungsmassnahmen mit Wachs, wie sie in der Metallrestaurierung üblich sind, kommen deshalb bei vielen Kunstwerken oder Designobjekten aus Gründen der Reversibilität nicht in Frage. Daraus entstand die Idee, das schützende Wachs in einer Art Matrix einzubinden, um damit eine Reversibilität des Schutzüberzuges zu gewährleisten.

Approche

Die Entwicklung einer reversiblen Adhäsionsfolie aus vollsynthetischen Polyolefinwachsen ist aufgrund der ausgezeichneten Beständigkeit des Materials naheliegend, die erfolgreiche Realisierung nach ersten Vorversuchen durchaus vorstellbar. In einem ersten Schritt werden vier bis fünf Formulierungen aus den Grundstoffen entwickelt. Zur Abklärung der Eignung als Schutzbeschichtung und um ein allfälliges Schädigungspotential ausschliessen zu können, werden damit umfangreiche Tests auf verschiedenen Kunststoffen durchgeführt. Zur Überprüfung der Stabilität und Reversibilität der Adhäsions-Folien erfolgen Reiss- und Peeltests. Die chemische Stabilität der Folien wird mittels beschleunigter Alterung unter Licht- und UV-Exposition erprobt werden. Farbmessungen der Kunststoff-Proben vor und nach den Alterungstests erlauben erste Prognosen zur konservatorischen Wirksamkeit.

Résultat

Das angestrebte Produkt kann als Archivbeschichtung für Sammlungen oder auch als abschliessende Schutzbeschichtung nach einer konservatorischen Bearbeitung wie zum Beispiel einer Oberflächenreinigung eingesetzt werden. Von weiterer Bedeutung ist die Möglichkeit des partiellen Auftragens, so dass ausgesuchte Bereiche unbedeckt bleiben. Dies wäre für Mixed Media Objekte bzw. technisches Kulturgut oder und auch für die Erhaltung von Kunststoffteilen an Grossobjekten, wie zum Beispiel Fahrzeugen, von hohem Interesse. Durch gezieltes Einfärben der Lösung kann dem Produkt ein weiteres Einsatzgebiet eröffnet werden, zum Beispiel in Form von reversiblen Inlays zur optischen Beruhigung von Fehlstellen in Lackschichten von Metallobjekten oder auch bei Fehlstellen in Email-Beschichtungen. Kann die Machbarkeitsstudie mit mehrheitlich positivem Ergebnis abgeschlossen werden, wird die Weiterentwicklung der Formulierung – bis hin zur Marktreife – in einem Folgeprojekt angestrebt.