Wohnen mit Vielfalt – Wohnen für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung

​Das Projekt soll inklusiven Wohnraum für Menschen mit psychischer Beeinträchtigung fördern. Die über zwanzig guten Praxisbeispiele und verschiedene Handlungsimpulse sind Massnahmen, die auf die UN-Behindertenrechtskonvention zurückgehen.

Fiche signalétique

Situation

Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen können sich häufig nicht aussuchen, wo und mit wem sie leben. Bei ihren Bestrebungen, selbständig und ausserhalb von Institutionen wohnen zu können, stossen sie oft auf Widerstände und Vorbehalte, auch kämpfen sie mit eigenen Befürchtungen. Diese Barrieren sollen mit der Ratifizierung der Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) auch in der Schweiz abgebaut werden, damit Menschen mit Beeinträchtigungen ihre Rechte in gleichem Masse ausüben können, wie Menschen ohne Beeinträchtigungen. Damit ein bedürfnisgerechtes und den individuellen Wünschen entsprechendes Wohnen möglich wird, hat die BFH über zwanzig gute Beispiele der Schweiz gesammelt, die im Bereich Wohnen wegweisend sind. Des Weiteren wurden vier unterschiedliche Anspruchsgruppen (Expert*innen aus eigener Erfahrung, Vermieter*innen, Vertreter*innen von sozialen Organisationen und Nachbar*innen) befragt, wie der Zugang zu den unterschiedlichen Wohnformen bis hin zum selbständigen Wohnen verbessert werden kann. In der letzten Projektphase wurden die im Projektbericht festgehaltenen Ergebnisse zielgruppengerecht kondensiert und in einer einfachen Sprache zusammengefasst. Das Resultat sind nun Handlungsimpulse, Informationsblätter und Webinare, die sich an Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, Hauswartpersonen, Fachkräfte oder Vermietende richten, die inklusiven Wohnraum zur Verfügung stellen wollen.

Approche

Ein Team der BFH sammelte die guten Beispiele im Auftrag von CURAVIVA Schweiz bis zum Frühjahr 2021. Zudem wurden im Rahmen der geführten Interviews mit den Zielgruppen ebenfalls verschiedene «good-practice-Beispiele» in Erfahrung gebracht. Die gesammelten vielfältigen Angebote und Projekte wurden anhand eines speziell dafür entwickelten Kriterienrasters beschrieben und charakterisiert. Kriterien waren beispielsweise die Vielfalt an angebotenen Wohnformen, begleitende Massnahmen wie Wohncoaching sowie der Partizipationsgrad. Die Gespräche mit den Expert*innen erfolgten zwischen Anfangs März 2021 und Mitte Juni 2021 in Form von leitfadengestützten Interviews. Gesamthaft wurden 18 Expert*innen aus den vier Zielgruppen Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, Akteur*innen der Wohnraumvermietung, Soziale Institutionen und der Nachbarschaft befragt. Für die Entwicklung der Handlungsimpulse und Informationsblätter wurde ein partizipatives und iteratives Vorgehen gewählt. Die verschiedenen Akteursgruppen wurden teilweise einzeln und in einem Workshop um Feedbacks gebeten. Auf der Grundlage dieser Perspektiven wurden die Dokumente wiederholt weiterentwickelt und verbessert.

Résultat

Durch die Interviews wurden einerseits strukturelle und andererseits akteurspezifische Schwierigkeiten und Hindernisse identifiziert. Auf der strukturellen Ebene wurde ein Mangel an günstigem Wohnraum sowie eine bescheidene Vernetzung zwischen Vermietenden und sozialen Institutionen beobachtet. Von den Vermietenden wurden Befürchtungen bezüglich Zuverlässigkeit und finanzieller Sicherheit genannt. Von Menschen mit psychischer Beeinträchtigung wurden Sorgen in Bezug auf die Alltagsgestaltung und drohender sozialen Isolation geäussert. Das Forschungsteam identifizierte Potenziale und Handlungsbedarf für das selbständige Wohnen von Menschen mit psychischer Beeinträchtigung: Die Vernetzung zwischen Wohnraumvermietenden, sozialen Institutionen und psychiatrischen Diensten kann verbessert, Peer-Netzwerke können gestärkt und Informationen können zugänglicher gemacht werden. Um die zielgruppengerechte Information zu stärken, wurden die gewonnenen Erkenntnisse für die Webseite www.wohnen-mit-vielfalt.ch aufbereitet.

Perspectives

​Im Dezember 2022 und Januar 2023 finden Webinare statt, in denen die Projektergebnisse vorgestellt werden und mit den Zielgruppen das Gespräch gesucht wird. Sie werden die Auftraggebenden für weitere Massnahmen inspirieren.