«Ich finde es sinnvoll, Theorie und Praxis zu verbinden»

26.08.2020 Wer nach dem Gymnasium an einer Fachhochschule studieren will, muss eine Passerelle absolvieren. So wie Tobias Kocher. Heute studiert er an der Berner Fachhochschule berufsbegleitend Informatik. Im Gespräch erklärt der 21-Jährige, weshalb er sich für diesen Weg entschieden hat und wie er die Kombination Studium/Arbeit bzw. Theorie/ Praxis erlebt.

Nach dem Gymnasium folgt normalerweise die Universität. Weshalb studieren Sie an einer Fachhochschule, die sich eher an Leute mit Berufslehre richtet?

Für mich war klar, dass ich Informatik studieren will. Ich habe mich mit den verschiedenen Studienmöglichkeiten auseinandergesetzt und unterschiedliche Meinungen eingeholt. Der Tenor war klar: Die Universität ist theoretischer ausgerichtet, die Fachhochschule praktischer. Deshalb war der Entscheid pro Fachhochschule relativ einfach.

Waren Sie nach der Matura theoriemüde?

Nicht unbedingt. Ich habe aber immer wieder gehört, Praxiserfahrung sei in der Informatik wichtiger als theoretisches Wissen. Zudem finde ich es sinnvoll, Theorie und Praxis zu verbinden. Ich denke, die Fachhochschule bietet einen guten Mix. Wir erhalten den nötigen Wissenshintergrund, arbeiten aber auch an konkreten Projekten.

Sie mussten eine sogenannte Passerelle absolvieren, um an die Fachhochschule zu gelangen.
Was ist darunter zu verstehen? 

Die Passerelle ist ein einjähriges Praktikum. Wer mit einer gymnasialen Matura an die Fachhochschule will, muss Arbeitswelterfahrung vorweisen können, möglichst im Bereich
des Studiums. Ich habe den dreimonatigen Vorkurs der Fachhochschule gemacht und danach neun Monate lang ein Vollzeitpraktikum in einem Kleinbetrieb.

War es schwierig, eine Praktikumsstelle zu finden?

Ja. Die meisten Firmen suchen Leute mit Erfahrung. Diese konnte ich als Maturand nicht vorweisen. Ich habe 20 bis 25 Blindbewerbungen verschickt, bis es endlich geklappt hat. 

Absolvieren Sie ein Vollzeit oder ein Teilzeitstudium?

Teilzeit. Das heisst, ich besuche die Fachhochschule zwei Abende und einen ganzen Tag pro Woche. Daneben arbeite ich sechzig Prozent im Betrieb, in dem ich das Praktikum gemacht habe. Fürs Lernen investiere ich pro Woche rund acht Stunden.

Tobias Kocher in der Cafeteria der Fachhochschule Bern
Tobias Kocher in der Cafeteria der Fachhochschule Bern: «Fürs Lernen investiere ich pro Woche rund acht Stunden.»

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