- Story
«Von der Idee bis zum Markt»
18.09.2025 Um innovative Lebensmittel zu entwickeln, braucht es mehr als eine Idee. Es erfordert Fachkompetenzen, Forschung, Infrastruktur – am besten im Netzwerk. Exakt das bietet der AgroFoodPark. Ursula Kretzschmar, Fachbereichsleiterin Food Science & Management BFH-HAFL gibt einen Einblick in die Zukunft.
Das Wichtigste in Kürze
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Der AgroFoodPark unterstützt Start-ups und KMUs mit Infrastruktur, Forschung und Netzwerkkompetenz entlang des gesamten Innovationsprozesses.
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BFH-HAFL, Sproudz, RegioFood Hub und HACO Group bündeln ihre Stärken, um die Entwicklung zukunftsfähiger Lebensmittelprodukte zu fördern – mit Fokus auf regionale, ressourcenschonende Lösungen.
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Der AgroFoodPark stärkt die Innovationskraft der regionalen Lebensmittelwirtschaft, schafft neue Marktchancen und fördert die nachhaltige Transformation des Ernährungssystems.
Frau Kretzschmar, im Frühjahr ist er offiziell gestartet: Was ist der AgroFoodPark?
Ursula Kretzschmar: Der AgroFoodPark ist ein Netzwerk führender Akteur*innen aus dem Agronomie- und Lebensmittelsektor im Raum Bern. Gemeinsam mit dem Produktionshub Sproudz, dem RegioFood Hub sowie der Lebensmittelverarbeiter HACO Group bündelt die BFH-HAFL mit dem Bereich Food Science & Management vielfältigste Kompetenzen und Ressourcen.
Um welches Ziel zu verfolgen?
Wir unterstützen Start-ups und KMUs auf dem Weg von der Idee bis zum marktreifen Lebensmittel – und leisten so effizient und kostensparend einen wichtigen Beitrag zu einem nachhaltigeren Ernährungssystem.
Wie kann das konkret in der Praxis aussehen?
Start-ups oder KMUs haben innovative Ideen, stehen aber oft vor technologischen oder fachlichen Herausforderungen, die die Entwicklung eines spannenden Produkts oder eines neuartigen Prozesses erschweren. Genau hier setzt der AgroFoodPark an. In jeder Entwicklungsphase können Start-ups und KMUs unsere Expertise und Intrastruktur nutzen, um ihre Ideen voranzubringen – und bleiben dabei unabhängig.
Was trägt die BFH-HAFL dazu konkret im AgroFoodPark bei?
Einiges! In unserer Versuchsküche lassen sich Ideen unkompliziert testen, in der Technologiehalle neue Prozesse entwickeln und kleine Chargen produzieren. Mit unserer fachlichen und wissenschaftlichen Expertise beschleunigen wir Innovationsprojekte, helfen bei der Skalierung von Prozessen und unterstützen bei zentralen Aspekten wie Haltbarkeit oder Lebensmittelsicherheit. Ob ein neues Produkt schmeckt, lässt sich im Sensoriklabor testen. Unser zentrales Programm für all dies ist FASTER, das unkompliziert Forschungs- und Innovationsprojekte anstösst. Aus diesen Projekten entstehen spannende Arbeiten für unsere Studierenden und Forschenden.
Die BFH-HAFL arbeitet im AgroFoodPark mit namhaften Partner*innen zusammen: Welche Rollen haben sie?
Unser Netzwerk vereint Akteur*innen mit diversen Kompetenzen und Dienstleistungen, um auf vielfältige Bedürfnisse einzugehen. Sproudz stellt Infrastruktur für Produktion, Lagerung, Vermarktung, Logistik und Büros zur Verfügung. Auf Wunsch können Dienstleistungen wie Beschaffung, Qualitätsmanagement und Personalwesen genutzt werden. Für die Produktion grösserer Volumina im Lohn bietet Haco Group umfassende Lösungen. Der RegioFood Hub ermöglicht mit seiner Shared Kitchen und dem Test-Laden den direkten Kontakt zum Markt. Alle Partner ergänzen sich optimal und bringen ihre jeweilige Stärke ins Netzwerk ein.
Start-ups oder KMUs haben innovative Ideen, stehen aber oft vor technologischen oder fachlichen Herausforderungen, die die Entwicklung eines spannenden Produkts oder eines neuartigen Prozesses erschweren.
Was unterscheidet den AgroFoodPark von anderen Netzwerken?
Wir können den gesamten Innovationszyklus begleiten – von der Idee bis zur Etablierung im Regal. Wir bieten nicht nur Infrastruktur, sondern kombinieren zudem akademische Expertise mit privatwirtschaftlichen Kompetenzen. Das macht uns in der Schweiz einzigartig. Zudem ist unser Netzwerk offen, und weitere Partner sind willkommen.
Wie könnte so eine Produktentwicklung aussehen?
Ein Start-up möchte zum Beispiel Hummus aus Lupinen herstellen und dabei möglichst effizient den Rohstoff nutzen. Lupinen wachsen in der Schweiz, sind proteinreich, aber ihre Bitterstoffe erschweren die Marktfähigkeit. An der BFH-HAFL forschen wir im Rahmen von FASTER an neuen wissenschaftlichen Methoden, um die Bitterstoffe zu reduzieren und gleichzeitig den Rohstoffeinsatz zu optimieren. Darüber hinaus testen wir das Produkt – auf Haltbarkeit und Geschmack. Das Feedback aus Sensorik- und Konsumententests fliesst direkt in die Weiterentwicklung ein.
Und wie findet das Produkt den Weg auf den Markt?
Der Hummus kann in kleinen Chargen im lokalen Supermarkt des RegioFoodHub sowie in den Mensen der BFH getestet werden – von Konsument*innen und Köch*innen. Auch die Infrastruktur der «Shared Kitchen» des RegioFood Hubs lässt sich dafür nutzen. Bei sproudz kann das Start-up eine eigene kleine Produktion aufbauen oder ab einer bestimmten Grösse die Herstellung an HACO Group auslagern.
Wie kann der AgroFoodPark den Wandel im Ernährungssystem schaffen?
Der AgroFoodPark stärkt die einheimische Produktion und ermöglicht die Entwicklung neuer nachhaltiger Produkte, etwa durch die Nutzung von alternativen Proteinquelle oder Nebenströmen. Start-ups und KMUs können ihre Produkte bei uns entwickeln, ohne in teure Infrastrukturen investieren zu müssen, was ihre wirtschaftliche Nachhaltigkeit unterstützt. So fördern wir eine ressourcenschonendere Lebensmittelproduktion.
Welche Vorteile bringt die Kooperation der Region Bern?
Der AgroFoodPark fördert die Ansiedlung von Start-ups und unterstützt KMUs dabei, sich im sich wandelnden Markt zu behaupten. Ein Beispiel: Eine Metzgerei, die auch pflanzenbasierte Produkte anbietet, bleibt relevant. So stärkt der AgroFoodPark die Innovationskraft der regionalen Wirtschaft, schafft Arbeitsplätze und treibt die nachhaltige Entwicklung der Region Bern voran – und setzt so ein wichtiges Vorbild.
Nehmen wir an: Mein Start-up möchte sich im AgroFoodPark entwickeln. Wie bewerbe ich mich?
Interessierte Start-ups und KMUs können sich über unsere Website melden. In einem ersten Gespräch klären wir grundlegende Aspekte wie Vertraulichkeit und Sensibilitäten. Dann prüfen wir, welche Form der Unterstützung am besten passt. Wichtig: Die Idee bleibt immer im Besitz derjenigen, die sie einbringen.
Wie entscheidet das Konsortium, welche Projekte unterstützt werden?
In erster Linie müssen wir über die nötige Expertise und Infrastruktur verfügen, um ein Projekt erfolgreich zu unterstützen. Unser Ziel ist es, Innovationen zu ermöglichen, nicht auszubremsen. Auch wenn wir nicht unbegrenzt viele Projekte gleichzeitig begleiten können, erlauben uns die Erweiterung der Infrastruktur an der HAFL in diesem Jahr und der Start der «Shared Kitchen» Anfang 2026, eine attraktive Kapazität anzubieten.