Von der HAFL in den Regenwald

14.05.2025 Der Waldwissenschaftler Oliver Reinhard erzählt, warum ihn der Regenwald von Gabun fasziniert, welche Unterschiede es zum Schweizer Wald gibt und wie Tropenholz zum Schutz des Waldes beitragen kann – wenn man richtig damit umgeht.

Oliver Reinhards Plan ist es, auf jedem Kontinent einmal als Holzfäller zu arbeiten. Bild: zVg
Oliver Reinhards Plan ist es, auf jedem Kontinent einmal als Holzfäller zu arbeiten. Bild: zVg

Oliver Reinhard, Sie gingen während des Studiums Waldwissenschaften an der BFH-HAFL nach Gabun. Ein Schritt, den man nicht als erstes erwarten würde...

Oliver Reinhard: Mein Plan ist es, auf jedem Kontinent einmal als Holzfäller zu arbeiten – Afrika war noch offen. Als ich die Chance bekam, für meine Bachelorarbeit in Forstwirtschaft an der BFH-HAFL die Verlagerung eines Sägewerks in Gabun zu untersuchen, habe ich sofort zugesagt. Der Regenwald faszinierte mich schon lange, und ich wollte herausfinden, ob man Tropenholz nicht auch nachhaltig nutzen kann.

Was unterscheidet den tropischen Regenwald vom Schweizer Wald?

Die Artenvielfalt: In Gabun gibt es rund 400 Baumarten, in der Schweiz gerade mal 40. Das macht die Holzernte dort viel aufwendiger. In Gabun erntet man alle 25 Jahre zwei Bäume pro Hektar – in der Schweiz sind es bis zu 20mal mehr.

Was sind weitere Unterschiede zwischen den Ländern?

Insbesondere die Besitzverhältnisse: In der Schweiz ist der Wald oft in Privatbesitz, in Gabun wird er vom Staat verpachtet. Mein Arbeitgeber «Precious Woods» hat dort für 25 Jahre 600'000 Hektar gepachtet. Das entspricht fast der halben Schweizer Waldfläche. Auch die Tierwelt ist eine ganz andere – so hatte ich am Abend häufig Besuch von Elefanten.

Tropenholz nutzen hat einen schlechten Ruf – zu Recht?

Der Ruf stammt vom früheren Raubbau. Die korrekte Nutzung durch  nachhaltige Forstwirtschaft nach FSC-Standards kann den Wald sogar stärken und für die lokale Bevölkerung wichtig Verdienstmöglichkeiten schaffen. Doch leider verhindert das schlechte Image von Tropenholz faire Preise auf dem europäischen Markt.

Wie sieht die Entwicklung in Gabun aus?

Die Regierung von Gabun setzte schon immer stark auf die Erhaltung der Natur. Dem ist zu verdanken, dass über 85 Prozent der Landesfläche Wald ist – ganz anders als in anderen Ländern der Region.

Zur Person

Oliver Reinhard ist Forstwart und verfügt über einen Bachelor in Waldwissenschaften. Seine Bachelorarbeit, die Berechnung eines möglichen Standortwechsels eines Holzindustriebetriebes, führte den 25-Jährigen in den Regenwald von Gabun. Seit Anfang 2025 arbeitet Oliver Reinhard als Projektleiter Biomasse bei «Precious Woods», einem Schweizer Unternehmen, das sich für die nachhaltige Bewirtschaftung von Tropenwälder in Gabun und in Brasilien einsetzt. Auch trifft man ihn regelmässig beim Köhlern oder beim Timbersport.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald