Fachkurs «Clinical Decision Making»: Mehr Zusammenhänge verstehen, mehr Verantwortung übernehmen

11.04.2023 Arzt und BFH-Mitarbeiter Livio Freiburghaus erklärt, warum Pflegende mit differentialdiagnostischer Zusatzqualifikation wichtig sind und welche Rolle sie in der Praxis spielen.

«Niemand ist näher bei den Patient*innen als die Pflegefachpersonen», so der Arzt Livio Freiburghaus. «Darum ist es wichtig, dass sie Veränderungen des Gesundheitszustandes rasch erkennen, richtig interpretieren und bei Bedarf notwendige Massnahmen einleiten können.»

Livio Freiburghaus unterrichtet im BFH-Fachkurs «Clinical Decision Making» und ist überzeugt, dass die Erweiterung der klinischen Kompetenzen und die Fähigkeit, differentialdiagnostisch zu denken, die Arbeit in der Pflege spannender macht: «Plötzlich erscheinen klinische Zeichen und Symptome in einem grösseren Gesamtzusammenhang.»

Davon profitieren alle: «Die Patientensicherheit wird erheblich erhöht, wenn Pflegefachpersonen klinische Untersuchungen selbständig durchführen, Dringlichkeiten abschätzen und entsprechend reagieren», weiss Livio Freiburghaus.

«Zudem gewinnen Pflegefachpersonen mit differentialdiagnostischer Zusatzqualifikation in interdisziplinären Teams an Gewicht.» Sie können erste klinische Befunde erheben, Hypothesen stellen und in adäquater Fachsprache, auf Augenhöhe mit ärztlichen Personen über den Gesundheitszustand ihrer Patient*innen diskutieren. «Das erhöht den Stellenwert der Pflege und die Arbeitsqualität im interdisziplinären Team», ist Freiburghaus überzeugt. 

Praxisorientierung wird grossgeschrieben. «Wir wollen nicht in erster Linie Wissen vermitteln, sondern gemeinsam Fähigkeiten entwickeln. Absolvierende des Fachkurses erarbeiten sich Kompetenzen, mit denen sie schnell und adäquat auf klinisch herausforderndee Situationen reagieren können», erklärt der wissenschaftliche Mitarbeiter. «Wichtig ist, dass die Pflegefachpersonen mit Grundlagenwissen in Clinical Assessment die persönliche Einstellung und den Wunsch, die eigenen Kompetenzen zu erweitern und diese im Alltag anzuwenden, mitbringen.» Das könne auf dem Notfall, einer Bettenstation, in der Spitex oder in einer Psychiatrie sein. «Die Ausgangslage mag eine andere sein, aber das Erkennen von Zustandsveränderungen und das adäquate Handeln ist überall wichtig und kann lebensrettend sein.»

 

Lucia Frey
Dr. Livio Freiburghaus, Arzt, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berner Fachhochschule, unterrichtet im Fachkurs «Clinical Decision Making»

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Fachgebiet: Pflege