Die Rolle der Ernährungsberatung in Nachhaltigen Ernährungssystemen

«Die Vision nachhaltiger Ernährungssysteme kann nicht vom Berufsstand der Ernährungsberatung allein verwirklicht werden, aber sie kann auch nicht ohne Ernährungsberater*innen erfolgreich erreicht werden.» Spiker et al., 2020

Steckbrief

  • Beteiligte Departemente Gesundheit
  • Institut(e) Ernährung und Diätetik
  • Förderorganisation Andere
  • Laufzeit (geplant) 01.01.2024 - 31.12.2025
  • Projektleitung Sonja Schönberg
    Gina Tüfer
  • Projektmitarbeitende Nadine Schweiger
  • Partner SVDE Schweiz. Verb. der
    The International Confederation
  • Schlüsselwörter Ernährungsberatung; Nachhaltige Ernährungssysteme; Professionsentwicklung

Ausgangslage

Im internationalen Wissenschaftsdiskurs zu Ernährung und Diätetik wird zunehmend betont, dass sich der Auftrag der Ernährungsberatung im Kontext heutiger Ernährungssysteme erweitert. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines wachsenden Verständnisses für die komplexen Wechselwirkungen zwischen Ernährungsweisen, gesellschaftlichen Strukturen und ökologischen Systemen (Wegener et al., 2024). In den letzten zwölf Jahren haben mindestens sechs nationale Berufsverbände nachhaltige Ernährung und Ernährungssysteme als festen Bestandteil ihres beruflichen Wirkungsfeldes anerkannt. Das Projekt zum Positionspapier des Schweizerischen Verbandes der Ernährungsberater/innen (SVDE) greift diese Entwicklungen auf und formuliert eine klare Haltung zur Rolle der Ernährungsberatung in der Schweiz. Es unterstreicht die Bedeutung der Berufsgruppe als zentrale Akteur*innen in der Transformation hin zu nachhaltigen Ernährungssystemen. Ziel des Dokuments ist es, die Position der Ernährungsberatung zu stärken, Orientierung für die Weiterentwicklung von Bildungs- und Beratungsangeboten zu geben und damit einen aktiven Beitrag zur Gestaltung zukunftsfähiger Ernährungssysteme zu leisten.

Vorgehen

Das Positionspapier wurde von Expertinnen des SVDE und der drei Schweizer Hochschulen, an denen Ernährungsberater/innen ausgebildet werden, erarbeitet und durchlief einen mehrstufigen Reviewprozess mit weiteren Expert/innen und Organisationen. Das Dokument wurde durch die drei Fachhochschulen initiiert und im Namen des Schweizerischen Verbandes der Ernährungs-berater/innen (SVDE) verfasst. Die fachliche Arbeit der Autorinnen sowie die Erstellung des Leitfadens wurden von Gina Tüfer und Sonja Schönberg koordiniert. Das Positionspapier wurde durch den Schweizerischen Verband der Ernährungsberater/innen (SVDE) und der International Confederation of Dietetic Associations (ICDA) teilfinanziert und durch ehrenamtlichen Einsatz ergänzt. Zur Erstellung des Papiers wurden die Empfehlungen der International Confederation of Dietetic Associations (ICDA) zur Erstellung von Positionspapieren zu nachhaltigen Ernährungssystemen berücksichtigt (International Confederation of Dietetic Associations, 2024). Die Struktur orientiert sich an der Richtlinie der European Federation of the Associations of Dietitians (EFAD) zur Erstellung offizieller Positionspapiere und wird durch Elemente eines Rollenverständnisses der Ernährungsberatung ergänzt (EFAD, 2023). Herzlicher Dank gilt allen Beteiligten des Review Prozesses: SVDE-Fachgruppe «Nachhaltige Ernährungsweisen», BFH-Arbeitsgruppe Diets For Planetary Health, Advisory Board ICDA, Public Health Schweiz, GESKES

Ergebnisse

Die Transformation des Schweizer Ernährungssystems hin zu mehr Nachhaltigkeit rückt die Ernährungsberatung zunehmend in den Fokus. Verschiedene politische Strategien fordern ihre aktive Rolle in Bildung und Beratung. Auch internationale Fachverbände betonen ihre Schlüsselrolle. Ernährungssysteme beeinflussen Gesundheit, Umwelt, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit – und gefährden in ihrer aktuellen Form die Erreichung der SDGs. Das Konzept der Planetaren Gesundheit bietet einen Rahmen, um diese Zusammenhänge zu verstehen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Der SVDE fordert in seinem Leitbild zur Bildung die kontinuierliche Weiterbildung der Ernährungsberater*innen auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse. Der Berufsethik-Kodex betont die Berücksichtigung ökologischer Nachhaltigkeit. Die Fachhochschulen Schweiz sehen Nachhaltigkeit als zentrale berufliche Verantwortung. Interprofessionelle Zusammenarbeit und Kommunikationskompetenz gelten als Schlüssel zur Umsetzung nachhaltiger Ernährungsmuster. Ernährungsberater*innen können durch Beratung, Bildung und Forschung Einzelpersonen, Gruppen und Institutionen befähigen, gesunde, sichere und umweltbewusste Ernährung umzusetzen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Einhaltung der Planetaren Grenzen und zur Transformation des Ernährungssystems – im Einklang mit internationalen Empfehlungen und gesetzlichen Vorgaben.

Ausblick

Der Konsens- und Reviewprozess führt die Autorinnen zu folgender Position und wird vom SVDE aufgenommen: Das globale und lokale Ernährungssystem ist aus ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Sicht nicht nachhaltig und bedarf einer umfassenden Transformation. Ernährungsberater*innen in der Schweiz sind zentrale Akteur*innen für die Gestaltung eines nachhaltigen Ernährungssystems. Sie arbeiten an den Schnittstellen zwischen Ernährung und Gesundheit; sozialem, kulturellem und ethischem Kapital; Umweltverantwortung sowie Wirtschaftlichkeit. Ihre professionelle Tätigkeit vereint fundiertes Wissen zu ernährungsphysiologischem Bedarf, interprofessioneller Kommunikationskompetenz und vernetztem Handeln gemeinsam mit anderen Akteur*innen des Ernährungs-und Gesundheitssystems.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 2: Kein Hunger
  • 3: Gesundheit und Wohlergehen
  • 13: Massnahmen zum Klimaschutz
  • 15: Leben an Land