Peer-Arbeit für armutsbetroffene Personen: Konzept, Einführung und Wirkung

Viele armutsbetroffene oder -gefährdete Personen leiden wegen ihrer Situation unter Gesundheitsproblemen und nehmen oft keine Sozialleistungen in Anspruch. Wie wirkt sich Peer-Arbeit auf den Zugang zu Unterstützung und ihre Gesundheit aus?

Steckbrief

  • Lead-Departement Soziale Arbeit
  • Institut(e) Institut Kindheit, Jugend und Familie
  • Strategisches Themenfeld Themenfeld Caring Society
  • Förderorganisation SNF
  • Laufzeit (geplant) 01.08.2025 - 31.07.2029
  • Projektverantwortung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
  • Projektleitung Prof. Dr. Emanuela Chiapparini
  • Projektmitarbeitende Kevin Bitsch
  • Partner Stadt Bern, Sozialamt
    Ville de Neuchâtel, Dicastère de la culture, intégration e cohésion sociale
    Stadt Biel, Abteilung Soziales
    Bundesamt für Sozialversicherungen BSV
    Bundesamt für Gesundheit
    Gesundheitsförderung Schweiz
  • Schlüsselwörter Peer-Arbeit, Wohlbefinden, mixed methods, Ethhnographie, realistic evaluation, Wirkungsanalyse, Armut, user involvement, Partizipation

Ausgangslage

Gemäss Definition der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe und dem Bundesamt für Statistik lebten in der Schweiz im Jahr 2021 745.000 Personen in Armut und 1.244.112 Personen sind von Armut bedroht. Trotzdem nimmt in der Schweiz ein grosser Anteil dieser Personen keine Sozialleistungen in Anspruch. Ebenso ist nachgewiesen, dass sich der Gesundheitszustand von armutsbetroffenen und -gefährdeten Personen in den drei Jahren vor und in den ersten Jahren des Bezugs von Sozialleistungen verschlechtert. Dies verdeutlicht, wie schwierig der Zugang zu Unterstützungsdiensten ist und wie negativ sich dies auswirkt. Deshalb sind für armutsbetroffene oder -gefährdete Personen wirksame Präventions- und Interventionsmassnahmen erforderlich. Häufig sind aber gerade Personen, die in Armut leben, schwer zu ermitteln und zu erreichen. Aufgrund von Scham, geringem Selbstwert- und Selbstwirksamkeitsgefühl ziehen sie sich sozial zurück. Aktuelle Befunde halten den Ausbau niedrigschwelliger Beratungs- und Informationsdienste für passende sowie dringend erforderliche Massnahmen. Hier geht es um den erleichterten Zugang zu Unterstützungsdiensten, gleichzeitig aber auch um Möglichkeiten, ihr Wohlbefinden zu fördern und Erkrankungen vorzubeugen. Es ist notwendig, armutserfahrene Personen in die Entwicklung und Bewertung solcher Lösungen einzubeziehen. Ihre Beteiligung stellt sicher, dass die Zielgruppen erreicht werden und die Unterstützung wirkt.

Vorgehen

Peer-Arbeit mit Personen, die kürzlich selbst eine ähnliche Situation erlebt haben, bietet eine vielversprechende niedrigschwellige Unterstützungsform, um den Zugang zu Leistungen zu verbessern. Im Forschungsprojekt POPCORN (Peer work for people living in poverty to improve access to support services and well-being: Approaches, implementation and impact) entwickeln armutserfahrene Personen, Fachpersonen und wir ein massgeschneidertes Peer-Arbeitskonzept für die Städte Bern, Neuchâtel und Biel/Bienne. Anschliessend wird das Konzept in den drei Städten eingeführt und mit einem multi-methodischen Ansatz evaluiert. Insbesondere im Bereich Psychiatrie können wir auf internationale und nationale Forschung zu Peer-Arbeit zurückgreifen. Im Zusammenhang mit Armut ist diese jedoch noch wenig erforscht. Diese Lücke möchte dieses Forschungsprojekt schliessen. Dazu wird Peer-Arbeit in einem grösseren Kontext gesetzt, da armutsbetroffene und -gefährdete Menschen nur dann wirksam unterstützt werden können, wenn umfassende Veränderungen gelingen: nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch auf gesellschaftlicher und institutioneller Ebene. Die Erkenntnisse aus dem Projekt POPCORN knüpfen and das Schwerpunktthema «Partizipation» der Nationalen Plattform gegen Armut des Bundesamts für Sozialversicherungen und das Thema «Gesundheitliche Ungleichheiten» des Bundesamts für Gesundheit (BAG) an. Das BAG möchte damit die Gesundheit mit einem Blick auf soziale Bedingungen verbessern.

Dieses Projekt leistet einen Beitrag zu den folgenden SDGs

  • 1: Keine Armut
  • 3: Gesundheit und Wohlergehen
  • 10: Weniger Ungleichheiten
  • 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • 16: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen