Aktuelle Ausgabe - Für mehr Gründerinnnen in der Schweiz
Liebe Leser*innen
Wir investieren Millionen in die Ausbildung von Mädchen und Frauen. Sie absolvieren die Schule mit sehr guten Noten und schliessen ihre Berufsausbildung oder ihr Studium erfolgreich ab. Doch im Berufsleben werden diese gut ausgebildeten Frauen spätestens mit Beginn der Familiengründung benachteiligt, sie verdienen weniger und stossen zudem nicht nur an die gläserne Decke, sondern gründen auch seltener ein Unternehmen als Männer. Kurz: Sie können ihre Arbeitskraft nicht gewinnbringend ausschöpfen.
Angesichts des grossen Fachkräftemangels kann es sich unsere Volkswirtschaft aber nicht leisten, dieses Potenzial ungenutzt zu lassen. Um das Thema in den öffentlichen Fokus zu rücken, haben wir in einer quantitativen Studie Schweizer Unternehmer*innen und Expert*innen befragt, warum Frauen deutlich seltener ein Unternehmen gründen und wo es dringend Massnahmen braucht (Illustration, Seite 6). Die Ergebnisse lassen aufhorchen: Nicht nur fehlen vielfältige Vorbilder, auch gründen Frauen ganz andere Unternehmen als Männer. Statt sich an Gewinn und Technologie zu orientieren, streben sie mit ihren Vorhaben gesellschaftliche, soziale oder nachhaltige Verbesserungen an. Die klassischen Förderinstrumente unterstützen jedoch vor allem Start-ups, die gewinnorientiert sind oder Technologie einsetzen. Deshalb muss die Förderung dringend angepasst werden – wir brauchen die Schweizer Unternehmerinnen für den nachhaltigen Wandel. Lesen Sie mehr über die Studienergebnisse ab Seite 8.
Unternehmertum vermitteln wir unseren Student*innen ab dem ersten Semester und fördern gleichzeitig ihre unternehmerischen Initiativen u. a. mit einer Entrepreneurship Week. Prof. Dr. Susan Müller und Prof. Dr. Pascal Dey geben einen Überblick ab Seite 14. Zudem hat die BFH seit Kurzem die Fachstelle «Unternehmerische Hochschule», die diese Bestrebungen in allen Departementen bündelt.
Neben dem Unternehmertum sind auch Future Skills gefordert, die wir sowohl in der Lehre als auch in unseren Weiterbildungsangeboten fördern. Dazu gehören nicht nur der Umgang mit Tools und Daten, sondern auch kritisches und interdisziplinäres Denken. Diese Vielfalt spiegelt sich in vielen neuen Studiengängen und Kursen wider (Seite 22).
Mit Daten beschäftigt sich auch Prof. Dr. Ulises Mejías – vor allem mit deren fairen Verwendung und mit Aspekten der sozialen Nachhaltigkeit. Anlässlich eines Forschungsaufenthaltes war er im Mai bei uns zu Gast und hielt an unserer Fachkonferenz TRANSFORM eine Keynote-Speech. Im Interview erläutert er, warum es im digitalen Zeitalter einen Datenkolonialismus gibt (Seite 24).
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.