Rasch – sicher – akkurat: Glas/Rahmen-Verklebungen am Computer simulieren

08.07.2022 Können Fenster bald virtuell geprüft werden? Wir erforschen die Anwendung der Finite-Elemente-Methode FEM für geklebte Glas/Rahmen-Konstruktionen, damit Prüfungen in Zukunft möglichst effizient durchgeführt werden können. Die errechneten Werte prüfen wir mit dem Messverfahren Digitale Bildkorrelation (Digital Image Correlation DIC). Das Verfahren wird an der Fensterbau Frontale in Nürnberg vom 12.-15. Juli 2022 vorgestellt.

Die Simulation am Bildschirm ist ein wichtiges Hilfsmittel, um Produkte und Konstruktionen effizient zu gestalten und ohne lange Versuchsreihen auf das Optimum hin zu verfeinern. Die Möglichkeiten, Konstruktionen mit der Finite-Elemente-Methode FEM am Bildschirm zu entwerfen, sind enorm. Die Berner Fachhochschule BFH erforscht die Anwendung der FEM für geklebte Glas/Rahmen-Konstruktionen an beweglichen Fensterflügeln. Das Augenmerk liegt dabei auf den Kleb- und Dichtstoffen (Acrylat, PU, Silikon), der Fenstergeometrie, der Anordnung der Klebefuge und der Verklebungsart. Im Weiteren geht es um die Modellierung von Materialeigenschaften, statischen Anforderungen sowie um Versagensmechanismen. Das Zusammenspiel all dieser Parameter lässt sich bei einer geklebten Glas/Rahmen-Konstruktion bereits weitgehend am Schirm simulieren.

Was ist die Finite-Elemente-Methode FEM?

Grundlage ist die sogenannte Finite-Elemente-Methode FEM, ein numerisches Verfahren. Sie ermöglicht Festigkeits- und Verformungsuntersuchungen komplexer geometrischen Formen und Kräfteverhältnisse und berücksichtigt dabei das spezifische Materialverhalten. Indem man Kräfte, Lasten und Randbedingungen für eine endliche Zahl von Elementen erfasst, lässt sich das physikalische Verhalten des Gesamtkörpers abbilden und am Schirm bereits optimieren. Der Nutzen liegt auf der Hand: Kürzere Entwicklungszeiten, weniger Prüfreihen, mehr Produktsicherheit – und damit mehr Schlagkraft am Markt!

Die Forschungsergebnisse wollen überprüft und validiert sein, bevor sie an die Industrie weitergegeben werden. Konkret geht es darum, die zuvor errechneten Verformungswerte unter verschiedenen Lastfällen praktisch nachzuprüfen. Die BFH nutzt dazu modernste Messtechnik.

3D-Messung

Das Messverfahren zur Überprüfung der errechneten Werte ist die Digitale Bildkorrelation (digital image correlation DIC). Dieses kamerabasierte Verfahren zur berührungslosen Verformungsmessung kommt vor allem bei Materialprüfungen und bei mechanischen Bauteiltests zur Anwendung. Zwei spezielle Kameras zeichnen dabei die Verschiebungen beliebiger Objektgeometrien unter Last auf. Zusammengeführt zeigen diese Bilder dann die dreidimensionale Verformung des Prüfteils. Wichtig zu wissen, dass dieses Verfahren nicht nur Rückschlüsse auf die 3D-Verformung zulässt. Es erkennt dank Pixelkoordination auch die Dehnungen in der Bauteiloberfläche. Und noch wichtiger: Die in Biel zum Einsatz kommende Prüfanlage der BFH misst die Verformungen mit einer Genauigkeit im Bereich von 1/100 mm. Das stützt die Zuverlässigkeit der Forschungsergebnisse: Die bisher gefahrenen Versuchsreihen bestätigen die mittels FEM errechneten Ergebnisse für geklebte Glas/Rahmen-Konstruktionen weitgehend. Die Validierung der Forschung zu modellierten Verklebungen ist damit auf gutem Weg.

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