Gemeinsam für eine zirkuläre Bauwirtschaft

03.12.2025 Am 26. Februar 2026 findet zum dritten Mal die Tagung «Zirkuläre Bauwirtschaft» der BFH statt. Dieses Jahr liegt der Fokus auf dem Infrastrukturbau. Es geht um aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und den Spagat zwischen Ökobilanzen und Kreislaufwirtschaft.

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 26. Februar 2026 findet in Burgdorf die Tagung «Zirkuläre Bauwirtschaft mit Schwerpunkt Infrastruktur» der BFH statt, die vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt wird.
  • Die Tagung beleuchtet Rahmenbedingungen, die Seite der öffentlichen Bauherrschaften und Beschaffungsstellen und präsentiert Herausforderungen und innovative Projekte der Produzenten und Unternehmen.
  • Das Konzept des nachhaltigen Bauens hat an der BFH eine hohe Priorität: Es gibt unter anderem den Master of Science in Circular Innovation and Sustainability, ein Minor-Angebot sowie den CAS «Nachhaltige Infrastruktur».

Zirkuläre Bauwirtschaft im Fokus

Ressourcenknappheit und Klimaziele erfordern innovative Lösungen. «Die Bauwirtschaft steht unter Druck. Sie trägt eine gesellschaftliche Mitverantwortung, sich von einer linearen zu einer zirkulären Bauwirtschaft zu entwickeln», sagt Stephan Wüthrich, Professor an der BFH und Co-Organisator der Tagung «Zirkuläre Bauwirtschaft mit Schwerpunkt Infrastruktur». Die Tagung der BFH, die am 26. Februar 2026 in Burgdorf stattfindet und vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützt wird, soll zeigen, wie dieser Wandel gelingen kann. «Das Potenzial im Infrastrukturbau ist besonders gross, da der Bedarf an natürlichen Ressourcen einen grossen ökologischen Fussabdruck hinterlässt», sagt Wüthrich. Das Bedürfnis der Branche sei gross, sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren und Herausforderungen und Beispiele aus der Praxis zu diskutieren. «Deshalb wollen wir eine Plattform schaffen, die Interessierte aus Politik, Verwaltung, Forschung und Baupraxis zusammenbringt, um das gemeinsame Verständnis für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu fördern.» Die Tagung soll inspirieren, den Dialog ermöglichen und Diskussionen anregen.

Tagung: Zirkuläre Bauwirtschaft mit Schwerpunkt Infrastruktur

Die Kreislaufwirtschaft ist ein entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft. An unserer Tagung Zirkuläre Bauwirtschaft beleuchten wir alle relevanten Aspekte - von den rechtlichen Rahmenbedingungen bis hin zur praktischen Umsetzung auf der Baustelle. Erfahrene Expert*innen geben inspirierende Impulse und regen zu spannenden Diskussionen an, die neue Perspektiven eröffnen und den Weg in eine zukunftsfähige Baupraxis ebnen. Seien Sie dabei und gestalten Sie mit uns das Bauen von morgen!

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Klima- und Innovationsgesetz und CO2-negativer Asphalt

Die Tagung ist in drei Themenblöcke aufgeteilt. Im ersten Block geht es darum, Rahmenbedingungen, Ziele und gesetzliche Vorgaben aufzuzeigen. Das BAFU informiert unter anderem über die Umsetzung des 2025 in Kraft getretenen Klima- und Innovationsgesetzes, in dem das Netto-Null-Ziel verankert ist. Unter anderem stellt Oliver Steiner von der Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern den kantonalen Sachplan Abfall mit dem Fokus Kreislaufwirtschaft vor. Diana Gutjahr, Nationalrätin und Mitinhaberin der Firma Ernst Fischer AG, Stahl- und Metallbau, informiert über geschlossene Kreisläufe und gibt Erkenntnisse aus dem Stahlbau weiter.

«Die Bauwirtschaft steht unter Druck. Sie trägt eine gesellschaftliche Mitverantwortung, sich von einer linearen zu einer zirkulären Branche zu entwickeln.»

  • Stephan Wüthrich Stephan Wüthrich, Professor an der BFH und Co-Organisator der Tagung «Zirkuläre Bauwirtschaft mit Schwerpunkt Infrastruktur»

Im zweiten Block am Nachmittag kommen die öffentlichen Bauherrschaften und Beschaffungsstellen zu Wort: Marc Steiner, Bundesverwaltungsrichter und Dozent an der BFH wird die Beschaffungsrechtlichen Leitplanken für eine zirkuläre Beschaffung aufzeigen. Vertreter*innen von ASTRA, SBB und der Stadt Zürich präsentieren ihre Strategien und Erfahrungen aus laufenden Infrastrukturprojekten. «Aufgrund ihrer Vorbildrolle fordern ASTRA und SBB zunehmend Ökobilanzierungen für Infrastrukturbauten. Dies führt im Infrastruktur-Bereich zu einer Art Paradigmenwechsel», sagt Wüthrich. Der dritte Block beleuchtet die Herausforderungen für die Bauwirtschaft, die Produzenten und die Unternehmen. Olivier Barbery von Vigier Ciment spricht über optimierte Stoffkreisläufe. Daneben präsentiert die Firma Kästli innovative Projekte, mit denen sie die Kreislaufwirtschaft im Grossraum Bern weiterbringt, und Tobias Balmer von der Weibel AG stellt CO2-negativen Asphalt vor.

Ökobilanz und Kreislauffähigkeit

Speziell beleuchtet werden an der Tagung die aktuellen Entwicklungen rund um den Asphalt im Strassenbau. Im Fokus steht dabei insbesondere das Spannungsfeld zwischen Ökobilanzierung, Langlebigkeit und Kreislaufwirtschaft. Um eine gute Ökobilanz zu erreichen, gehe es unter anderem darum, möglichst CO2-armes Material einzusetzen, sagt Wüthrich. Auf der anderen Seite müsse dieses aber auch dauerhaft und kreislauffähig sein. «Dieser Spagat gehört im Infrastrukturbereich zu den grössten Herausforderungen.»

«Wir versuchen Biomaterialien einzusetzen, um einerseits CO2-Emissionen zu reduzieren, und uns andererseits vom Erdöl unabhängiger zu machen.»

  • Aybike Öngel Professorin an der BFH

Zum Thema Strassenbaustoffe forscht Aybike Öngel, Professorin an der BFH. Sie hält an der Tagung ein Referat über aktuelle Erkenntnisse aus Forschung und Praxis. Dabei geht es unter anderem um die Wiederverwendung von Asphalt (Reclaimed Asphalt Pavement, RAP) und um Niedertemperatur-Asphalt. An der BFH werden neue Materialien entwickelt, um die herkömmlichen, erdölbasierten Bitumen im Asphalt zu ersetzen. «Wir versuchen Biomaterialien einzusetzen, um einerseits CO2-Emissionen zu reduzieren, und uns andererseits vom Erdöl unabhängiger zu machen», erklärt Öngel. Der Vorteil von Niedertemperatur-Asphalt (NTA) sind Energieeinsparungen und reduzierte CO₂-Emissionen bei der Herstellung. Zudem verbessert er wegen geringerer Wärme- und Dampfentwicklung und weniger Emissionen und Gerüchen die Arbeitsbedingungen beim Einbau. «An der BFH entwickeln und testen wir Methoden, um die Misch- und Einbautemperaturen von Asphalt gezielt zu senken», sagt Öngel. An der Tagung zeigt sie auch auf, wie die Forschungsthemen in die Lehre und in die Praxis einfliessen.

Zirkuläre Bauwirtschaft

Zirkularität in der Lehre

An der BFH laufen viele weitere Forschungsprojekte im Bereich zirkuläre Bauwirtschaft. Auch in den Studiengängen hat das Konzept des nachhaltigen Bauens eine hohe Priorität. Speziell zu erwähnen ist der gemeinsame Master of Science in Circular Innovation and Sustainability der Departemente AHB, HAFL, TI und Wirtschaft sowie das interdisziplinäre Minor-Angebot, das Spezialisierungen in den Bereichen zirkuläres und nachhaltiges Bauen anbietet. Letzteres steht allen Bachelor-Studierenden der Studiengänge Architektur, Holz, Bau und neu auch Landschaftsarchitektur offen. Zudem wurde 2024 von der BFH und der Ostschweizer Fachhochschule der CAS «Nachhaltige Infrastruktur» ins Leben gerufen, in dem Kreislaufwirtschaft ein fester Bestandteil ist. «Nachhaltige Entwicklung ist als strategisches Themenfeld in der BFH fest verankert», sagt Wüthrich.

«Aufgrund ihrer Vorbildrolle fordern ASTRA und SBB zunehmend Ökobilanzierungen für Infrastrukturbauten. Dies führt im Infrastruktur-Bereich zu einer Art Paradigmenwechsel.»

  • Stephan Wüthrich Professor an der BFH

Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz

Stephan Wüthrich engagiert sich auch für das «Netzwerk Nachhaltiges Bauen Schweiz» (NNBS) für nachhaltige Infrastrukturen. Das NNBS entwickelte unter anderem den Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz (SNBS) – ein Instrument, das die Nachhaltigkeit von Infrastrukturprojekten beurteilt. 2020 wurde der SNBS-Infrastruktur lanciert, der bezweckt, dass die Infrastrukturbauten in der Schweiz nachhaltiger geplant und gebaut werden. Das Netzwerk hat den Standard dieses Jahr weiterentwickelt und die Kreislaufwirtschaft darin stärker verankert. Die neue Version des Standards wird ab März 2026 kostenlos über die Webseite des NNBS verfügbar sein. «Wir wollen ein gemeinsames Verständnis für eine nachhaltige Infrastruktur schaffen und in Zukunft zirkulärer planen und bauen können», sagt Wüthrich.

«Wir wollen eine Plattform schaffen, die Interessierte aus Politik, Verwaltung, Forschung und Baupraxis zusammenbringt, um das gemeinsame Verständnis für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft zu fördern.»

  • Stephan Wüthrich Professor an der BFH

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