Wie fähig sind Sozialhilfebeziehende zur Selbsthilfe?

21.11.2019 Anlässlich der Diplomfeier vom 20. September 2019 wurde die Master-Thesis von Carmen Steiner mit dem Anerkennungspreis des Vereins Alumni BFH Soziale Arbeit ausgezeichnet. Mit dem Themengebiet «Hilfe zur Selbsthilfe» befasst sich die Arbeit mit einer zentralen Handlungsmaxime der Sozialen Arbeit. Die Maxime hat zum Ziel, die unterstützten Personen zu befähigen, genügend Selbsthilfefähigkeit zu entwickeln, um das Leben unabhängig von professioneller Fremdhilfe bewältigen zu können.

Im Kontext der Sozialhilfe stellt die Förderung der Selbsthilfefähigkeit der Klientinnen und Klienten respektive deren Ablösung von der Sozialhilfe ein übergeordnetes Wirkungsziel dar. Die Master-Thesis «Selbsthilfefähigkeit von Sozialhilfebeziehenden» zeigt auf, aus welchen zentralen Ressourcen beziehungsweise Fähigkeiten sich Selbsthilfefähigkeit massgeblich speist. Ausserdem wird analysiert, wie fähig Sozialhilfebeziehende zur Selbsthilfe sind. Darüber hinaus wurde empirisch geprüft, ob der Gesundheitszustand, die soziale Unterstützung und die Persönlichkeitsmerkmale der «Big Five» (eine nach aussen gewandte Haltung, Gewissenhaftigkeit, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit sowie emotionale Stabilität) die Selbsthilfefähigkeit der befragten Sozialhilfebeziehenden vorhersagen können. 

Selbsthilfefähigkeit ist ein mehrdimensionales Konstrukt


Die Ergebnisse aus der schriftlichen Befragung zeigen, dass die befragten Personen zum Erhebungszeitpunkt durchschnittlich über eine gute Selbsthilfefähigkeit verfügten. Das heisst, sie erlebten sich als durchschnittlich selbstwirksam und selbstbestimmt, waren änderungsmotiviert und schätzten ihre Selbstbeobachtung positiv ein. Darüber hinaus waren Personen selbsthilfefähiger, wenn sie sich sozial unterstützt fühlten: Sie erlebten sich als selbstwirksamer, wiesen stärker ausgeprägte Selbstbeobachtungsfähigkeiten auf und lebten selbstbestimmter. Des Weiteren wiesen jene Personen eine stärker ausgeprägte Selbstwirksamkeit auf, die weniger gesundheitliche Belastungen und Einschränkungen hatten. Schliesslich konnte aufgezeigt werden, dass Personen mit höheren Werten bei der Persönlichkeitsdimension Gewissenhaftigkeit bessere Selbstbeobachtungsfähigkeiten aufwiesen. 

Die Ergebnisse legen nahe, dass die gesundheitliche Situation sowie die soziale Unterstützung eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Förderung von zentralen Dimensionen der Selbsthilfefähigkeit einnehmen. In einem ersten Schritt kann sich eine entsprechende Bestandesaufnahme dieser beiden Einflussfaktoren in die Beratung und Begleitung von Sozialhilfebeziehenden als hilfreich erweisen, um in einem zweiten Schritt gemeinsam mit den Betroffenen Ziele und Strategien zu entwickeln, wie deren persönliche Selbsthilfefähigkeit insgesamt gefördert werden kann. 

Interesse am Thema geweckt?

Sie können die Arbeit in der Edition Soziothek einsehen.

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Stefanie Carmen Steiner erhielt den Anerkennungspreis überreicht.

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