Insekten und Totholz beeinflussen den globalen Kohlenstoff-Kreislauf

05.09.2021 Ein internationales Forscherteam mit Beteiligung der BFH-HAFL hat den jährlichen Beitrag von Totholz zum globalen Kohlenstoffkreislauf ermittelt und erstmals die Bedeutung von Insekten bei der Zersetzung quantifiziert. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift «Nature» publiziert.

Lebende Bäume nehmen viel Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und spielen deshalb beim Klimaschutz eine wichtige Rolle. Über die Rolle toter Bäume im Kohlenstoff-Kreislauf ist dagegen wenig bekannt. Ein internationales Forschungsteam hat nun untersucht, wie viel Kohlenstoff weltweit durch Holzzersetzung freigesetzt wird und welche Rolle dabei Insekten spielen. 

Beim Forschungsprojekt des Nationalparks Bayerischer Wald, das von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) sowie der Technischen Universität München (TUM) koordiniert wurde, halfen zahlreiche Forschende weltweit mit. Darunter auch Thibault Lachat, Professor für Waldökologie an der BFH-HAFL. 

Lachat baute seinen Versuch in einem Waldstück im Tessin auf. An gesamthaft 55 Standorten auf sechs Kontinenten legten die Forschenden Holz von über 140 Baumarten aus, um den Einfluss des Klimas auf die Zersetzungsgeschwindigkeit zu ermitteln. «Die Hälfte der Hölzer befand sich in diesen zeltartigen, engmaschigen Käfigen. So konnte ausgeschlossen werden, dass hier Insekten an der Zersetzung mitwirken», sagt Thibault Lachat. 

Die gesammelten Daten zeigen, dass die Zersetzungsgeschwindigkeit und der Beitrag der Insekten stark vom Klima abhängig sind und mit steigender Temperatur zunehmen. Gemäss der Studie, die in der Fachzeitschrift «Nature» publiziert worden ist, verläuft die Zersetzung in gemässigten und borealen Wäldern deutlich langsamer als in den Tropen. Den Autoren zufolge werden weltweit 10,9 Gigatonnen Kohlenstoff pro Jahr aus Totholz freigesetzt. Ein Teil des Kohlenstoffs geht dabei in den Boden, während ein anderer Teil in die Atmosphäre freigesetzt wird. 

«Mit 93 Prozent tragen die Tropenwälder auf Grund ihrer hohen Holzmasse in Kombination mit schnellen Abbauprozessen überproportional zu diesem Ergebnis bei», erklärte Erstautor Sebastian Seibold von der TUM. «Langsamer Abbau in Wäldern der nördlichen und gemässigten Breiten führt dazu, dass hier Kohlenstoff über lange Zeiträume in Totholz gespeichert wird. Insekten haben am Holzabbau einen Anteil von fast einem Drittel, der sich überwiegend auf die Tropen beschränkt.» In Wäldern der nördlichen und gemässigten Breiten sei der Beitrag der Insekten jedoch gering. 

Die Studie zeigt, dass sowohl der Klimawandel als auch der Verlust von Insekten das Potenzial haben, die Zersetzung von Holz und damit die Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe weltweit zu verändern.
 

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Rubrik: Forschung