Christian Bangerter – «Durch die Zusammenarbeit im Zentrum können wir Limitationen einzelner Disziplinen überwinden»

Physiotherapeut Christian Bangerter schaut gerne ganz genau hin – aus diesem Grund ist er seit 2020 Doktorand in der Spinal Movement Biomechanics Group, die Teil ist des Zentrums Health Technologies. In seinem Forschungsprojekt untersucht er den Einfluss von Angst vor dem Heben mit rundem Rücken und dem Bückverhalten auf die Entstehung von Rückenschmerzen.

Christian Bangerter

Christian Bangerter, Sie sind seit Herbst 2020 Doktorand in der Spinal Movement Biomechanics Group. Mit was beschäftigen Sie sich in dieser Funktion?

Für meine Doktorarbeit untersuche ich, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der Angst vor dem Heben mit rundem Rücken, dem Bewegungsverhalten beim Bücken und der Entstehung von Rückenschmerzen. Frühere Forschung hat gezeigt, dass Angst vor dem Bücken das Bewegungsverhalten der Person verändert. Wir untersuchen nun, ob diese Veränderungen das Auftreten von Rückenschmerzen gar begünstigen könnten. Aktuell machen wir dafür im Labor Messungen, bei denen die Bewegungen der Wirbelsäule beim Hochheben verschieden schwerer Kisten gemessen werden. Gleichzeitig versuchen wir, eine einfachere Möglichkeit zu entwickeln, um Ganzkörperstrategien beim Bücken zu quantifizieren. Somit könnten wir auch ausserhalb des Labors Messungen durchführen. Diese können aussagekräftiger sein als Labormessungen, weil sich die Proband*innen weniger beobachtet fühlen und sich dadurch natürlicher verhalten.
Neben der Forschung an meinem eigenen Projekt arbeite ich auch in anderen Forschungsprojekten mit und führe Ganganalysen im Bern Movement Lab durch. Hierbei kommen Personen mit einem Problem zu uns, welches eine spezialisierte, dreidimensionale Untersuchung erfordert.

Was hat Sie dazu geführt, in der Forschung tätig zu werden?

Von Beruf her bin ich eigentlich Physiotherapeut. Ich habe meinen Bachelor hier an der BFH gemacht, und seither stets klinisch in Spital oder Praxis gearbeitet. Zudem habe ich mich dafür entschieden, berufsbegleitend den Master mit Spezialisierung Muskuloskelettal zu machen. Dabei bin ich stärker mit der Forschung und auch der Forschungsliteratur in Kontakt gekommen. Für meine Masterarbeit konnte ich dann eigene Messungen im Ganglabor machen. Ich habe untersucht, welchen Einfluss eine Beinlängendifferenz bei Kindern auf den Rücken hat und ob sich die beobachteten Gangabweichungen durch Schuheinlagen ausgleichen lassen. Genau hinzuschauen und dabei Dinge zu entdecken, die man von blossem Auge nicht sehen würde, hat mir gut gefallen. Hinzu kam, dass ich schon immer ein grosses Interesse an Biomechanik hatte, und auch die Arbeit mit Zahlen und Statistik bereitet mir Freude.

Mit Ihrer Tätigkeit sind Sie auch Teil des Zentrums Health Technologies. Was schätzen Sie an der Arbeit am Zentrum?

Wir sind oftmals mit Fragestellungen konfrontiert, die eine Disziplin allein nicht lösen könnte. Durch die Zusammenarbeit im Zentrum können wir jedoch die Limitationen der einzelnen Disziplinen überwinden, Stärken nutzen und neue Verknüpfungen schaffen. Dadurch entstehen mehr Ideen und mehr Innovation. Bei der täglichen Arbeit schätze ich insbesondere die grosse Abwechslung und den Austausch mit dem Team sowie dass wir uns stets gegenseitig kritisch hinterfragen und offen sind für Feedbacks.

Was motiviert Sie persönlich in Ihren Tätigkeiten?

Die Kombination aus Forschung und Praxis empfinde ich als sehr sinnvoll. Ich kann mich stets in beiden Bereichen weiterbilden und -entwickeln. Mit jeder Herausforderung lerne ich Neues dazu. Das motiviert mich sehr. Ebenso die gemeinsame Absicht des Teams, Lösungen zu entwickeln, welche die Lebensqualität von Menschen verbessern sollen.

Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?

Mein Projekt läuft noch bis im Herbst 2023. Ich kann mir sehr gut vorstellen, danach weiterhin in der Forschung und auch in der Lehre tätig zu sein. Den Bezug zur Praxis möchte ich jedoch nie verlieren – selbst, wenn ich phasenweise an dieser Stelle nur einen kleinen Teil meiner Zeit investieren kann, schätze ich die Abwechslung sehr.

Welche Tipps geben Sie Studierenden, die sich für die Forschung interessieren?

Es braucht auf jeden Fall Offenheit, sich kritisch zu hinterfragen, Neues zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Und ein gewisses Verständnis für Zahlen, das schadet sicherlich auch nicht.

Steckbrief

Departement

Gesundheit

Zentrum

Zentrum Health Technologies

Forschungsbereich

Spinal Movement Biomechanics Group

Studienabschluss

BSc in Physiotherapie
MSc in Physiotherapie, Vertiefung Muskuloskelettal

Funktion

Doktorand