Ästhetische Praktiken nach Bologna

Die Untersuchung fokussiert die Herausbildung epistemischer Kulturen in Architektur, Design und Kunst.

Steckbrief

  • Lead-Departement Hochschule der Künste Bern
  • Institut Institut Praktiken und Theorien der Künste
  • Forschungseinheit Kunst als Forschung: Künstlerische Gestaltungs- und Erkenntnisprozesse
  • Förderorganisation SNF
  • Laufzeit 01.06.2013 - 31.01.2017
  • Projektverantwortung Prof. Dr. Priska Gisler
  • Projektleitung Prof. Dr. Priska Gisler
  • Partner ETH Zürich
  • Schlüsselwörter Architektur, Urbanistik, Soziologie, Bildende Kunst

Ausgangslage

Ästhetische Praktiken, verstanden als sprachlich und nicht-sprachlich verfasste Fähigkeiten, die Welt zu gestalten und erfahrbar zu machen (Caduff et al. 2010), sind zentral für die Ausübung gestalterisch-künstlerischer Berufe und Tätigkeiten. Architektur, Design und Kunst werden in diesem Forschungsprojekt als Beispiele für Fächer in den Fokus genommen, für die die Ausbildung und Einübung ästhetischer Praktiken zu den Kernkompetenzen gehören. Inwiefern das Erlernen einer eigenen Entwurfspraxis, die Entwicklung eines künstlerischen Selbstverständnisses oder die Herausbildung einer eigenständigen Designhandschrift von den Diskursen über Forschungsansprüche, theoretische Konzepte oder Methodenkenntnisse heutzutage geprägt sind, wurde bisher nicht untersucht. Das Projekt zielt darauf ab, genauer und detaillierter zu verstehen, wie Hochschulen verschiedenen Zuschnitts die entsprechenden Fähigkeiten zu konturieren, zu trainieren und damit hervorzubringen suchen. Gefragt wird zudem, welche Grundlagen in Bezug auf ästhetische Praktiken in den genannten Fächern – angesichts gesellschaftlicher und politischer Tendenzen zu einer Akademisierung – herausgebildet werden.

Vorgehen

Die Bologna-Reform bzw. die dahinterliegenden Prozesse einer verstärkten Ökonomisierung, Medialisierung und Politisierung von Wissenschaft (Weingart 2001), auch als «new governance of science» (Maasen & Weingart 2006) bezeichnet, haben zu einer tiefgreifenden Reform des tertiären Bildungsbereiches in der Schweiz und weiteren europäischen Staaten geführt. Neben der Harmonisierung von Bildungsstufen (BA, MA, und PhD) auf universitärer Ebene earen auch Ausbildungen an Fachhochschulen – und damit Fächer wie beispielsweise Architektur, Design und Kunst – betroffen. Aufgrund des öffentlichen Leistungsauftrags, zu dem auch die Forschung gehört, wurden diese Fächer vor die paradoxe Herausforderung gestellt, sich ohne langjährige genuine Forschungserfahrung als akademische Disziplinen zu institutionalisieren und eigene forschende Praktiken zu entwickeln. Die damit verbundene Forschungsorientierung, die wir hier als Akademisierung bezeichnen – bzw. in Anlehnung an Foucault (1978) als Forschungsdispositiv – und die Implikationen, die diese für die Einübung und Ausführung der ästhetischen Praktiken im Bereich künstlerisch-gestaltender Fächer bedeuten, sind Gegenstand des Forschungsprojekts.

Ergebnisse

Vor diesem Hintergrund wendet sich das geplante Projekt den Konsequenzen des Forschungsdispositivs bei der Ausbildung ästhetischer Praktiken an Schweizer Hochschulen in den Bereichen Architektur, Design und bildender Kunst zu. Ausgehend von Karin Knorr Cetinas (1999) Konzept der epistemischen Kulturen und mittels eines ethnographischen Vorgehens wird in diesem dreijährigen vergleichenden Projekt untersucht, ob und wie durch das Forschungsdispositiv neue disziplinspezifischen und variable Wissensproduktionsformen hervorgebracht werden.