Projekt «Parc Beaumont»
Nicolas Kofmel
Raphael Sommer
Koen Maurer
Themen
Wohnen
Arbeiten
Infrastruktur
Areal
Städtebau
Landschaft
Standort
Spitalareal Biel/Bienne
Studiengang
Master Architektur
Modul
Atelier Areal HS22/23
Spitalareal, Liber Hospitalis* - Neue Aussichten
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Projekt «Kolloid»
Hier steht ein Satz zum Projekt.
Die Geschichte eines Ortes an der Sonne
Es war einmal vor langer Zeit, oberhalb einer kleinen Stadt, ein Ort an dem die Sonne die Landschaft erhellte, die frische Luft die Lungen füllte und man eine herrliche Aussicht auf Ebene und See genoss. Man trank auch zu dieser Zeit schon gerne Wein, weshalb man an diesem sonnigen Ort Trauben wachsen liess. Die Menschen erkannten, dass Sonne und Luft nicht nur für das Wachstum der Trauben wichtig ist, sondern auch für die Gesundheit der Menschen. Deshalb bauten sie an eben diesem Ort, über dem Nebel der Stadt, ein Gebäude, in dem Menschen sich erholen, und von der frischen Luft und wärmenden Sonne heilen lassen konnten.
Immer mehr Menschen mussten sich in dem Gebäude pflegen und heilen lassen, und schon bald platzte es aus allen Nähten. Man baute also an das Gebäude an und vergrösserte es um möglichst allen pflegebedürftigen Menschen Platz zu bieten.
Die Zeit ging ins Land und der Ort veränderte sich. Bald wuchsen keine Trauben mehr und das Gebäude zur Pflege der Menschen wurde so gross, dass man Anfang und Ende nicht mehr von blossem Auge erkennen konnte.
Langsam erkannte man Schwächen am Gebäude, es war nicht mehr geeignet, die Menschen optimal zu pflegen und trotz der immensen Grösse war es immer noch zu klein. Der Entschluss stand also fest, wir müssen die Menschen an einem anderem Ort pflegen.
Schwarze Wolken zogen auf, denn den Menschen wurde klar, dass nun grosse Probleme auf sie zukommen werden. Ein neues Gebäude zur Pflege der Menschen an einem anderen Ort muss gebaut werden und das alte riesige Gebäude wird bald leerstehen. Wer soll das alles bezahlen? Und was soll mit dem alten Gebäude passieren? Wird es zur Ruine?
Es verging nicht lange Zeit, da erschien den Menschen ein kleiner Wicht. Der Teufel sprach: „Überlasst mir das alte Gebäude. Ich gebe euch einen Sack voll Gold und Ihr werdet eure Sorgen los sein.“ Schnell schien man sich einig zu sein. Ein Sack voll Gold ist allemal besser als eine Bauruine oder ein Loch in der Kasse. Zu verlockend das Angebot des Teufels, als es abzulehnen. Doch Widerstand kam auf. „Der Ort ist doch zu schön, die Aussicht zu atemberaubend und das alte Gebäude zu spannend, um dessen Zukunft dem Teufel zu überlassen. Und auch das Gold brauchen wir nicht, wenn wir alle zusammenhalten.“ So kam es, dass die Menschen aus dem Quartier und der Stadt zusammengestanden sind und den Teufel vertrieben haben. Gemeinsam sprachen sie danach über ihren liebgewonnenen Ort - was sie an ihm mögen, was gestärkt und was dringend verbessert werden muss. Sogleich machten sich junge, interessierte Studierende an die Arbeit und präsentierten ihre Vision für die Zukunft des Ortes.
Je länger sie über den Ort nachdachten, desto klarer wurde ihnen, dass das Gebäude wertvoll ist. Jeder Stein, jedes Fenster und jeder Türgriff war wertvoll. Sie beschlossen, dass möglichst wenig von dem, was bereits vorhanden war, zerstört werden sollte. Und sie schauten sich an, was rund ums Gebäude sonst noch so vorhanden ist. Sie erkannten einen wunderschönen, zusammenhängenden Park, welcher sich am Stadtrand zwischen Siedlung und Wald erstreckte. Sie beschlossen diesen Park aufzuwerten, zu schützen und die Anbindung des Gebäudes an den Park zu verbessern.
Die Menschen machten sich auch viele Gedanken darüber, wie ihr Gebäude in Zukunft genutzt werden sollte. Ein Wellnesshotel, ein Innovationszentrum, ein Ort für Kunst- und Kultur, teure Wohnungen an bester Lage oder Platz für Gewerbe und Industrie. All das waren Ideen, welche diskutiert wurden. Es wurde klar, dass man wohl nicht die eine perfekte Nutzung finden würde, welche die grosse Leere füllen wird.
„Wir müssen den Menschen möglichst viele Freiheiten lassen, damit möglichst vielseitige und interessante Nutzungen das Gebäude beleben können.“ Mit diesem mutigen Grundsatz sahen die Menschen der Stadt, selbstbewusst und optimistisch in die Zukunft.
Als der Tag kam und die Ärztinnen und Pflegerinnen tatsächlich das Gelände verließen, war niemand traurig. Stattdessen freute man sich auf die Zukunft und alles, was diese bringen würde. Am nächsten Tag zogen bereits andere Menschen ein. Künstler und Kulturschaffende. Sie brachten in einer Übergangszeit sofort neues Leben in die alten Pflegesäle des Gebäudes und legten so den Grundstein für eine glorreiche Zukunft. Die Menschen gewöhnten sich daran, dass an diesem Ort auch andere Dinge möglich waren, als im Krankenbett zu liegen. Durch kleine Veränderungen am Gebäude konnte die Zugänglichkeit verbessert werden und es wurde einfacher, die einzelnen Gebäudeteile zu erreichen. Schritt für Schritt gab man nun einzelne Gebäudeteile an sorgfältig ausgewählte Nutzer im Baurecht ab. Bei der Vergabe der Gebäudeteile wurde Wert auf innovative Ideen gelegt und darauf geachtet, dass ein interessanter Mix an unterschiedlichsten Menschen und Nutzungen entsteht. Es war wichtig, dass alle Schichten der Gesellschaft einen Platz im neuen Gebäude finden konnten. Langsam brachten die neuen Nutzer Veränderung und es entstand ein lebendiger, vielseitiger und bunter Ort. Und so wird an dem Ort, an dem früher Trauben angebaut und später Menschen gepflegt wurden, nun gewohnt, gearbeitet, getanzt, gemalt, eingekauft, zusammengekommen, sich erholt und vieles mehr, was den Menschen so in den Sinn kommt. Im nahe gelegenen Park kann man sich erholen und die Ruhe und Aussicht genießen. Die Geschichte eines Ortes an der Sonne geht also weiter und wird wohl auch in der Zukunft noch um viele Kapitel reicher.