- Story
Baukultur, Stadt- und Landregionen und Projekte interdisziplinär erleben
02.12.2025 Die interdisziplinäre Projektwoche «Special Week» ist fester Bestandteil des Studienplans der Studierenden Bachelor Architektur, Holztechnik und Bauingenieurwesen. In gemischten Gruppen lernen sie ein Thema aus unterschiedlichen Perspektiven kennen.
Das Wichtigste in Kürze
- Aus einem breiten Angebot konnten die Studierenden ihr Lieblingsmodul wählen.
- Die interdisziplinäre Bearbeitung des Themas stand im Mittelpunkt – egal ob auf einer Reise, in Form eines Projekts, oder als Kombination von beidem.
- Zu den Themen gehörten der moderne Holzbau, die nachhaltige und zirkuläre Bauwirtschaft sowie die Baukultur verschiedener Städte und Orte in der Schweiz und in Europa
Special Week HS 25/26
Vom 10. bis 14. November 2025 hatten die Studierenden die Gelegenheit, in die Kultur- und Baugeschichte europäischer Städte einzutauchen und sie konnten sich mit traditionellen und modernen Methoden für den Erhalt oder die Wiederverwendung von Bauwerken auseinandersetzen. Ob zu Fuss, auf dem Fahrrad, mit den eigenen Händen oder mit dem Kopf – das Motto war, interdisziplinär unterwegs und in Aktion zu sein.
Rückblick
Die Bildgalerien geben einen kleinen Einblick in das vielseitige Programm der diesjährigen Special Week.
Second Life Holzhallenkonstruktionen | Reise nach Vorarlberg
Im Modul «Second Life Holzhallenkonstruktionen» ging es darum, neue Gebäude, Ausbauten oder Einrichtungen aus bestehenden Baukonstruktionen zu entwerfen. Konkret ging es um die Planung mobiler modularer Raumeinheiten inklusive Ausstattung zur Nutzung durch Organisationen des auftraggebenden Kantons Baselland. Die Raumeinheiten sollten in ihren Hauptbestandteilen aus einer ehemaligen Werkstatthalle in Füllinsdorf bestehen. Die vier entwickelten Konzepte und Prototypen sind für unterschiedliche Nutzungsarten interessant. Die Auftraggeber waren von den interdisziplinären Arbeiten beeindruckt.
Im Modul «Reise nach Vorarlberg» reisten die Studierenden in eine Schlüsselregion des modernen Holzbaus. Dort befassten sie sich mit nachhaltigen Konstruktionen, regionalen Materialien und der Verbindung von Handwerk und Industrie. Besichtigt wurden u. a. ein Hanf-Kalk-Mehrfamilienaus, das Openly-Holzhybridsystem, das Gebäude 2226 ohne Heizung und Kühlung, die Tischlerei Mohr, der LifeCycle Tower sowie Beispiele für Holzmodulbauweise, Low-Tech-Ansätze und Stampflehmbau.
Reisen nach Lyon, Prag und Rotterdam
Drei Module befassten sich mit je einer europäischen Grossstadt. Im Mittelpunkt standen das Entdecken und die Auseinandersetzung mit der örtlichen Baukultur.
In Lyon, der drittgrössten Stadt Frankreichs, besuchten die Studierenden historische und zeitgenössische Gebäude, befassten sich mit städtebaulichen Fragen und Themen rund um Mobilität und Verkehrsinfrastrukturen. Die Reise führte durch die Stadt Lyon und in die Umgebung, unter anderem zur «grünen Stadt» Firminy, zum Flughafenbahnhof Lyon-Saint-Exupéry oder zum Centre Rigot in Genf
Die goldene Stadt Prag bot auf Grund seiner Geschichte eine unglaubliche Vielfalt an unterschiedlichen Bauwerken und -stilen von frühen romanischen bis zu modernen zeitgenössischen Bauwerken. Die Reise führe auch zu Vertretern des Prager Kubismus und der sozialistischen Moderne, zur Werkbundsiedlung und ins Versuchslabor der Technischen Universität.
In Rotterdam, einer der fortschrittlichsten Städte Europas, entdeckten die Studierenden mit dem Velo die innovativen Ansätze der Stadtentwicklung und -gestaltung sowie herausragende Beispiele transformativer Architektur. Der Stadtteil Kop van Zuid ist ein Beispiel dafür. Architektonische Highlights waren die Markthal, die Kubuswohnungen oder der Gebäudekomplex De Rotterdam.
Reinventing Ruralities | Zukunft Rebhaus Wingreis | Heizen und Kochen wie anno dazumal
Im Modul «Reinventing Ruralities» packten die Studierenden mit eigenen Händen an. Im italienischen Dorf Veglio, das seit einiger Zeit von engagierten Bewohner*innen und Architekt*innen wieder aufgebaut wird, halfen sie bei der Wiederherstellung einer Stützmauer, einer freistehenden Wand und eines Gewölbes. Sie lernten, einen Boden zu pflastern und bekamen Einblick in die Erstellung eines Steindachs. Dabei lernten sie viel über traditionelle Architektur aus Naturstein und Holz, die Technik und zeitgenössische Fragestellungen dazu.
Im Modul «Zukunft Rebhaus Wingreis» erarbeiteten fünf Teams mit angehenden Holztechniker*innen, Architekt*innen und Bauingenieur*innen Ideen zur Ertüchtigung und Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes am Bielersee, das aus dem 16. Jahrhundert stammt. Die ausgearbeiteten Projekte reichten von einem sanftem Minimal-Eingriff bis zum radikalen Umbau in dauerhafte Wohnräume. Machbarkeit war dabei zweitrangig – wichtiger war die Frage, wie der Ort aufgewertet und belebt werden kann.
Im Modul «Heizen und Kochen wie anno dazumal» erweckten die Teilnehmenden auf dem Ballenberg ein Stein- und ein Holzhaus aus dem Winterschlaf. In den drei Tagen vor Ort wurden die historischen Öfen befeuert und auf einer offenen Feuerstelle und mit einem Sparherd gekocht.
Dabei haben die Studierenden die Kälte und Wärme am eigenen Leib gespürt und gleichzeitig gemessen, was das bauphysikalisch mit den Gebäuden resp. den verschiedenen Räumen macht. Nach der Rückkehr wurden wir die Messungen auswerten und besprochen.
From Reality to Virtuality | Rube Goldberg crazy contraption
Im Modul «From Reality to Virtuality» begaben sich die Studierenden nach Orpund ins Kloster Gottstatt, das ab 1255 erbaut wurde. Dort lernten sie das «Handwerk» der Geomatik auf praktische Weise kennen, in dem sie an einer geeigneten Baute mit Gelände selbständig Vermessungen mit Tachymetrie, Laserscanning und Photogrammetrie durchführten. Entstanden ist ein virtueller Zwilling des Bestands. Dieser kann den Verantwortlichen bei der Planung von Renovationen wertvolle Dienste leisten.
Im Modul «Rube Goldberg crazy contraption» durften die Teilnehmenden für einmal Unsinn machen. Es ging darum skurrile Maschinen zu konstruieren, die in kreativer Umständlichkeit eine funktionale Kettenreaktion auslösen. Gebaut und gestaltet wurde mit Recyclingmaterial und lösbaren Verbindungen. Je umständlicher, komplizierter und unnötiger die Konstruktionen waren, desto grösser die Chance einer Fehlfunktion und etwas zu lernen, das im nächsten Schritt verbessert werden kann.