Wie Soziale Arbeit in Arztpraxen wirkt

02.05.2022 Wenn Arztpraxen mit Sozialarbeitenden zusammenarbeiten, bringt dies Vorteile. Es profitieren die Patient*innen und auch die Ärzt*innen selbst. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Berner Fachhochschule, die vier Pionierprojekte in der Deutschschweiz begleitet hat. Sie empfiehlt, das Angebot auszubauen.

«Ärzt*innen, die in ihren Praxen Sozialberatung anbieten, verbessern die psychische Gesundheit und die finanzielle Situation ihrer Patient*innen», sagt René Rüegg, Leiter des Forschungsprojekts Soziale Arbeit in der Arztpraxis. «Dies zahlt sich auch auf die Arbeitszufriedenheit der behandelnden Ärztinnen und Ärzte aus.» Rüegg und sein Team empfehlen deshalb allen Einrichtungen der ambulanten Gesundheitsversorgung die Zusammenarbeit mit Sozialarbeitenden auf- oder auszubauen. Dies kann teure Hospitalisierungen verhindern, weil ungesunde Lebenslagen bei Patient*innen frühzeitig erkannt werden.

Das Gesundheitssystem wird zunehmend von Menschen beansprucht, die an chronischen oder an mehrfachen Erkrankungen leiden. Deshalb wollte die BFH wissen, welche Erfahrungen Praxen machen, die mit Sozialarbeitenden zusammenarbeiten. Die Forscher*innen haben zwanzig Ärzt*innen befragt, die in integrierter oder externer Form Sozialberatung anbieten.

Interprofessionelle Teams 

«Dank der Sozialberatung habe ich in den Sprechstunden nun mehr Zeit für medizinische Anliegen. Das erhöht die Versorgungsqualität der Patient*innen», sagt Prof. Dr. med. Jan Bonhoeffer, Facharzt Kinder- und Jugendmedizin. Berichtet ihm beispielsweise ein Klient von Geldnöten, kann der Arzt ihn der Sozialarbeiterin zuweisen. «Die Kontakte zu den Sozialversicherungen laufen über mich, weil ich die Abläufe, Formulare sowie Anforderungen der Sozialversicherung kenne.», sagt Dunja Vetter, Sozialarbeiterin Caritas beider Basel. «Die Patient*innen erhalten dadurch die soziale Absicherung und die berufliche Förderung, die für ihre Gesundheit am besten sind.»

Die Befunde der BFH werden von internationalen Studien gestützt. Im angelsächsischen Raum sind sogenannte «Primary Care Social Workers» bereits weit verbreitet. In der Schweiz sind interprofessionelle Teams bisher die Ausnahme. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt solche Teams einzusetzen. Zu ihnen gehören namentlich Sozialarbeitende, weil sie den Zugang und die Orientierung im Gesundheitswesen unterstützen und das medizinische Personal entlasten.

Für Recherchegespräche oder Interviews stehen Ihnen zur Verfügung:

  • René Rüegg, Wissenschaftlicher Mitarbeiter BFH, Telefon +41 31 848 36 60
  • Dunja Vetter, Sozialabeiterin Caritas beider Basel, Telefon +41 76 208 05 69
  • Prof. Dr. med. Jan Bonhoeffer, Facharzt Kinder- und Jugendmedizin, Telefon +41 61 201 01 01

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Fachgebiet: Institut Organisation und Sozialmanagement
Rubrik: Forschung