Schweizer und philippinische Delegationen feiern Projekterfolg  

14.12.2022 Ein gemeinsames Research for Development (r4d)-Projekt ist gestern in Biel nach vier Jahren internationaler Zusammenarbeit offiziell zu Ende gegangen. 

Austausch in Biel: «Das erste Mal seit Beginn des Projekts, dass wir alle philippinischen Partner in der Schweiz versammeln konnten», sagte Projektleiter Sauro Bianchi.
Austausch in Biel: «Das erste Mal seit Beginn des Projekts, dass wir alle philippinischen Partner in der Schweiz versammeln konnten», sagte Projektleiter Sauro Bianchi.


Das Projekt «Pinoy Tannin» (von Pinoy = philippinisch in der lokalen Umgangssprache) schafft die Grundlage für die Entwicklung einer nachhaltigen Wertschöpfungskette der Tanninextraktion auf den Philippinen. Tannine – organische Substanzen, die in Pflanzengeweben und -rinden vorkommen – werden üblicherweise zur Herstellung von Leder und Holzklebstoffen verwendet.

Derzeit werden pro Jahr etwa 1000 Tonnen Tannin aus Südafrika oder Brasilien auf die Philippinen importiert, die dort hauptsächlich in der Holzindustrie verwendet werden. An der Abschlussveranstaltung des Projekts «Pinoy Tannin» nahmen Vertreter*innen des Schweizerischen Nationalfonds (SNF), der Berner Fachhochschule BFH, der Philippine Coconut Authority (PCA) und des Philippine Forest Products Research and Development Institute (FPRDI) teil.

Ziele des Projekts  

Das Projekt verfolgte zwei Hauptziele: Die Nebenprodukte der lokalen forst- und landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten, wie Kokosmusschalen und Baumrinde, sollen nicht mehr bloss im Abfall landen. Zudem sollen für einkommensschwache Bauern wirtschaftliche Möglichkeiten geschaffen werden. Langfristig sollen die Projektergebnisse zu einer nachhaltigen Landnutzung und Aufforstung sowie zur Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten für die lokale ländliche Bevölkerung beitragen.
 

Projektverantwortliche der BFH-HAFL: Melanie Feurer.
Projektverantwortliche der BFH-HAFL: Melanie Feurer.

Eine Pionieranlage

In den Präsentationen des vierjährigen Joint Ventures wurden die Schritte zur Identifizierung verfügbarer gerbstoffreicher Biomassen, die Errichtung einer Pilotextraktionsanlage und die Prüfung der Wirksamkeit der Extrakte in Holzleim- und Holzschutzmittelformulierungen vorgestellt. Weitere Einzelheiten zu den Projektergebnissen werden im Januar bekannt gegeben. 

Für Projektleiter Sauro Bianchi von der BFH-AHB war der Besuch der philippinischen Delegation in Biel der perfekte Abschluss des Projekts: «Es war das erste Mal seit Beginn des Projekts, dass wir alle philippinischen Partner in der Schweiz versammeln konnten», sagt er. «Der Austausch hat sich wirklich gelohnt und diente als Inspiration – auf beiden Seiten – um die Herausforderung des Upcyclings von Agroforstabfällen durch kostengünstige und wirklich nachhaltige Innovationen anzugehen.»  

«Aus Kokosnussschalen wurden erfolgreich Sperrholzproben im Labormassstab hergestellt, welche die meisten internationalen Standards für Außenanwendungen erfüllten", beschreibt Sauro Bianchi die Ergebnisse der Pilotanlage. «Die Extrakte wurden zudem erfolgreich für die Herstellung von Cocoboards verwendet. Diese auf Kokosnussschalen basierenden Faserplatten wurden in einem früheren Forschungsprojekt entwickelt und werden nun von dem BFH-Spin-off 'NaturLoop' auf den Markt gebracht.» 
 

Gemeinsamer Workshop: Deane Harder, Markus Schär und Catherine Masacayan.
Gemeinsamer Workshop: Deane Harder, Markus Schär und Catherine Masacayan.

Die Bedeutung der Zusammenarbeit  

Melanie Feurer, die Verantwortliche der BFH-HAFL für dieses Projekt, reiste mehrmals auf die Philippinen. Sie erklärt, dass das Projekt gezeigt hat, wie wichtig es ist, staatliche Stellen einzubeziehen, um politische Prozesse zu verstehen und vorauszusehen: «Um zu vermeiden, dass einheimische Baumarten verwendet werden, die gesetzlich geschützt sind, konzentrierten wir uns auf exotische Arten, die von der Regierung für die Wiederaufforstung gefördert werden, und auf Kokosnuss, das am meisten verfügbare biobasierte Produkt aus der philippinischen Agroforstwirtschaft», so Melanie Feurer. «Die Feldforschung im Rahmen dieses Projekts hat jedoch gezeigt, dass die exotischen Arten in den Plantagen nur begrenztes Rohmaterial für eine Tannin-Wertschöpfungskette liefern.»  

«Daher», so Feurer abschliessend, «verzichteten wir auf die Verwendung von Baumrinde als Tanninquelle und konzentrierten uns auf Kokosnussschalen, da diese ein geeignetes und derzeit gut verfügbares Material sind.»  

Das Projekt «Pinoy Tannin» wurde durch das vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte r4d-Programm unterstützt und basierte auf der Zusammenarbeit verschiedener Abteilungen der Berner Fachhochschule, des Forest Products Research and Development Institute, der Visayas State University und der Philippine Coconut Authority.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald, Holz, Bau + Architektur
Rubrik: Forschung