«An der BFH umarmt man die Digitalisierung als Herausforderung»

22.11.2023 Der BFH-Tag 2023 stand ganz im Zeichen der Digitalisierung. Es ging um Chancen und Risiken, Grenzen und Möglichkeiten von immer intelligenter werdenden digitalen Tools. Und darum, welche Rolle dem Menschen in dieser neuen, digitalen Welt zukommt.

Die fortschreitende Digitalisierung unseres Lebens und die Frage, wie wir mit den sich immer schneller entwickelnden Anwendungen Schritt halten können, beschäftigen viele Menschen. Die BFH hat die damit zusammenhängenden Fragen aufgegriffen. Das hat auch der Moderator der Veranstaltung, Florian Imhauser ganz zu Beginn festgehalten: «An der BFH umarmt man die Digitalisierung als Herausforderung.»

Ungebremst innovativ

Dass es sich bei der Digitalisierung wahrlich nicht um die erste Transformation der Gesellschaft handelt, hielten viele Sprecher*innen fest. Allen voran Rektor Sebastian Wörwag, der die Digitalisierung mit der Einführung der Eisenbahn verglich und dazu ermunterte, den schnellen Wandel zuzulassen, ohne dabei Vorsicht und Voraussicht aus den Augen zu verlieren. «Wo künstliche Intelligenz draufsteht, muss menschliche Intelligenz drinstecken», so sein Votum. Und darin pflichtete ihm Regierungsrätin Christine Häsler bei: «Wir alle sind auf den Transfer von Know-how in den Alltag angewiesen, damit Digitalisierung gelingen kann.»

Eine stete Gratwanderung zwischen Innovation und Regulierung zeigte sich im Gespräch zwischen Martine Docourt, Verantwortliche Departement Politik der Gewerkschaft UNIA, und Lukas Federer, stellvertretender Bereichsleiter Infrastruktur, Energie und Umwelt bei Economiesuisse. Wo die Gewerkschafterin in der Digitalisierung einen Treiber der Deregulierung sieht, relativiert der Wirtschaftsvertreter: «Die meisten Studien zeigen, dass Digitalisierung gleich viele Jobs schafft, wie sie überflüssig macht.»

Fantastisch ökologisch?

Der zweite Teil des Abends war den Transfermöglichkeiten der Digitalisierung in den Alltag gewidmet. Die beiden BFH-Dozenten Jan Bieser und Martin Ziesack legten einerseits dar, wie die Digitalisierung ganz konkret unsere tägliche Umwelt prägt. Bieser betonte, dass die fantastischen Möglichkeiten digitaler Technologie auch mit ökologischen Chancen und Risiken verbunden seien. Um das Potenzial der Technologie für die Umwelt wirklich nutzen zu können, müsse man sich vermehrt fragen, warum wir digitale Tools einsetzen: «Wir müssen uns also auch die Geschäftsmodelle hinter der Digitalisierung ansehen.»

Martin Ziesack zeigte seinerseits, warum man ein komplexes Ökosystem wie einen Wald in digitale Zwillinge überführen, und diese Zwillinge dank ausgeklügelter Sensorik und Algorithmen und IT-Systeme für Optimierungen der Waldbewirtschaftung nutzen kann. Im Grunde aber, bleibe es der Mensch, der im Wald arbeitet: «Ich bin ein Förster», stellte er schon ganz zu Beginn klar.

Flexibel und effizient

Sarah Dégalier Rochat, Leiterin des Themenfeldes Humane Digitale Transformation, erläuterte, wie die Digitalisierung die Arbeitsbedingungen grundsätzlich verbessern kann. Sie sprach von Cobots, also Maschinen, die auf Augenhöhe mit Menschen zusammenarbeiten. Denn das Tandem Mensch-Maschine sei nicht so starr wie klassische Automatisierung und böte grössere Agilität: «Wir müssen Maschinen entwickeln, die vielleicht weniger effizient, dafür aber flexibler sind.»

Gleichzeitig betonte sie, dass auch der Vereinfachung der Maschinen Grenzen gesetzt sind. Damit die Mensch-Maschine-Interaktion funktioniere, müssten Menschen die nötigen Kompetenzen für den Umgang mit der Maschine erhalten.

Spinnen und messen

Um konkrete Anwendungen ging es anschliessend bei den Präsentationen von zwei BFH-Alumni. Benjamin Habegger und Dorian Selz als Vertreter der Start-ups Axiamo und Squirro führten aus, wie sie durch das Studium und die Zusammenarbeit mit der BFH ihre Anwendungen in den Bereichen künstliche Intelligenz und Aktivitätsmessung entwickeln und auf den Markt bringen konnten.

Während Benjamin Habegger sein Start-up vorstellte, das die Grundlagen für immer intelligentere Sensorik unter anderem in der Sportbranche entwickelt und mit der Community teilt, erklärte Selz, wie man die Schwächen einer aktuell gängigen KI beheben kann und dass zu Innovation immer auch eine Prise Freigeist gehört: «Wenn man Innovation macht, muss man ein bisschen spinnen», war seine Beobachtung und sein Aufruf ans Publikum.

Digital mündig

Den Abschluss der Veranstaltung machte wiederum Sebastian Wörwag, nachdem Poetry Slam-Weltmeisterin Gina Walter das zuweilen ernste Thema noch mit einem Augenzwinkern resümierte.

Man müsse Technologie für Menschen entwickeln, brauche aber auch digital mündige Menschen im Zeitalter der Maschinen, so der Rektor. Und: «Nicht angstbelegt, sondern aktiv und positiv wollen wir der Digitalisierung begegnen».

Impressionen vom BFH-Tag 2023

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