Mit Hundenasen gegen Schädlinge

15.09.2023 Insektizide und Netze schützen gefällte Bäume vor einem Befall durch Borkenkäfer. Aber auch Spürhunde helfen bei der Suche nach den Schädlingen: Sie riechen die Käferpheromone schon bevor die Käfer sichtbaren Schaden anrichten können, wie eine Studie in Zusammenarbeit mit der BFH-HAFL bestätigt.

Border Collie-Rüde Brenden vergewissert sich, ob ein Baum von Borkenkäfern befallen ist.
Border Collie-Rüde Brenden vergewissert sich, ob ein Baum von Borkenkäfern befallen ist. Bild: zVg


Abrupt setzt sich Border Collie-Rüde Brenden hin und fixiert mit starrem Blick eine zwanzig Meter hohe Fichte. So zeigt er seiner Besitzerin, Tabea Haupt, an, dass dieser Baum vermutlich von Borkenkäfern befallen ist. Im Anschluss verifiziert eine Försterin oder ein Forstwart den Befall, indem der Baum gefällt und die Rinde punktuell entfernt wird. So werden allfällige Frassgänge und auch die Borkenkäfer selbst sichtbar. Die gefällten Bäume werden entweder vor Ort oder ausserhalb des Bestandes komplett entrindet oder als Fangbaum noch einige Tage im Wald liegen gelassen. Warum? Borkenkäfer werden vom geschwächten Baum angelockt und lassen sich so von den vitalen Fichten ablenken. «Insektizide oder Netze wurden in unseren Perimetern und im Rahmen unseres Projektes nie verwendet», sagt die Biologin und Absolventin des Alpenmaster-Studiengangs an der BFH-HAFL, Tabea Haupt. (Siehe dazu Artikel «Mit Netzen gegen den Borkenkäfer»). 
 

Vor einem Training und vor dem Einsatz bespricht das Team das genaue Vorgehen (Tabea Haupt mit weisser Mütze). Bild: zVg
Vor einem Training und vor dem Einsatz bespricht das Team das genaue Vorgehen (Tabea Haupt mit weisser Mütze). Bild: zVg

Schnüffeln nach Pheromonen

Den Borkenkäferbefall festgestellt hat Brenden aufgrund dreier Pheromone, die Borkenkäfer im Frühstadium ausstossen. So kann ein Befall sogar schon dann festgestellt werden, wenn noch gar keine Schäden mit blossem Auge zu erkennen sind. «Brenden hat Anfang 2023 die Spürhundeprüfung bei Neozoen Detection Dogs souverän bestanden», sagt Tabea Haupt. Die Ausbildung hat ein Jahr gedauert. Seither steht Brenden für die Suche nach Borkenkäfern im Einsatz. Es werden Hunde auch auf die Bekämpfung anderer invasiver Schädlinge ausgebildet wie des Asiatischen Laubholzbockkäfers, des Japankäfers oder des Citrusbockkäfers.

In anderen Ländern bereits bewährt

Tabea Haupt ist bei Pro Natura Aargau aktiv, engagiert sich stark für den Naturschutz und hat den Naturschutzverein Hauptsach Natur gegründet. Auf der Suche nach einer Arbeit, die sie gemeinsam mit ihren Hunden verrichten kann, kam sie auf die Idee, die sensiblen Hundenasen für die Suche nach Borkenkäfern zu nutzen - eine Methode, die sich in Schweden, Deutschland und Österreich bereits bewährt hat. Im Schweizer Pilotprojekts soll explizit das Frühstadium des Befalls mittels Pheromone detektiert werden. Die Erfahrungen der jungen Biologin sind vielversprechend.

«Die sechs auf die Borkenkäfer-Pheromone ausgebildeten Hunde wurden indoor in einem aufwändigen, doppelblinden Testverfahren auf Effizienz getestet», sagt Tabea Haupt. Die Hunde hätten über 99 Prozent der Proben richtig angezeigt, so Haupt; Fehlanzeigen waren meist auf Fehlinterpretation der Hundeführenden zurückzuführen. Für diese Studie haben Tabea Haupt und ihr Team mit der BFH-HAFL zusammengearbeitet. Ein Student der Waldwissenschaften hat seine Semester- sowie Bachelorarbeit über die Borkenkäferspürhunde geschrieben und die Indoortrainings und Testdurchläufe wissenschaftlich begleitet. 
 

Unter welchen Bedingungen es sich für Forstbetriebe lohnt, Spürhunde einzusetzen, muss erst noch untersucht werden. Bild: zVg
Unter welchen Bedingungen es sich für Forstbetriebe lohnt, Spürhunde einzusetzen, muss erst noch untersucht werden. Bild: zVg

Vielversprechende Resultate

Als Folgeprojekt werden die Hunde draussen im Wald getestet und von Fachpersonen aus den Bereichen Geodaten, Forst, Kynologie und Biochemie begleitet. Im Frühsommer 2023 waren Brenden und seine Spürhunde-Kollegen in der Ostschweiz erstmals im Einsatz. Es war ein voller Erfolg, die Spürhunde fanden vom Borkenkäfer frisch befallene Fichten. Im Praxistest zeigte sich, dass die Hunde den Befall schon sehr früh detektierten – noch bevor der Förster überhaupt Symptome sehen konnte.

Ein BFH-HAFL-Student oder eine -Studentin der Forstwissenschaften soll voraussichtlich die zweite Projektphase wissenschaftlich begleiten. Diese Projektetappe wird finanziert durch den Lotteriefonds St. Gallen, die Stiftung Umweltengagement sowie Privatpersonen, die das Crowdfunding von Hauptsach Natur unterstützten.

«Der Ansatz mit den Hunden ist sehr vielversprechend. Wir wollen nun herausfinden, unter welchen Bedingungen es sich für Forstbetriebe wirklich lohnt, Borkenkäferspürhunde einzusetzen», sagt Tabea Haupt.

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Fachgebiet: Agronomie + Wald
Rubrik: Forschungseinheit