Schnittstellen der zeitgenössischen Musik

Das Forschungsfeld befasst sich mit ästhetischen Phänomenen, die seit den 1990er-Jahren immer stärker ins Blickfeld rücken: Composed Theatre, Klangforschungen, neue Musiksysteme, improvisatorische Praktiken, Verbindungen zu Malerei und Literatur, neue Autorhaltungen in der Performancepraxis wie das Verschwinden des Interpreten.

Das Erkenntnisinteresse des Forschungsfelds gilt entsprechend nicht in erster Linie statischen Werkstrukturen, sondern kreativen Entwicklungsprozessen sowie den sozialen Interaktionsmustern, die diesen zugrunde liegen. Erörtert werden ferner die heute vieldiskutierten Fragen nach der «Welthaltigkeit», nach musikalischer Autonomie und Relationalität, nach gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Zusammenhängen insbesondere des experimentellen Musiktheaters und benachbarter Bühnenformen.

Zur Erfassung und Dokumentation von Praktiken der zeitgenössischen Musik bedient sich das Forschungsfeld u. a. bewährter Verfahren der qualitativen Feldforschung und der Ethnographie. Zur Prozessdeutung werden neben Erklärungsmodellen der genetic studies of performances insbesondere Handlungstheorien aus der Ritualforschung herangezogen.

Kernkompetenzen

  • Empirische Beobachtung und Analyse von Kreationsprozessen in den zeitgenössischen performing arts
  • Experimentelle Forschung an den künstlerischen Mitteln der zeitgenössischen Musik
  • Expertise zu Exzellenzförderung und Qualitätsentwicklung der Schnittstellen von Musik zu Theater, bildender Kunst, Literatur etc.
  • Gestaltung, Begleitung und Evaluation von Projekten, die das dialogfördernde und identitätsstiftende Potential der experimentellen Musik nutzen (Interkulturalität, Migration, Globalisierung)

Laufende Projekte

Helvetia through a Twelve-Note Lens

Switzerland was one of the very first countries whose composers engaged with Schoenberg’s method, adapting it to meet their own needs. This project will chart the history of Arnold Schoenberg’s 12-note method in Switzerland, from its initial reception in ca 1923 via its heyday in the late 1940s and 1950s to its decline towards the end of the century, as post-Modernism and neo-tonality asserted themselves. Its intersection with politics and political aesthetics will be investigated, along with transnational aspects of the method.

The Origins of Sounds

Working with bodily movements in electronic music and sound art

This research project has two main goals. First, a seminar shall enable the students to experience many different set-ups for tracking the gestures of performers or audiences. By testing these set-ups themselves, they will get a completely different perspective on the technology and the artistic possibilities that it offers. Not only will they get a deeper understanding of how gestures and sounds can be combined, but they will also be able to create their own works with these existing systems. The second goal is to prepare the pre-existing research work for publication in a book format.

Schreiben mit Stimmen

Zeitgenössische Kompositionspraktiken für die Stimme

«Schreiben mit Stimmen» fragt nach Kompositionsstrategien und Ästhetiken zeitgenössischer Musik, wie sie sich in diesen gesellschaftlichen und technologischen Bezügen präsentieren. Fokussiert werden kompositorische Strategien, die in Konkurrenz zur traditionellen Notenschrift stehen, da sie sich sowohl an der aufgezeichneten Stimme als auch an ihren aussermusikalischen Referenzsystemen orientieren.

Im Brennpunkt der Entwicklungen

Der 1900 gegründete und 2017 aufgelöste Schweizerische Tonkünstlerverein (STV) war für die Entwicklung zeitgenössischer Musik in der Schweiz zentral. Seine Tätigkeit hat sich in einem umfangreichen Archiv niedergeschlagen. Es spiegelt die kulturellen und gesellschaftspolitischen Umbrüche und Entwicklungsprozesse, die für die Zeit seit 1975 näher untersucht werden, fokussiert auf konkurrierende ästhetische Positionen und institutionelle, gesellschafts-, kultur- sowie medienpolitische Bedingungen.

Opera mediatrix

Avanciertes Musiktheater und kollektive Identitätsbildung in der Schweiz seit 1945

Das Projekt befasst sich mit der Bedeutung des avancierten Musiktheaters für die (De-)Konstruktion gemeinschaftsstiftender Mythen in der Schweiz seit 1945 und untersucht deren Einfluss auf die Bildung kollektiver Identitäten mittels semiotischer Exegese, Diskursanalyse und aufführungspraktischer Dekonstruktion. Erörtert wird hierbei die Forschungsfrage, welche Arten von Wir-Bewusstsein mit welchen musikszenischen Mitteln a) symbolisch abgebildet und b) performativ hervorgebracht werden.

Kontakt

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Hochschule der Künste Bern HKB
Forschung
Institut Interpretation
Betriebsassistenz: Reto Witschi
Fellerstrasse 11
CH-3027 Bern