Intergenerationale Weitergabe von Motivationen für kollektives Handeln

Die Studie untersucht am Beispiel der kurdischen Diaspora in der Schweiz, welche Faktoren für die Weitergabe kollektiven Handelns und politischer Identität an die Folge-Generationen wichtig sind.

Fiche signalétique

  • Départements participants Travail Social
  • Institut(s) Institut diversité sociale et culturelle
  • Organisation d'encouragement FNS
  • Durée (prévue) 01.07.2023 - 30.06.2025
  • Direction du projet Dr. Orhan Kaya
  • Mots-clés Intergenerationale Weitergabe, kollektives Handeln, kurdische Diaspora

Situation

Die Schweiz hat im Laufe ihrer Geschichte Menschen aus verschiedenen Ländern aufgenommen, die das soziale Gefüge des Landes geprägt haben. Unter diesen Gruppen ragen die Kurden als eine Gemeinschaft heraus, die seit Jahrzehnten in die Schweiz migriert und eine bedeutende demografische Präsenz aufweist. Politische Instabilität, Konflikte und kulturelle Unterdrückung in ihren Heimatländern – Irak, Iran, Syrien und Türkei – sind die Hauptgründe für die Migration von kurdischen Menschen. Diese haben infolgedessen nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch aufgrund politischer und kultureller Zwänge Zuflucht in der Schweiz gesucht. Die kurdische Diaspora in der Schweiz ist eine der politisch aktivsten Gemeinschaften. Die Repressionen, denen sie in ihren Heimatländern ausgesetzt war, haben ein starkes Gefühl der kollektiven Identität gefördert und zu gut organisierten Netzwerken geführt. Durch Vereine, kulturelle Veranstaltungen und politische Aktivitäten versuchen Menschen kurdischer Herkunft, ihre Identität zu bewahren und ihre Stimme auf der internationalen Bühne zu erheben. Dies hat direkten Einfluss auf die Integrationsprozesse und macht die multikulturelle Landschaft der Schweiz sichtbarer. Das politische und kulturelle Engagement der kurdischen Diaspora stärkt die Solidarität der Gemeinschaft und stellt zugleich eine Herausforderung dar für die Migrations- und Integrationspolitik der Schweiz.

Approche

Diese Studie basiert auf halbstrukturierten Interviews mit Personen der kurdischen Diaspora, die aus vier verschiedenen Regionen (Iran, Irak, Syrien und Türkei) in die Schweiz migriert sind. Die Interviews ermöglichen, den historischen Prozess der kurdischen Migration, der seit rund 50 Jahren andauert, und die Dynamik des kollektiven Handelns, die sich entwickelt hat, zu untersuchen. Die Studie konzentriert sich insbesondere auf die Beziehungen zwischen den Generationen, die Weitergabe der politischen Identität über Generationen hinweg und die kollektiven Handlungspraktiken innerhalb der Diaspora. Die Migrationserfahrungen der Teilnehmenden, die Wahrnehmung der politischen Identität und die Solidaritätsmechanismen innerhalb ihrer Gemeinschaft wurden mit Hilfe einer thematischen Analyse ausgewertet, was zu einem tieferen Verständnis über die Auswirkungen der kurdischen Diaspora auf die soziopolitische Struktur der Schweiz führt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, wie sich die kurdische Diaspora in der Schweiz geformt hat, welche Rolle die verschiedenen Generationen in diesem Prozess gespielt haben und wie die politische Identität über Generationen hinweg weitergegeben wurde. Darüber hinaus beleuchtet die Studie, wie das kollektive Gedächtnis der Kurd*innen in der Diaspora konstruiert wurde und wie dieses mit den sozialen und politischen Strukturen in der Schweiz interagiert.

Résultat

Diese Studie untersucht über vier Generationen hinweg die intergenerationalen Beziehungen zwischen Personen, die in die Schweiz eingewandert sind oder hier geboren wurden und aufgewachsen sind. Insbesondere wurde festgestellt, dass die Familiendynamik eine zentrale Rolle bei der intergenerationellen Weitergabe von kollektiven Handlungen und politischen Einstellungen spielt. Darüber hinaus zeigte die Untersuchung, dass der Gebrauch der Muttersprache und deren Vermittlung an die nachfolgenden Generationen ein wichtiger Faktor sind, um Kultur und Einstellungen über Generationen hinweg weiterzugeben. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie ist die Bedeutung von Diaspora-Organisationen – wie die Gründung von Vereinen, Stiftungen und die Organisation verschiedener Festivals, Gedenkveranstaltungen und Treffen – für die Stärkung der kulturellen und politischen Einheit innerhalb der Diaspora. Es stellte sich dabei heraus, dass die aktive Nutzung kurdischer schriftlicher und visueller Medien ein entscheidender Faktor für die generationsübergreifende Weitergabe politischer Einstellungen und kollektiver Handlungsprozesse innerhalb der kurdischen Diaspora ist.

Ce projet contribue aux objectifs de développement durable suivants

  • 16: Justice et paix