• Story

Mit dem Minor zusätzliche Kompetenzen erwerben

20.10.2025 Mit den neuen Minors können Studierende tiefer als bisher in zwei wichtige Querschnittthemen eintauchen: zirkuläres und nachhaltiges Bauen sowie integrales digitales Bauen. Die Verantwortlichen ziehen eine erste Zwischenbilanz. Der interdisziplinäre und praxisnahe Ansatz der Angebote sei herausfordernd, das Feedback der Teilnehmenden aber positiv. Mit den Minors könnten sich die Studierenden zusätzliche Kompetenzen in zukunftsträchtigen Bereichen des Bauens aneignen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die neuen Minors «Zirkuläres und nachhaltiges Bauen» und «Integrales digitales Bauen» qualifizieren Studierende in zentralen Themen der Baubranche.
  • Studierende können im Minor ihre individuellen Bedürfnisse einbringen und gewinnen wichtige Erkenntnisse durch die praxisnahe Vermittlung neuer Kompetenzen.
  • Der interdisziplinäre Ansatz der Minors und die Zusammenarbeit zwischen drei Studiengängen ist anspruchsvoll, nach den bisherigen Erfahrungen aber auch eine Chance.

Die beiden im Februar 2025 gestarteten Minors sind ein neues Angebot im Umfang von 12 ECTS, das allen Studierenden der Studiengänge Architektur, Bauingenieurwesen und Holztechnik offensteht. Es kann im 4. und im 5. Semester als Alternative zu den anderen Wahlangeboten gewählt werden. Zwei Eigenheiten unterscheiden den Minor von konventionellen Wahlkursen: Erstens vereint er Studierende aller drei Disziplinen, die Zusammenarbeit über die Grenzen des eigenen Studienfachs hinaus ist Programm. Und zweitens ermöglichen die Minors eine bisher im Bachelor-Studium nicht mögliche Vertiefung in Themenbereichen, die beim Bauen immer wichtiger werden: Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die zusätzliche Qualifikation wird im Diplom explizit ausgewiesen.

Screenshot 3D-Tool
Wie man digitale Tools für die interdisziplinäre Zusammenarbeit im Bauwesen einsetzt, lernen Studierende der BFH im Minor «Integrales digitales Bauen».

Mehr als Wissensvermittlung

Mit den Minors verfolgt die BFH ehrgeizige Ziele. «Computergestützte Tools setzen sich langsamer durch, als wir vor 20 Jahren gedacht haben, die Widerstände in der Branche sind gross», sagt Edyta Augustynowicz, die Co-Leiterin des Minors «Integrales digitales Bauen». Heute sei fehlende Kompatibilität eine «Effizienzbremse» für die Branche. «Um das zu ändern, müssen wir in der Bildung ansetzen.» Der Minor solle den Studierenden vermitteln, wie sie digitale Tools für die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen nutzen können. Dazu setze man nicht nur auf die Vermittlung von technischem Wissen: «Das Gefäss ermöglicht den Studierenden, vertieft darüber nachzudenken, wie man gute Lösungen für konkrete Herausforderungen und Projekte finden kann.» Adrian Wildenauer, Co-Leiter Minor «Integrales digitales Bauen» und Verantwortlicher für das Thema Informationsmanagement, betont: «Es ist heute absolut notwendig, dass Studierende im Umgang mit digitalen Methoden und insbesondere dem Informationsmanagement geübt sind. Dieses bildet die Basis für sämtliche Prozesse im digitalen, aber auch im nachhaltigen Bauen».

Ähnlich ist die Ausgangslage beim Minor «Zirkuläres und nachhaltiges Bauen», wie dessen Co-Leiter Urs-Thomas Gerber erläutert: «Eigentlich sollte nachhaltiges Bauen längst selbstverständlich sein. Ist es aber nicht.» In der Realität sei Planen und Bauen immer ein Abwägen zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Faktoren. Man könne die «perfekte Lösung» nicht einfach lernen, sondern müsse sich in diesem Spannungsfeld den verschiedenen Zielen annähern und dabei flexibel bleiben. «Wie Nachhaltigkeit funktioniert, merkt man erst, wenn man sich vertieft mit realen Projekten beschäftigt. Im Minor tun wir das.»

Baustelle mit halbfertigem Rohbau im Hintergrund, im Vordergrund Projektleiter mit einer Gruppe Studierender - alle mit Warnwesten und Helmen
Der Einblick in konkrete Projekte vor Ort im Minor festigt das theoretische Wissen der Studie-renden über nachhaltiges Bauen und konfrontiert sie mit der Realität der Berufswelt.

Im direkten Kontakt mit der Berufsrealität

Ein typischer Tag im Minor «Zirkuläres und nachhaltiges Bauen» widmet sich ganz einem konkreten Objekt. Nach der Einführung – teilweise vor Ort – bearbeiten die Studierenden das Thema selbstständig weiter auf der Basis eines angebotenen Lösungsvorschlags oder mit einem ihrem spezifischen Interesse entsprechenden eigenen Ansatz. Als Beispiel nennt Urs-Thomas Gerber die Umnutzung eines Heustocks zu Wohnraum: «Wie bringt man Tageslicht ins denkmalgeschützte Bauernhaus, wie berechnet man Hitzeschutzmassnahmen effizient, wie verläuft der Bewilligungsprozess? Das Objekt bot Architekten, Ingenieurinnen und Holztechnikern gleichermassen spannende Themen.» Am Schluss des Tages präsentierten alle ihre Lösungsvorschläge und erhielten ein Feedback. Im zweiten Minor-Semester bearbeiten dann mindestens zwei Studierende aus verschiedenen Studiengängen gemeinsam ein selbst gewähltes Thema. Dabei werden sie von den Dozierenden gecoacht.

Für Praxisnähe sorgen in den Minors auch Externe. Am Minor «Integrales digitales Bauen» beteiligen sich Fachleute aus der Industrie und aus Architekturbüros, die mit digitalen Tools arbeiten. «Dank ihnen erhalten die Studierenden ein Feedback aus der Praxis», sagt Edyta Augustynowicz. Besuche in Unternehmen geben den Studierenden zusätzlich Einblick in die Arbeitswelt der Planungs- und Baubranche.

Verantwortung für die Zukunft übernehmen

Zur Halbzeit des ersten Minor-Jahrgangs fällt die Zwischenbilanz positiv aus. Für den Minor-Projektkoordinator Tobias Keller ist die Zahl von insgesamt rund 40 Teilnehmenden eine schöne Überraschung. «Vor allem bin ich aber froh, dass es gelingt, in einer interaktiven Unterrichtsform auf die Bedürfnisse der Studierenden einzugehen.» Daniel Baur, Co-Leiter des Minors «Zirkuläres und nachhaltiges Bauen», ergänzt, dass es bei Nachhaltigkeit und Digitalisierung um die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft gehe: «Ich habe unter den Studierenden Menschen getroffen, für die es eine Herzensangelegenheit ist, Verantwortung zu übernehmen. Ihre Rückmeldungen zeigen mir, dass wir sie dabei ermutigen konnten, diesen Weg weiterzugehen.» Oder wie sich Urs-Thomas Gerber ausdrückt: «Die Komplexität des Themas Nachhaltigkeit macht viele hilflos. Ich habe das Gefühl, dass die Studierenden jetzt wissen, wie man die Dinge angehen kann.»

Studierende sitzen im selber, mittels digitaler Tools produzierten, Holzpavillon.
Mit dem Bau eines Holzpavillons haben die Studierenden im Modul Digitale Fertigung ihr neues Wissen über digitale Tools für die Planung und Fertigung sofort nutzen können.

Interdisziplinarität als Chance

Edyta Augustynowicz stellt fest, dass geschätzt werde, wie die Dozent*innen die Bedürfnisse der Studierenden aufnähmen und Wissen praxisnah vermittelten: «Aber wir wollen noch besser werden und den Minor noch stärker darauf ausrichten, dass sich die Studierenden auf sinnvolle Weise einbringen können.» Eine Herausforderung bleibe der interdisziplinäre Ansatz: «Wir möchten allen Studierenden die Kompetenzen vermitteln, die sie für die eigene Entwicklung brauchen. Das ist nicht einfach, wenn Studierende aus drei Disziplinen mit jeweils anderer Ausgangslage und unterschiedlichen Bedürfnissen zusammenkommen. Aber es ist auch eine grosse Chance.» Die Zusammenarbeit über die Disziplingrenzen hinweg sei sowohl für Studierende wie für Dozierende schwieriger als vermutet, schliesst Tobias Keller: «Wir müssen den Austausch innerhalb des Departements Architektur, Holz und Bau der BFH und die persönliche Begegnung fördern. Mit den Minors sind wir einen wichtigen Schritt weitergekommen.»

Mehr erfahren

Rubrik: Studium