Meister der Digitalisierung

07.06.2019 Die Berner Fachhochschule bietetseit diesem Frühling einen Masterstudiengang in «Digital Transformation» an. Ein modulares System mit über 30 Lehrbausteinen trägt der Nachfrage nach individualisierten Studienprofilen Rechnung.

Die Digitalisierung bestimmt zunehmend unseren Alltag. Disruptive Geschäftsmodelle wie Uber, Airbnb oder Doodle verändern Gewohnheiten von Konsumenten und Spielregeln in der Wirtschaft. Der Bedarf an Fachpersonal, das die neuen Spielregeln der sogenannten vierten industriellen Revolution beherrscht, wächst stetig. Das Departement Technik und Informatik der Berner Fachhochschule reagierte im Jahr 2017 mit einem sogenannten CAS-Modul in «Digital Transformation» auf den Megatrend. CAS, Certificates of Advanced Studies, sind selbstständige, thematisch fokussierte Lehrgänge.

A-la-carte-System für individualisierte Studiengänge

Bramwell Kaltenrieder wirkt seit einem Jahr dabei mit, an der Berner Fachhochschule im Bereich Weiterbildung zum Thema Digitalisierung einen Masterstudiengang aufzubauen – mittlerweile ist er für diesen verantwortlich. Dieser umfasst vier CAS-Bausteine und eine Abschlussarbeit, die Master-Thesis. Dabei sah sich der Professor für Digital Business und Innovation und das Projektteam mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert: «Einerseits sind in den Unternehmen neue Kompetenzen erforderlich, um mit neuen Technologien und sich ändernden Geschäftsmodellen erfolgreich umgehen zu können: Nur so sind die Fach- und Führungskräfte in der Lage, Chancen zu erkennen und insbesondere auch umzusetzen. Andererseits wünschen sich Studierende zunehmend individualisierte Studienprofile», sagt Kaltenrieder.
Ein A-la-carte-System ermöglicht stark individualisierte Studiengänge. Studierende des berufsbegleitenden MASLehrgangs «Digital Transformation» können aus über 30 CAS-Modulen auswählen – je eines aus den Bereichen Strategie und Leadership sowie zwei zu spezifischen digitalen Technik- oder Fachthemen. Jede von der BFH angesprochene Branche und Fachdisziplin ist von der Digitalisierung betroffen. Folgerichtig stehen die über 30 CAS-Module für die ganze Bandbreite des Studienangebots der BFH-Departemente: «Der neue Masterstudiengang ist einer der interdisziplinärsten Studiengänge», sagt Bramwell Kaltenrieder.

Intensiver Austausch mit der Wirtschaft

Der Professor ist seit 25 Jahren im Digital Business als Unternehmer, Berater und Dozent tätig. Mittels eines wissenschaftlichen Kooperationsprojekts eruierte er zusammen mit Vertretern aus der Wirtschaft, welche neuen Fähigkeiten es in Unternehmen im Zusammenhang mit der Digitalisierung braucht. Ein von Kaltenrieder entwickeltes digitales Kompetenzmodell berücksichtigt die Bereiche Strategie und Innovation, Führung sowie Fach- und Technik-Kompetenzen.Der neue Studiengang setzt auf diesem Modell auf. Themen der damit integrierten CAS-Module reichen von «Strategisches Management im Technologieumfeld» über «Practical Machine Learning» bis hin zu «eHealth».
Auch in der Didaktik nutzen Kaltenrieder und seine Kolleginnen und Kollegen an der BFH immer mehr neue Möglichkeiten, die die Digitalisierung eröffnet hat. So führt zum Beispiel das Format «Flipped Classroom» zu neuen Lernerlebnissen und -erfolgen: Die Studierenden lernen die Theorie nicht mehr im Frontalunterricht, sondern eignen sich die Grundlagen über empfohlene Videos, Bücher und elektronische Hilfsmittel in der Vorbereitungsphase selber an. Die gemeinsame Zeit im Kontaktunterricht wird hingegen ausschliesslich für die Vertiefung des neuen Wissens, Übungen, Anwendungen und begleitete Projektarbeiten genutzt. «Flipped Classroom» ist eine der Antworten auf das veränderte Medienverhalten der Studierenden und auf das immense Wissen im Internet, das noch nie so einfach zugänglich war. «Neben dem Vermitteln und dem Orchestrieren des selbstständigen Erwerbs von Wissen geht der Mehrwert des Dozenten aus meiner persönlichen Sicht immer mehr in Richtung praxisorientierter Anwendung, Vernetzung und Coaching». In der anwendungsorientierten Lehre liegt bekanntlich einer der Stärke von Fachhochschulen wie der BFH. «Neben Expertenwissen sind in der Folge fundierte Praxiserfahrung und neue didaktische Kompetenzen des Lehrkörpers zentrale Grundlagen dafür, dass dies auch in Zukunft so bleibt».
Alles neu also? Kaltenrieder winkt schmunzelnd ab. Die Digitalisierung habe zwar eine Dematerialisierung zur Folge, diese werde jedoch nicht komplett sein: «Die Zukunftist hybrid, der digitale Anteil wird einfach höher.» Ebenso bleibt der neue Studiengang eine Mischform. Ganz analoge Studienreisen wird es auf Ebene CAS weiterhin geben. So reisen die Studierenden des CAS «Strategisches Management im technologischen Umfeld» zum Beispiel für eine Woche nach Shanghai, wo sie an einer Partneruniversität der BFH neue Facetten der Internationalisierung kennenlernen und sich dort mit lokalen Branchenkollegen austauschen können.

 

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